Dino 246 GT Restaurierung
Enzo Ferrari ist bekannt für seine Motorsporterfolge, die er als Rennleiter von Alfa Romeo und später mit seiner eigenen Marke erreichte. Seine größte Niederlage geschah indes nicht im Motorsport, sondern auf privater Ebene. Sein Sohn Alfredo, genannt Dino, verstarb 1956 im Alter von lediglich 24 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. Zuvor hatte er jedoch Grundlagenarbeit für einen neuen V6-Motor geleistet, mit dem er die Sportwagenmarke seines Vaters auch in kleinere Rennkategorien führen wollte. Dieses Triebwerk ging ab 1957 in der Formel 2, der Formel 1, dem Tasman Cup in Australien und in Sportwagenrennen an den Start. Da die Motorsportbehörde FIA ab Ende der 1960er Jahre eine Mindestanzahl gebauter Motoren für einige Kategorien vorschrieb, entwickelte Ferrari einen neuen Einstiegssportwagen mit Straßenzulassung. Wie bereits die Rennfahrzeuge zuvor hieß auch dieses Auto nicht Ferrari, sondern Dino.
Vom 206 GT zum 246 GT
Aldo Brovarone zeichnete bei Pininfarina die Karosserie für das neue Mittelmotorchassis. Ab 1968 gab es für nur ein Jahr den Dino 206 GT. Diesen entwickelte Ferrari schnell zum 246 GT weiter. Neben einer Hubraumerhöhung von zwei auf 2,4 Liter und einem um 60 Millimeter verlängerten Radstand erhielt der 246 auch einen in die linke C-Säule verlagerten Tankdeckel. Zudem fertigte man die Karosserie nun aus Stahl anstatt aus Aluminium. Auch der Motorblock, der bei Fiat produziert wurde, bestand nun aus Gusseisen anstelle von Alu. Der 246 GT debütierte auf dem Genfer Autosalon 1969. Bis 1971 lief der Wagen mit Zentralverschlussfelgen 357-mal als L-Serie vom Band. Für ein Jahr folgte die M-Serie und schließlich bis 1974 die E-Serie. Letztere debütierte in Genf 1972 auch als Targaversion GTS, die sich zum Verkaufsschlager entwickelte. Innerhalb von nur zwei Jahren entstanden fast ebensoviele GTS, wie vom GT in allen Produktionsjahren zusammen vom Band gelaufen waren.








































86.000 Kilometer Laufleistung
Eines der frühesten Exemplare des Dino 246 GT, das siebte der L-Serie, stand 1969 auf der IAA in Frankfurt. Es verließ das Werk in Maranello im Farbton Rosso Dino. Der Wagen mit Fahrgestellnummer 00436 wurde zum ersten in Deutschland verkauften Dino und ging nach der Automesse an den Erstbesitzer. Im Laufe der Jahrzehnte folgten Besitzer in Frankreich, Kanada und den USA. In dieser Zeit kam eine Laufleistung von rund 86.000 Kilometern zusammen. Allerdings litt der Wagen stark. 2017 brachte der aktuelle Besitzer das Auto zu Bell Sport & Classic. „Um ehrlich zu sein, bezweifle ich, dass viele andere Restaurierungsfirmen dieses Projekt überhaupt in Betracht gezogen hätten. In dem müden Zustand, in dem sich der Dino befand, erschien es nicht wirtschaftlich, zu versuchen, ihm seinen früheren Glanz zurückzugeben,“ erinnert sich Projektleiter Peter Ensor. Gemeinsam mit Marc Holden, Elliot East und Attilio Romano leitete er das Kernteam, das sich dieser Arbeiten dennoch annahm.
Restaurierung nach Ferrari Classiche Standards
Beim Zerlegen des Autos entdeckte man Spuren von zwei vorherigen Restaurierungen. Beide wurden jedoch offenbar ohne große Liebe zum Detail ausgeführt. Zudem hatte ein Vorbesitzer das Auto auf Rosso Corsa umlackieren lassen. Die Sitze trugen schwarz-rote Lederbezüge anstelle des originalen schwarzen Leders mit orangefarbenem Frottee auf der Mittelbahn. Alle Spaltmaße und Passformen waren außerhalb jeglicher Toleranzmaße. Offenbar hatte man stellenweise Ersatzbleche einfach auf die angerosteten Originale geschweißt, ohne den Rost darunter zu entfernen. Nach einigen Monaten stand der traurige Rest in Form der verrosteten Rohkarosserie in der Werkstatt. Es folgten rund drei Jahre Wiederaufbau nach den strengen Vorgaben und hohen Standards von Ferrari Classiche. Neben der Karosserie und dem Interieur wurden auch alle technischen Komponenten restauriert. Besonders viel Arbeit machten dabei perfekte Karosserieübergänge und kleine Details. Jetzt ist der Wagen besser als neu.
Bilder: Bell Sport & Classic, John Cooke