Fiat Dino 2400 Coupé

Enzo Ferrari ist bis heute weltweit als Begründer einer überaus erfolgreichen Sportwagenmarke bekannt. Dass er 1956 einen Sohn durch Muskeldystrophie verlor, wissen indes nur Kenner der Markenhistorie. Alfredo Ferrari wurde 1932 in Modena geboren und erhielt schnell den Spitznamen Dino, der sich aus der Verniedlichungsform seines Vornamens ableitete: Alfredino. Er studierte Ingenieurswissenschaften in der Schweiz und verfolgte gemeinsam mit Vittorio Jano, dem Chefingenieur bei Ferrari, ab 1955 die Entwicklung eines neuen V6-Triebwerks für den Einsatz in Rennsportwagen. Speziell reizten ihn dabei die neuen 1,5-Liter-Regeln der Formel 2. Während Jano aufgrund vorheriger Erfahrungen bei Lancia und Alfa Romeo auf einen Zylinderbankwinkel von 60 Grad bestand, präferierte Dino Ferrari 65 Grad. Finale technische Details tauschten er und der Chefingenieur der Legende nach noch auf dem Totenbett aus. Die Premiere des nach ihm benannten Triebwerks erlebte Dino nicht mehr. Mit anfänglich 1,5 Litern Hubraum steckte der V6 beispielsweise im Ferrari 156 F2, der 1957 den dritten Platz beim Großen Preis von Neapel hinter zwei Lancia Formel-1-Wagen erzielte. Durch Reglementsveränderungen entstanden bis zu drei Liter große Ableger dieses Triebwerks, die auch bei Sportwagenrennen eingesetzt wurden. Zudem musste Ferrari für einige Rennklassen eine Mindestanzahl produzierter Motoren nachweisen.

1966 erhielt beispielsweise die Formel 2 ein neues Regelwerk für 1,6 Liter große Motoren, von denen allerdings jeweils mindestens 500 Exemplare in Serienfahrzeugen existieren mussten. Diese Stückzahl konnte Ferrari nicht binnen kürzester Zeit herstellen. Daher tat man sich mit Fiat zusammen, wo unter der Leitung von Aurelio Lampredi aus dem Rennmotor ein serienreifes Aggregat für den alltäglichen Straßenverkehr wurde. Hierfür entstand der Motorenblock aus Grauguss statt aus Aluminium, der Nockenwellen-Kettentrieb wurde deutlich vereinfacht und die Einstellung des Ventilspiels erhielt Modifikationen. Als erstes Modell erschien im Frühjahr 1966 der Fiat Dino Spider, der zum Geburtstag von Firmenchef Giovanni Agnelli präsentiert wurde. Unter der Haube steckte dabei ein zwei Liter großes Triebwerk, das noch aus dem ursprünglichen Aluminiumblock 118 kW/160 PS entwickelte und bis 1968 im Programm blieb. Bis zu diesem Zeitpunkt steckte unter dem Blechkleid hinten lediglich eine Starrachse an Blattfedern. Ab Anfang 1967 gesellte sich die Coupé-Variante hinzu. Diese war im Gegensatz zum Spider nicht von Pininfarina, sondern von Bertone gestaltet worden.

Als der Graugussblock fertig entwickelt war, zog er ab 1968 mit 2,4 Litern Hubraum ersatzweise unter der Motorhaube des Fiat Dino ein. Zeitgleich stieg die Leistung auf 132 kW/180 PS, die nun auf die Hinterachse des Fiat 130 mit Einzelradaufhängung an Querlenkern und Feder-Dämpfer-Beinen übertragen wurden. Kleinere Modifikationen am Kühlergrill und den Heckleuchten sorgten optisch für neue Akzente. Mit geringen Modifikationen gab es sowohl die Zweilitervariante als auch den Graugussblock auch im von Ferrari angebotenen Dino 206 und Dino 246 – wobei die Motoren bei Fiat produziert wurden. Später folgte noch der Lancia Stratos. Vom Fiat Dino liefen als Spider und Coupé bis Ende 1972 insgesamt 7.651 Exemplare vom Band. Während Ferrari den V6-Motor auf diese Weiser weiterhin im Motorsport einsetzen konnte, führte der Dino bei Fiat zu einem völlig neuen Bild in der Öffentlichkeit.

RM Sotheby’s bietet im Rahmen der Retromobile Paris Anfang Februar ein restauriertes Fiat Dino 2400 Coupé von 1970 zur Auktion an. Während über die frühe Vorgeschichte des Autos leider nur wenig bekannt ist, weiß man zumindest dass die letzten zwei Besitzer in Deutschland wohnten und einer davon der deutsche Rallyemeister Armin Schwarz war. Während das Interieur inklusive des Holzdekors bereits im Vorfeld restauriert worden war, beauftragte der letzte Besitzer eine komplette Neulackierung des vorher blankgelegten Blechs im Farbton Giallo Dino. Reifen, Bremsen, Kupplung und Batterie wurden ebenso erneuert und zudem moderne Sicherheitsgurte verbaut. Bei der Versteigerung in Paris erwartet RM Sotheby’s nun einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 60.000 und 80.000 €.

Bilder: RM Sotheby’s, Peter Singhof