Automotive Art 3 – Siata 208S

Im dritten Teil der Automotive Art Sektion zeigt uns Bill Pack den seltenen Siata 208S.

Willkommen zurück zu unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat. Heute sehen wir uns einen Siata 208S von 1953 genauer an.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

Siata 208S – Gezeichnet von Giovanni Michelotti

Giovanni Michelotti wurde am 6. Oktober 1921 in Turin/Italien geboren. Er wurde zu einem der produktivsten Automobildesigner des 20. Jahrhunderts. Im Alter von 15 Jahren verließ er die Schule und begann eine Lehre bei Stabilimenti Farina in Turin. Hier lernte und entwickelte er die Grundlagen für seine Kunst. Sein Talent wurde geschätzt und schließlich bei Vignale, wo er als unabhängiger Designer anheuerte, gänzlich realisiert. Giovanni entwickelte insgesamt über 1.200 Fahrzeugdesigns vom Ferrari 166 MM über den Maserati Sebring bis hin zum Abarth 750 Spider.

Wenn Sie sich die Werke eines Künstlers ansehen, ziehen einige Stücke nicht immer die gleiche Aufmerksamkeit und Anerkennung hervor wie andere. In diesen Arbeiten erhalten Sie eine neue und frische Perspektive des Künstlers. Hier sehen wir einen neuen Einblick in die Seele des Designers oder Künstlers, der unsere Wertschätzung für die vor uns liegende Arbeit erweitert.

Der von Giovanni Michelotti entworfene Siata 208S ist einer dieser seltenen Juwelen. Ende letzten Jahres hatte ich das Vergnügen, mit der Erstellung von Kunstbildern für dieses Auto beauftragt zu werden. Es ist eines von nur 33 Exemplaren, die jemals gebaut wurden. Ich konnte einfach nicht anders, als dieses Fahrzeug anzustarren. Die Einfachheit und Raffinesse, die Giovanni bei diesem Auto geschaffen hat, ist einfach inspirierend. In diesen simplen Linien finden sich Perfektion, Emotion und Leidenschaft.

Zum Zeitpunkt dieses Design-Entwurfs entsprach der Siata 208 nicht der Norm für italienisches Design, was damals etwas dramatischer war. Also wurde der Wagen übersehen und wird zum Teil bis heute noch übersehen. Selbst als Michelotti in die British Sports Car Hall of Fame aufgenommen wurde, gab es keine Erwähnung für den Siata.

Ich lade Sie hiermit ein, meine Bilder des Siata 208S von 1953 zu erkunden und eine neue Wertschätzung für einen der größten Automobildesigner der Welt, Giovanni Michelotti, zu entwickeln. In der Simplizität seiner Linienführung liegt sein Geist verborgen.

Siata 208S – Details – von Matthias Kierse

Die kleine italienische Marke Siata ist in der heutigen Automobilwelt beinahe vergessen und unbekannt. Siata steht für ‚Società Italiana Applicazioni Trasformazioni Automobilistiche‘. In enger Zusammenarbeit mit Fiat entstanden vor dem Zweiten Weltkrieg ab 1926 Leistungssteigerungen für verschiedene Modellreihen. Speziell die eigens entwickelten Zylinderköpfe ließen dabei die Leistungsausbeute häufig auf annähernd den doppelten Wert ansteigen. Nach dem Krieg ging man zur Fertigung kompletter Sportwagen über, die in Kleinserien entstanden. 1953, in jenem Jahr als unser Fotofahrzeug entstanden ist, gab es eine Siata-Modellpalette von 13 unterschiedlichen Typen, vom Kleinwagen bis hin zum leistungsstarken Sportwagen.

Für den 208 griff Siata auf die Technik des Fiat 8V zurück. Somit befand sich unter der Motorhaube ein zwei Liter großes V8-Triebwerk. Die allermeisten Exemplare gingen in die USA, weshalb es wenig verwundert, dass einige Kunden sich ein US-Antriebsaggregat wünschten. Entsprechend erhielten einige Fahrzeuge Motoren von Chrysler oder Cadillac. Karosserieseitig vertraute man damaligen italienischen Größen wie Pininfarina, Balbo oder eben Giovanni Michelotti. Unter den Kunden des 208 fand sich übrigens auch ein gewisser Steve McQueen. Heute erzielen die wenigen erhaltenen Autos locker Verkaufspreise von über 500.000,- €.

Bilder: © Bill Pack