Automotive Art 14 – Ford GT40

Auf das Shelby Daytona Coupé folgte in den USA der Ford GT40. Bill Pack stellt ihn uns näher vor.

Herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat. Nach dem Shelby Daytona Coupé vom vergangenen Monat werfen wir nun einen genaueren Blick auf den Ford GT40 – das erste amerikanische Auto, das die 24 Stunden von Le Mans gewinnen konnte.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich schnell herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

Ford GT40 – Gezeichnet von Eric Broadley

Ein Fest in Bewegung – Ich hatte das seltene Privileg, vom Phoenix Art Museum den Auftrag zu erhalten, durch die Vereinigten Staaten zu reisen und meine Automobilkunst-Bilder für die Ausstellung „Legends of Speed“ zu erschaffen. Diese Ausstellung läuft bis zum 15. März 2020 und zeigt 22 ikonische Rennwagen aus den Jahren 1911 bis 1978.

Jedes dieser Autos wurde in bedeutenden Rennen von ikonischen Fahrern gefahren. Von Sir Stirling Moss bis Dan Gurney und Mario Andretti, von Le Mans und Indianapolis 500 bis zum Grand Prix von Italien und vielen anderen. Die Rennsporthistorie ist reich an Geschichten.

Mein Teil dieser Geschichte war eine zwölftausend Meilen lange Gran Turismo, die mich in alle vier Ecken der Vereinigten Staaten und in einige der begehrenswertesten und bedeutendsten Privatsammlungen der Welt führte.

Eines dieser Ziele lag in einem westlichen Bundesstaat, in dem ich den Tag mit Eric Broadleys Schöpfung, dem Ford GT40 Mark 1 von 1968, verbrachte. Es handelt sich um den zweifachen Le-Mans-Siegerwagen, der 1968 von Pedro Rodriguez und Lucien Bianchi sowie 1969 von Jacky Ickx und Jackie Oliver gefahren wurde.

1928 in Bromley im Südosten Londons geboren, wurde Broadley zu einem der einflussreichsten Automobildesigner der Nachkriegszeit. Bevor sich seine Liebe zum Rennsport durchsetzte, studierte er in den späten 1940er Jahren Architektur. Diese Studienrichtung zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben vieler Autodesigner, die später wichtige Ikonen der Branche entwarfen.

Für Broadley war es nicht nur ein Aspekt des Designs, der ihn in einen elitären Rang katapultierte. Es war seine Fähigkeit, die optimale Beziehung zwischen Motor, Getriebe, Fahrgestell und Karosserie zu verstehen. Ähnlich wie ein versierter Architekt, der Form, Funktion und Umwelt versteht.

Broadley war nicht als Ingenieur, Mechaniker oder gar als Autodesigner ausgebildet worden, aber er wusste, wie man mit den richtigen Leuten zusammenarbeitet und das, was in seinem Kopf war, ins Leben ruft.

Seine Zusammenarbeit mit John Fraying, den er mit dem Design der Karosserie des Prototyps für den Lola Mk 6 GT beauftragte, brachte keinen unmittelbaren Rennerfolg. Aber dieser Prototyp reichte aus, um die Aufmerksamkeit der Ford Motor Company zu erregen, die darauf erpicht war, ein dickes Ausrufezeichen im Rennsport zu setzen.

Ford engagierte Broadley und sein Team, um ein Auto zu entwerfen, das Ford in der internationalen Rennwelt zu einem prominenten Namen machen sollte. Auf der Grundlage des Designs des Lola Mk 6 Prototypen wurde mit der Arbeit am Ford GT40 begonnen.

Die Zusammenarbeit mit der Ford Motor Company war von kurzer Dauer und das Projekt wurde schließlich an Carroll Shelby übergeben. Der Mark 1 war nicht der GT40, der 1966 erstmalig in Le Mans gewann und damit die Dominanz von Ferrari beendete. Es war jedoch das Auto, das hergestellt werden musste, um Fords Bestreben zu unterstreichen.

Aufgrund von Regeländerungen für die Saison 1968 erlebte der Ford GT40 Mark 1 schließlich doch noch seinen Moment des Ruhmes, als er 1968 und 1969 in Le Mans gewann. Damit wurde sein Platz in der Renngeschichte gefestigt.

Wenn Sie dieses Portfolio des GT40 Mark 1 betrachten, finden Sie die von Eric Broadley und John Fraying geschaffenen Geschwindigkeitslinien. Die Linien, die letztendlich zur Niederlage von Enzo Ferrari führten.

Ford GT40 – Details – von Matthias Kierse

Wer sich ein wenig mit Kinofilmen beschäftigt, hat Ende vergangenen Jahres mit hoher Wahrscheinlichkeit ‚Le Mans 1966 – Gegen jede Chance‘ gesehen. Auch wenn sich dieser Leinwandepos ein paar kleine filmische Freiheiten erlaubt, so erzählt er doch sehr bildhaft die Entstehungsgeschichte des Ford GT40 und das erbitterte Duell der amerikanischen Marke gegen den italienischen Kleinserienhersteller Ferrari, der damals nur wenige Straßenautos, dafür aber äußerst erfolgreiche Rennwagen baute. Sollten Sie also diesen Film tatsächlich noch nicht kennen, ergeht hiermit eine klare Kaufempfehlung für DVD oder BluRay.

Ford ließ den GT40 außer Haus in Großbritannien erstellen, was äußerst ungewöhnlich für die Entwicklungspolitik dieses Konzerns war. Sonst bestellte man allenfalls Karosseriedesigns in Italien, beispielsweise beim später übernommenen Designhaus Ghia. Allerdings hätte man in den USA wohl nur wenig Ahnung davon gehabt, wie man ein Mittelmotorfahrzeug mit Stahlrahmen und Kunststoffkarosserie entwickelt. Doppelte Querlenker mit Schraubenfedern und Scheibenbremsen an allen vier Rädern gehörten damals noch nicht zur Selbstverständlichkeit. Hinter dem rechts sitzenden Fahrer und dem reglementsbedingt verbauten zweiten Sitz fand sich anfänglich ein 4,2 Liter großer V8-Saugmotor mit etwa 350 PS und 375 Newtonmetern Drehmoment.

Im Mark 2 kam ein sieben Liter großes Triebwerk zum Einsatz und auch im Mark 3, von dem Ford einige straßenzugelassene Varianten an Privatkunden verkaufte, steckte ein größeres Triebwerk mit 4,7 Litern Hubraum. Für Le Mans 1967 entwickelte man den Mark 4, der optisch allenfalls die grobe Form der weit ins Dach reichenden Türen mit den vorherigen GT40 gemeinsam hatte. Auch von den Rennversionen verkaufte Ford diverse Exemplare an private Teams. Insgesamt entstanden 134 Fahrzeuge aller Baustufen.

Unsere Bildergalerie zeigt das absolut einmalige Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer P/1075. Wie oben bereits beschrieben, konnte das Gulf Racing Team unter John Wyer mit genau diesem Auto zweimal in Folge das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewinnen, was anschließend nie wieder einem anderen Hersteller oder Team mit dem exakt gleichen Rennauto gelang. Die klassische Lackierung in hellblau mit orangefarbenen Akzenten wurde spätestens durch diesen Doppelsieg weltweit bekannt und ist bis heute legendär.

Bilder: © by Bill Pack