Dino 206 GT

Mitte der 1960er Jahre entwickelte Ferrari einen neuen Einstiegssportwagen. Dieser sollte den durch Alfredo ‚Dino‘ Ferrari entwickelten V6 in Mittelmotorlage als Antriebsquelle erhalten. Alfredo war der Sohn von Firmengründer Enzo Ferrari und sollte nach dessen Wunsch einmal die Autofirma übernehmen. Hierfür besuchte er die besten Schulen und wurde zum Studium der Ingenieurswissenschaften in die Schweiz geschickt. In dieser Zeit diagnostizierte man bei ihm Muskeldystrophie. Bereits 1955 besprach Dino mit seinem Vater und dessen Cheftechniker Vittorio Jano einen neuen V6-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Dieser sollte anfangs mit 1,5 Litern Hubraum als Antrieb für die damalige Formel 2 dienen. Spätere Einsätze in Rennsportwagen waren jedoch nicht ausgeschlossen. Dinos Krankheit verschlimmerte sich und führte am 30. Juni 1956 zu seinem Tod.

Seriensportwagen zur Motoren-Homologation benötigt

Das von ihm erdachte Triebwerk errang im April 1957 beim Grand Prix von Neapel erstmals einen dritten Platz, gefolgt von zahlreichen weiteren Erfolgen. Unter anderem errang Phil Hill mit einem weiterentwickelten Dino-V6 1961 die Formel-1-Weltmeisterschaft. In Erinnerung an seinen Sohn benannte Enzo Ferrari die Rennfahrzeuge mit dem V6-Motor nie als Ferrari, sondern als Dino. Für die Saison 1967 kündigte die FIA neue Regularien an, die vorsahen, dass die verwendeten Motoren in der Formel 2 aus der Serienfertigung abstammen mussten. Die geforderte Anzahl von 500 verkauften Serienautos konnte Ferrari jedoch nicht auf die Schnelle erreichen. Zur damaligen Zeit produzierte die Fabrik in Maranello insgesamt eine mittlere dreistellige Anzahl Sportwagen pro Jahr von Hand. Daher stimmte Enzo einer Kooperation mit Fiat zu, wo der Dino-Motor mittels Gussblock und neuer Innereien auf Straßennutzung umgerüstet wurde. Anschließend verbaute die Turiner Marke das Triebwerk ab 1966 im Dino Spider und Dino Coupé.

Erster Mittelmotor-Sportwagen von Ferrari

Zeitgleich entwickelte Ferrari erstmals einen Mittelmotor-Straßensportwagen, den Dino 206 GT. Aldo Brovarone und Leonardo Fioravanti sorgten bei Pininfarina für die Formgebung. Die Aluminium-Karosserie erhielt dabei die typischen Rundungen der 1960er Jahre. Vorn lagen die Scheinwerfer in Vertiefungen, über die optisch passend Klarglasabdeckungen gepasst hätten. Diese waren jedoch in manchen Märkten aufgrund unerwünschter Reflektionen nicht zulassungsfähig. Direkt hinter dem Cockpit integrierte man den auf zwei Liter Hubraum vergrößerten V6, den man direkt aus der Fertigung bei Fiat holte. Daher gibt es bis heute Zweifel an der offiziellen Leistungsangabe von 180 PS, während frühe Fiat Dino offiziell nur 160 PS hatten. Ein Fünfgang-Getriebe übertrug die Kraft auf die Hinterräder und machte den Dino 206 GT bis zu 235 km/h schnell. Zwischen 1967 und 1969 entstanden 153 Exemplare. Anschließend erfolgte sowohl bei Fiat als auch bei Ferrari eine Umstellung auf 2,4 Liter Hubraum.

Chassisnummer 00210 bei Gooding & Company

Bei Gooding & Company kommt von morgen an eine Woche lang ein Dino 206 GT online unter den Hammer. Fahrgestellnummer 00210 wurde am 16. November 1968 im Farbton ‚Verde Scuro‘ mit schwarzer Stoffausstattung innen erstausgeliefert. Erstbesitzer wurde die Firma Cartiere del Timavo S.p.A. des Privatrennfahrers Pietro Ferraro. Ab 1970 folgten fünf weitere Besitzer in Italien, anschließend einer in den Niederlanden. Dieser ließ den Dino vorsichtig restaurieren und im Originalfarbton neu lackieren. Auf der Techno Classica 2018 in Essen stand der Sportwagen schließlich im neuen Glanz. Im Oktober 2020 erhielt der dunkelgrüne 206 GT sein Ferrari Classiche Zertifikat. Bei der Online-Auktion erwartet Gooding & Company einen Zuschlagspreis zwischen £ 450.000 und £ 550.000.

Bilder: Gooding & Company