Automotive Art 32 – Porsche 918 Spyder

Auch verhältnismäßig junge Supersportwagen können bereits gesuchte Sammlerautos sein. Der Porsche 918 Spyder gehört zweifelsfrei in diese Kategorie. Speziell, wenn er das Weissach Paket und eine aufwändige Sonderlackierung ab Werk erhielt.

Herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich schnell herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

2013 Porsche 918 Spyder – Designed by Michael Mauer

Die Inspiration und die Einflüsse, die einen Künstler beeinflussen, sind einzigartig und bei jedem Menschen anders. Wenn ich mich mit den Hintergründen verschiedener Designer beschäftige, stelle ich fest, dass die Inspiration und die Einflüsse, die den größten Eindruck hinterlassen, oft die subtilen sind. Für Michael Mauer, der erst der vierte Porsche Chefdesigner ist, sind es die subtilen und oft übersehenen Einflüsse, die seine Designentscheidungen beeinflussen.

Mauer wurde 1962 in der malerischen Stadt Rotenburg an der Fulda geboren. In seiner Jugend war er begeisterter Skifahrer und Surfer und erhielt Kurse in beiden Disziplinen. Ich glaube, dass diese Zeit in den Bergen und am Meer seine frühesten Designeinflüsse geprägt hat.

In einem Interview mit Jan Baedeker für die Volkswagen AG bezeichnet Mauer die Schweiz als die Quelle seiner Kreativität. In seiner Jugend, bevor er in den 1980er Jahren in Pforzheim Design studierte, verbrachte er seine Zeit in den Bergen und am Meer, wo viele seiner Lebensentscheidungen getroffen wurden. So ist es nicht verwunderlich, dass Wasser, Berge und die Schönheit der Schweiz der Ort sind, an den sich Mauer zurückzieht, um komplexe Designaufgaben zu lösen.

Mauer sagt in diesem Interview: „Ein Designer lässt sich von der Kunst inspirieren, ein anderer macht Städtereisen und fliegt jeden Freitag nach Feierabend nach London. Ich sehe, wie wir ständig mit Informationen bombardiert werden, weshalb wir unserem Verstand immer mehr Zeit geben müssen, um all diese Informationen zu verarbeiten. Wenn ich am Wochenende hier bin und Ski fahre, Rad fahre, wandere oder einfach nur ein paar Stunden auf der Terrasse sitze, ohne an etwas besonders Erhabenes zu denken, nutzt mein Unterbewusstsein diese Zeit, um die Informationen der vergangenen Woche zu sortieren, zu verarbeiten und Lösungen zu finden.“

Es gibt eine einzigartige Linie jedes Berges, die zum Wasser hin abfällt. Diese Topografie ist wiedererkennbar und hinterlässt bei allen, die mit der Gegend vertraut sind, ihren Eindruck. Bei der Entwicklung eines völlig neuen Modells, bei dem es keine Vorgeschichte gibt, erklärt Mauer, wie wichtig es ist, eine vertraute Linie beizubehalten. „Natürlich gibt es noch einige Elemente, die für unsere Markenidentität wesentlich sind und die wir beibehalten wollen“, sagt Mauer: „Zum Beispiel die Topografie der Motorhaube, die so schön nach unten schwingt.“

Als ich Mauers Porsche 918 Spyder fotografierte, war ich beeindruckt von der schlichten Schönheit einer so komplexen Maschine. Wenn Sie sich diese Sammlung von Bildern ansehen, entdecken Sie die einfachen, unkomplizierten Linien, die viel Leidenschaft hervorrufen – das ist Michael Mauer.

Porsche 918 Spyder – Details – von Matthias Kierse

Ich kann mich noch daran erinnern, wie überrascht ich am Vorabend des Genfer Autosalons 2010 war. Wenige Minuten zuvor hatte Porsche auf dem Volkswagen Presseabend den 918 Spyder als wilde Konzeptstudie eines Hybrid-Supersportwagens präsentiert. Zwar hatten einige Experten erwartet, dass es früher oder später einen Nachfolger für den Carrera GT geben würde, doch nicht so früh. Immerhin waren die letzten Exemplare des V10-Sportwagens erst vier Jahre zuvor in Leipzig vom Band gelaufen.

In der folgenden Zeit bis 2013 entwickelte Porsche den 918 bis zur Serienreife weiter. Dabei wanderten beispielsweise die Auspuffendrohre des V8-Hochdrehzahlmotors von der Sidepipe-Position vor den Hinterrädern nach oben hinter die Überrollbügel. Dies sorgte vor allem dafür, dass der Soundtrack deutlich dichter an den Ohren der Passagiere vorbeigeführt wurde.

Zudem legte Porsche bei den Vorserienprototypen diverse klassische Rennfarbgebungen wieder auf. Darunter befanden sich die Streifen von Martini und das Hippie-Design des 917 sowie die charakteristischen Streifen des Porsche-Salzburg-Teams. Letzteres errang mit dem 917 K im Jahr 1970 den ersten Porsche-Gesamtsieg in Le Mans. Zumindest die Streifendesigns von Porsche Salzburg und Martini übernahm man schließlich als exklusive Foliendesigns für die Serienproduktion. Sie standen exklusiv für Fahrzeuge mit dem optionalen Weissach Paket zur Verfügung. Dieses reduzierte das Gewicht um 40 Kilogramm und sorgte als deutlichen Hinweis für Carbon-Sideblades seitlich an der Heckschürze.

Die Serienversion limitierte Porsche auf 918 durchnummerierte Exemplare. Dabei zeigen zwei Metallplaketten links und rechts am Mitteltunnel und eine digitale Nummer im linken Rundinstrument die jeweilige Fahrzeugnummer an. Das 4,6 Liter große V8-Triebwerk stammt in seinen Ursprüngen vom RS Spyder aus der LMP2-Kategorie ab. In Kombination mit je einem Synchron-Elektromotor pro Achse beträgt die kombinierte Systemleistung 652 kW/887 PS. Ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sorgt für die Kraftübertragung. Der Spurt auf Tempo 100 dauert nur 2,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 345 km/h. Zum Grundpreis in Höhe von 768.026 € kamen für das Weissach Paket weitere 71.400 € hinzu.

Wenn man weitere Sonderausstattungen haben wollte, konnte der Preis noch deutlich weiter ansteigen. Die teuerste Option waren Speziallackierungen mit mehr als einer Farbe. Lediglich zwölf Fahrzeuge erhielten diese aufwändige Prozedur in der selben Lackiererei, die auch die anderen 918 Spyder mit Farbe versah. Da die besonderen Grafiken, wie beispielsweise die Hippie-Livery, von Hand abgeklebt und auflackiert wurden, dauerte es mehr als doppelt so lange, bis diese Autos in die Produktion in Zuffenhausen zurückkehrten. Drei 918 Spyder bekamen dabei die wohl bekannten Farben des amerikanischen Mineralölherstellers Gulf Oil. Das helle Blau und die orangefarbenen Streifen sowie die Gulf Logos schmückten ab den 1960er Jahren immer wieder Rennfahrzeuge in aller Welt, darunter auch zahlreiche Porsche.

Die Fertigung des 918 Spyder dauerte von November 2013 bis Juni 2015. Inzwischen erreichen gebrauchte Fahrzeuge mindestens wieder ihren Neupreis. Für Autos mit Sonderlackierung oder speziellem Leder im Interieur steigt der Wert deutlich. Von den zwölf Fahrzeugen mit mehrfarbiger Speziallackierung ist jedoch bislang keines im freien Verkauf gelandet.

Autoren: Bill Pack, Matthias Kierse

Bilder: © by Bill Pack