Das Ende einer Taxi-Ära
Per Eisenbahn in eine fremde Stadt, vor Ort dann schnell aus dem Bahnhofsgebäude heraus und – ab ins Taxi. So oder so ähnlich verliefen und verlaufen wohl viele Geschäftsreisen. Selbst mancher Urlaub beginnt auf diese Weise. Und welches Auto steht vor dem geistigen Auge am Taxistand? Zumindest bei unseren deutschen Lesern dürfte die Antwort „ein Mercedes“ lauten. Dabei sind die Zeiten, als die Droschkenfahrer fast ausschließlich mit Stern auf der Haube unterwegs waren, bereits einige Jahre vorbei. Tatsächlich brach die Nachfrage nach B- und E-Klassen in Taxi-Ausführung um rund 75 Prozent ein. Dies bewog Mercedes-Benz jetzt zu einer ungewöhnlichen und folgenreichen Entscheidung: Die kommende neue E-Klasse sowie die in Kürze präsentierte Modellpflege der B-Klasse sind nicht mehr in Taxi-Ausstattung erhältlich. Selbst für die noch aktuelle Generation der E-Klasse entfällt dieses Paket. Taxi-Unternehmen, die weiterhin einen neuen Mercedes-Benz im Fuhrpark haben möchten, müssen auf V-Klasse, Vito oder die bald kommende T-Klasse ausweichen.














Rückblick auf die E-Klasse Taxen
Ein guter Grund, um in unserer Bildergalerie noch einmal auf die typischen Limousinen von Mercedes-Benz zurückzublicken, die einst die Taxistände dominierten. Die Mittelklassebaureihe W 114 hieß zwar noch nicht offiziell E-Klasse, wird aber heutzutage als direkter Vorgänger angesehen. Sie trägt im ersten Bild noch das typische Schwarz, das in Deutschland bis 1971 Taxifarbe war. Erst danach folgte der Wechsel zum bis heute gewohnten Hellelfenbein. Diesen trugen oft die zuverlässigen Nachfolgemodelle vom Typ W 123. Sie dieselten bis in die späten 1990er (teils darüber hinaus) durch Deutschland. Heute finden sich viele Exemplare immer noch im afrikanischen Taxidienst. Mit verlängertem Radstand und ausklappbaren Zusatzsitzen gab es den V 123 auch als Großraumtaxi. Der folgende W 124 erwies sich ebenfalls als robust und erreichte als Taxi Laufleistungen jenseits einer Million Kilometer. Mit nachlassender Qualität der Folgegenerationen begannen die Unternehmen nach Mitbewerbern Ausschau zu halten. Und so endet nun das Kapitel E-Klasse als Taxi.
Brief des Taxi-Gewerbes an Mercedes-Benz
Sehr geehrter Herr Källenius,
mit tiefem Entsetzen haben wir die Bestrebungen der Mercedes PKW-Sparte vernommen, dass sie sich aus dem Taxi-Gewerbe verabschieden möchte. Mit der Ankündigung, dass die neue E-Klasse (W214) (…) nicht mehr als das Modell „Das Taxi“ angeboten werden soll, hat unser Gewerbe vollkommen überraschend und tief getroffen. Das Taxi-Gewerbe und das Unternehmen Mercedes sind seit über 70 Jahren enge Partner und die Fahrzeuge von Mercedes sind seit über 100 Jahren aus dem Gewerbe nicht wegzudenken. Auch aufkommende Konkurrenz von anderen Herstellern mit entsprechenden Rabatten und Garantien konnten die jahrelang gewachsenen Beziehungen nicht nachhaltig beeinträchtigen. Insbesondere das „Brot und Buttertaxi“, die E-Klasse von Mercedes, hat ihre Bedeutung nie verloren, sondern seit Jahrzehnten behaupten können. (…) Die Idee, das Taxi-Gewerbe allein aus der Nutzfahrzeugsparte mit Vito, V-Klasse und zukünftig der T-Klasse zu bedienen, sehen wir sehr kritisch. Die hier angebotenen Modelle können durchaus auch die eine oder andere E-Klasse ersetzen, aber den Großteil keineswegs. Insbesondere bei der Bedienung von Geschäftskunden ist die E-Klasse nicht aus dem Gewerbe wegzudenken.
Bilder: Mercedes-Benz