Ferrari 250 GT Europa

Ab 1953 bot Ferrari mit dem 250 einen neuen Straßensportwagen an. Man nutzte dieses Modell zwar weiterhin auch für Sportwagenrennen, Hauptzweck war jedoch der Verkauf an Privatkunden. Damit finanzierte Enzo Ferrari sein Motorsportprogramm in der Formel 1 sowie mit reinrassigen Prototypen. Wie bereits im 166, 195 und 212 arbeitete unter der langen Motorhaube ein V12-Triebwerk. Allerdings handelte es sich anfänglich, im 250 Europa, nicht um das bereits bekannte Aggregat von Gioacchino Colombo. Stattdessen verkleinerte Ferrari den Hubraum des von Aurelio Lampredi für die größeren Sportwagen 340 America und 375 America entwickelten V12 auf drei Liter. Nach nur 20 Exemplaren erschien als Weiterentwicklung der 250 GT Europa, mit dem Ferrari zum Colombo-Motor zurückkehrte.

Weiterentwicklung mit Colombo-V12

Anhand der beibehaltenen Modellbezeichnung lässt sich ablesen, dass es bei drei Litern Hubraum blieb. Ferrari vergab zu dieser Zeit Ziffernfolgen, die für den Hubraum eines einzelnen Zylinders standen. Beim 250 GT Europa brachte es der V12 auf 162 kW/220 PS. Um den in seinen Abmessungen veränderten Motor unterbringen zu können, erstellte man ein neues Rohrrahmenchassis mit dem internen Code Tipo 112. Damit verabschiedete man sich von den querliegenden Blattfedern vorn und verbaute stattdessen Schraubenfedern. Zudem fiel der Radstand mit 2,6 Metern 200 Millimeter kürzer als beim 250 Europa aus. Insgesamt konnte Ferrari zudem rund 100 Kilogramm Gewicht einsparen. Wie zuvor entstanden die meisten Karosserien bei Pinin Farina und glichen dabei optisch stark denen des Vorgängers ohne GT im Modellnamen.

Einer von 34 bei Gooding & Company

Unter den 34 entstandenen Fahrzeugen fanden sich jedoch auch drei reine Showcars und ein Coupé von Vignale für das belgische Königshaus. Im Herbst 1955 debütierte als weiterentwickeltes Fahrzeug der Ferrari 250 GT Berlinetta. Aufgrund seiner Seltenheit tauchen natürlich auch nur selten 250 GT Europa bei Oldtimerhändlern oder Auktionen auf. Gooding & Company kündigte jedoch jüngst ein ganz besonderes Exemplar für die Geared Online Auktion im Mai an (und spricht fälschlicherweise von 43 gebauten Autos). Fahrgestellnummer 0413GT wurde im August 1955 fertiggestellt und im Oktober an einen Erstbesitzer in Genua ausgeliefert. Dabei handelte es sich vermutlich um den damaligen Importeur für Johnnie Walker und Moët & Chandon in Italien, Dr. Enrico Wax. Die Coupé-Karosserie von Pinin Farina erhielt eine elegante Lackierung in Grigio Metallizzato (grau metallic) in Kombination mit einem orangebraunen Lederinterieur.

Erstmals in der Öffentlichkeit nach 60 Jahren

Ende der 1950er oder Anfang der 1960er Jahre kaufte ein Autosammler aus dem südlichen Kalifornien den Ferrari und holte ihn in die USA. Erstaunlicherweise lagerte er den Sportwagen ab Mitte der 1960er Jahre als reines Ausstellungsfahrzeug ein. Gemeinsam mit einem weiteren Ferrari und diversen amerikanischen Klassikern erfreute der Wagen fortan Freunde und Besucher der Familie in einem kleinen Privatmuseum. Im Laufe der Jahre durfte der 250 GT Europa stilvoll altern, erhielt jedoch alle nötigen technischen Durchsichten. Nach fast 60 Jahren kommt er nun erstmals wieder in die Öffentlichkeit und wird als Zeitkapsel bei Gooding & Company versteigert. Aufgrund seiner Originalität dürfte es dem nächsten Besitzer nicht schwerfallen, in der Preservation-Kategorie namhafter Concours-Veranstaltungen teilnehmen zu können. Zum erwarteten Zuschlagspreis machte das Auktionshaus noch keine Angaben.

Bilder: Gooding & Company

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