Bugatti Chiron Pur Sport auf Tour

Durch die immer noch andauernde Corona-Pandemie haben Autofans in diesem Jahr nur wenig Gelegenheit, sich Neuvorstellungen auf Messen anzusehen. Eine der allerersten Veranstaltungen, die abgesagt werden musste, war die Geneva International Motor Show (GIMS) Anfang März. Als eine der größten und traditionsreichsten Autoausstellungen weltweit hätte sie auch dieses Jahr die Bühne für zahlreiche Neuvorstellungen geboten.

Eines der neuen Fahrzeuge in Genf wäre der Bugatti Chiron Pur Sport gewesen. Anstelle der großen Messebühne gab es jedoch nur eine virtuelle Premiere sowie für wenige ausgesuchte Journalisten eine Einladung in die Bugatti Manufaktur in Molsheim. Um nun auch die angedachte Kundenzielgruppe zu erreichen, entsandte Bugatti das Chiron Pur Sport Showcar auf eine Tour zu den europäischen Händlern. Diese begann in Paris und ging anschließend nach London.

Im Anschluss stand Deutschland auf dem Plan, wo unser Team sowohl in Hamburg als auch in Düsseldorf vor Ort war. An jeder Station nutzt der Sportwagenhersteller die Chance, sein neuestes Produkt an ein oder zwei gut bekannten Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Stadt gekonnt in Szene setzen zu lassen. So sieht man auf den Bildern aus Hamburg sowohl den Hafen als auch die Elbphilharmonie im Hintergrund, während es in Düsseldorf die berühmten Gehry-Bauten am Medienhafen und der Fernsehturm sind.

Bugatti Chiron Pur Sport in Hamburg
Der Bugatti Chiron Pur Sport ist das bislang sportlichste Fahrzeug der neueren Modellgeschichte des französischen Herstellers. Nachdem die Weltpremiere nur coronasicher durch CEO Stephan Winkelmann über das Internet stattfinden konnte, entschied man nun, dass kein noch so gut gemachte Film den persönlichen Eindruck ersetzen kann.

Bereits als dritte Destination der bereits erwähnten Tour stand Hamburg im Kalender. Im Showroom von Bugatti Hamburg am Flughafen gelang dem Pur Sport der ganz große Auftritt, nachdem typische Hamburger Hightlights im Hafen besucht worden waren. Zuerst durften Kunden und Freunde des Hauses das neue Modell in Augenschein nehmen, dann bot sich der lokalen Presse die Möglichkeit zu einem ersten Date mit dem Chiron Pur Sport.

Beim ersten Kontakt mit dem Hypercar fällt sofort der deutlich sportlichere Auftritt, geprägt durch den massiven feststehenden Heckflügel mit dem präsenten ‚Bugatti‘-Schriftzug ins Auge des Betrachters. Erst später offenbaren sich nach und nach die weiteren Details und fügen sich zum Bild eines Sportwagens, der mehr will und kann als nur sehr schnell geradeaus fahren. Man erkennt unter dem Flügel am Heck den massiven Diffusor und den mittig angebrachten Sportauspuff. Dessen Titan-Endrohr wiederum ist im 3D-Druckverfahren entstanden, was eine extrem dünne Wandstärke des Materials ermöglicht und somit das Gewicht reduziert.

Neben weiteren Details, die auf die bewusst sportliche Auslegung hinweisen, fällt aber ebenso auf, dass der Pur Sport im Innenraum den Komfortanspruch eines Bugatti voll erfüllen kann. Keine spartanischen Sportsitze quälen Fahrer und Beifahrer auf langen Strecken. Ein Mix aus Carbon, Alcantara und Leder sorgt für ein hochwertiges Ambiente. So hinterlässt der neue Bugatti bei seinem ersten Auftritt in Hamburg eine Mischung aus Staunen, Bewunderung und Begeisterung und leider auch die Gewissheit, dass es wohl nicht so bald zu einem Wiedersehen kommt. Insgesamt entstehen von ihm lediglich 60 Exemplare, jedes davon zu einem Stückpreis von 3 Millionen Euro zuzüglich Steuern.

Bugatti Chiron Pur Sport in Düsseldorf
„Unglaublich, wie sehr die optischen Veränderungen den Chiron Pur Sport vom normalen Chiron unterscheiden,“ sagte unser Fotograf Niklas Emmerich, als wir nach dem Termin im Bugatti Showroom in Düsseldorf gemeinsam wieder im Auto saßen, „durch die neuen Lufteinlässe vorne wirkt sogar das Bugatti-Logo größer, obwohl es vermutlich genau die selbe Größe wie vorher hat. Der riesige Heckflügel sah auf den ersten paar Bildern fast übertrieben aus, wirkt in der Realität aber passend und dürfte den Abtrieb maßgeblich verbessern. Beim Auspuffendrohr scheiden sich vermutlich mal wieder die Geister, ich persönlich finde die Optik klasse.“

Tatsächlich waren die ersten Bilder, die es anstelle einer leibhaftigen Präsentation Anfang März per eMail gab, stellenweise eher kontraproduktiv für eine ordentliche Einschätzung der optischen Veränderungen des Chiron Pur Sport im Vergleich zum bekannten normalen Chiron. Letztlich modifizierte Bugatti fast jedes Bauteil abgesehen von Dach und Türen. Dazu zählen auch die neuen Carbon-Felgen sowie der auf Wunsch komplett in Alcantara ausgekleidete Innenraum. Und inzwischen gab es auch Fernsehbeiträge, die untermauern, dass der Pur Sport eine Kurve auch im Drift nehmen kann. Etwas, was man diesem schweren Sportwagen mit seinem permanenten Allradantrieb eigentlich gar nicht zutrauen würde. Zudem limitierte Bugatti die Höchstgeschwindigkeit freiwillig auf 350 km/h, sorgte jedoch zeitgleich durch eine neue Getriebeabstufung für nochmals geringere Beschleunigungszeiten. „Bisher hatten wir eigentlich keinen Kunden, der uns nach einer noch besseren Beschleunigung gefragt hätte,“ sagte Tobias Dorn, General Manager von Bugatti Düsseldorf, während unseres Besuchs.

Von den 60 geplanten Exemplaren sind bereits viele vorbestellt. Sie werden in die Gesamtanzahl von 500 Bugatti Chiron eingerechnet, die insgesamt in der Manufaktur in Molsheim in Handarbeit entstehen. Neben dem Pur Sport und dem normalen Chiron können Kunden aktuell auch den Chiron Sport (18 Kilogramm leichter als das Normalmodell) oder die auf 20 Stück limitierte Auflage des Chiron und Chiron Sport Edition Noire bestellen. Im vergangenen Jahr gab es zum 110-jährigen Jubiläum der Marke zudem den Chiron Sport 110 ans, der ebenfalls auf 20 Exemplare limitiert war. Parallel zu diesem Hypersportwagen begann kürzlich die Fertigung des Bugatti Divo und in Kürze rollen die ersten Fahrzeuge des Bugatti Centodieci aus der Manufaktur. Letzterer sollte eigentlich ebenfalls in Düsseldorf gezeigt werden. Allerdings gab es Probleme mit dem eigens von Bugatti angefertigten, elektrisch betriebenen Showcar des Centodieci, sodass ein Transport nicht möglich war. Auch der gezeigte Chiron Pur Sport ist lediglich ein elektrisch fahrendes Showcar, das den potenziellen Kunden jedoch alle optischen und technischen Veränderungen aufzeigen kann.

Autoren: Kay Andresen, Matthias Kierse – Secret Classics

Bilder: Bugatti, Hella Andresen, Kay Andresen, Niklas Emmerich, Matthias Kierse, Sven Falk