Automotive Art 21 – Jeffries Porsche

Erstmals wirft Bill Pack in seiner monatlichen Serie keinen Blick auf einen klassischen Autodesigner. Stattdessen geht es um Dean Jeffries und den durch ihn veränderten Porsche 356.

Herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat. Diesmal sorgt er mit seiner speziellen Lichttechnik für ein gekonntes in Szene setzen eines kleinen und seltenen Sportwagens aus Italien.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich schnell herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

1956 Porsche 356 Carrera – Kustomized by Dean Jeffries

Für die diesmonatige Ausgabe der Automotive Art nehmen wir einen abweichenden Weg von den Automobildesignern zu einem Nadelstreifen-Künstler in LA, der es gewagt hat, Perfektion neu zu definieren.

Er überarbeitete einen Porsche 356 A, der heute als Jeffries Porsche bekannt ist. Für Porsche-Puristen ist dies ein ‚Sakrileg‘. Für Customizer, Tuner und Enthusiasten ist es die Geburtsstunde einer neuen Ära, die als ‚Outlaw Porsche‘ berühmt wurde.

In den 1950er Jahren hatte ‚Kustom Kulture‘ einen enormen Einfluss auf die amerikanische Autokultur. Im Mittelpunkt dieser Bewegung stand Dean Jeffries. Dean begann mit dem Erlernen der Kunst des Pinstripings beim Künstler Von Dutch und erschuf bald schon sehr farbenfrohe Entwürfe. Sein berühmtestes und zugleich schlichtestes Werk waren die Rennnummer ‚130‘ und der Schriftzug ‚Little Bastard‘, die er für seinen Freund James Dean auf dessen Porsche 550 Spyder malte.

Dean Jeffries wurde bekannt für seine grenzenlosen Bemühungen um zeitgenössisches Design und Stil. Er stand hinter einigen der ikonischsten und unorthodoxsten Autokreationen, die es bis heute je gab.

In der Garage von George Barris begann er, seine eigenen Autos zu bauen. Eines der bemerkenswertesten war das ursprüngliche Batmobil, das zu einem großen Streit mit Barris führte.

Dies führte auch dazu, dass Dean sein eigenes Geschäft gründete, Dean Jeffries Automotive Styling, in dem seine Kreationen eine neue Dimension erreichten.

In dieser Bildersammlung können Sie Dean Jeffries, eine Ikone des zeitgenössischen Stylings der 1950er Jahre, erkunden und kennenlernen.

Jeffries Porsche – Details von Matthias Kierse

Darf man Hand an die Karosserie eines Oldtimers legen? Für Restaurationszwecke auf jeden Fall, aber sonst? Und wie sieht die Antwort aus, wenn es sich bei dem Klassiker um einen raren Sportwagen handelt? Hier dürften die Meinungen zweigeteilt sein. Während manch ein Leser vermutlich niemals auch nur den Versuch wagen würde, könnten sich andere wohl gut vorstellen, mit dem Jeffries Porsche oder einem vergleichbaren Auto über Landstraße oder Highway zu cruisen.

Nun ist der Jeffries Porsche allerdings nicht als neumodische Modifikation auf Basis eines Klassikers entstanden, sondern bereits in den 1950er Jahren. Damals gehörte ein Porsche 356 A zu den ganz normalen Gebrauchtfahrzeugen. Die Preise waren gering, neuere Modelle lockten beim Händler und somit interessierte es speziell in den USA niemanden, was mit diesen Autos geschah. Trotzdem gab es nur wenige Menschen, die derartige Veränderungen vornahmen, wie Dean Jeffries.

Ihm reichte es nicht, schlicht die Stoßstangen abzubauen und damit zu demonstrieren: „Ich fahre einen Rennwagen für die Straße.“ Stattdessen fertigte er in seiner Firma einen komplett neuen Vorderwagen aus Metall an. Dieser nimmt die werksseitigen Rundungen der Kotflügel und der vorderen Haube gekonnt auf, führt sie jedoch weiter bis zum unteren Wagenabschluss. Die Scheinwerfer und je eine Zusatzleuchte pro Seite liegen etwas zurückgesetzt in tiefen Höhlen.

An den Seiten fehlen die sonst üblichen Chromleisten. Ansonsten wirkt die Silhouette unverändert. Doch Jeffries wäre nicht Jeffries, wenn er es dabei belassen hätte. Oberhalb der Heckscheibe integrierte er zwei Luftauslässe im Stil des Mercedes-Benz 300 SL. Darunter erhielt die Motorhaube einen eigenständigen Grill, während noch weiter unten die Rückleuchten bündig in die Karosserie eingebaut wurden.

Das Gesamtergebnis ist, wie Bill weiter oben beschreibt, in der amerikanischen Autoszene seit langem als Jeffries Porsche bekannt und diente immer wieder als Inspirationsquelle für weitere Umbauten. Ein Beispiel hierfür ist der 356 RSR von Emory Motorsports, über den wir im Juni 2019 bereits berichteten.

Autoren: Bill Pack, Matthias Kierse

Bilder: © by Bill Pack