Automotive Art 13 – Shelby Daytona Coupé
Als Auftakt ins zweite Jahr der Automotive Art Sektion zeigt uns Bill Pack das elegante und seltene Shelby Daytona Coupé.
Herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat. Für den Beginn des Jahres 2020 zeigt uns Bill eines der seltensten und teuersten Rennautos der Welt, das Shelby Daytona Coupé.
In den Kopf des Designers – von Bill Pack
Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich schnell herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.
Shelby Cobra Daytona Coupé – Gezeichnet von Peter Brock
Ein Fest in Bewegung – Ich hatte das seltene Privileg, vom Phoenix Art Museum den Auftrag zu erhalten, durch die Vereinigten Staaten zu reisen und meine Automobilkunst-Bilder für die Ausstellung „Legends of Speed“ zu erschaffen. Diese Ausstellung läuft bis zum 15. März 2020 und zeigt 22 ikonische Rennwagen aus den Jahren 1911 bis 1978.
Jedes dieser Autos wurde in bedeutenden Rennen von ikonischen Fahrern gefahren. Von Sir Stirling Moss bis Dan Gurney und Mario Andretti, von Le Mans und Indianapolis 500 bis zum Grand Prix von Italien und vielen anderen. Die Rennsporthistorie ist reich an Geschichten.
Mein Teil dieser Geschichte war eine zwölftausend Meilen lange Gran Turismo, die mich in alle vier Ecken der Vereinigten Staaten und in einige der begehrenswertesten und bedeutendsten Privatsammlungen der Welt führte.
Eines dieser Reiseziele lag in einem westlichen Bundesstaat, in dem ich den Tag mit Peter Brocks Schöpfung, dem Shelby Daytona Coupé von 1964 verbrachte. Peter wurde 1936 in Nordkalifornien geboren und wuchs hauptsächlich in Sausalito auf. Im Jahr 1951 nahm Peter an seinem ersten Straßenrennen in Pebble Beach teil. Hier begann sich seine Leidenschaft für Automobil-Design und Rennsport zu entwickeln. Da Peter zu jung für Rennen war, begann er, die Autos zu fotografieren und zu dokumentieren, bis er seinen Führerschein bekam.
Brock schrieb sich an der Stanford University in Ingenieurswesen ein, merkte aber bald, dass seine Leidenschaft nicht mit seiner Kursarbeit übereinstimmte. Er fuhr nach Los Angeles, um sich an der Art Center School einzuschreiben. Als er sich einschreiben wollte, wurde ihm gesagt, dass er eine Mappe mit seinen Entwürfen benötigen würde, um für die Zulassung in Betracht gezogen zu werden. Da er sich nicht wirklich sicher war, was eine Mappe sein sollte, ging er zu seinem Auto zurück und erstellte auf die Schnelle mehrere Zeichnungen. Er ging zurück ins Büro und fragte, ob dies ungefähr das wäre, was gebraucht würde. Daraufhin erhielt er seine Zulassung und still und leise begann eine Revolution.
Im Alter von 19 Jahren stellte GM ihn ein. Brocks Design wurde für die Gestaltung des Nachfolgers des 1957er Corvette SS Concept Cars ausgewählt, was dazu führte, dass die allererste Corvette mit dem Beinamen Sting Ray entstand.
Der Rennsport lag ihm jedoch im Blut. Als er 21 Jahre alt wurde, ging er zurück nach Kalifornien und erhielt seine Rennlizenz. Tagsüber arbeitete er bei Max’s Hollywood Motors und nachts an seinen eigenen Rennwagen.
Seine nächste Errungenschaft war eine Anstellung bei Carroll Shelby. Dies führte natürlich zum Entwurf des Shelby Daytona Coupés. Wenn Sie sich dieses Portfolio von Bildern ansehen, finden Sie die Leidenschaft und Emotionen des Rennwagen-Designers Peter Brock. Sie finden ihn in seinen Geschwindigkeitslinien, jenen Linien, die letztlich zur Niederlage von Enzo Ferrari führten.
Shelby Daytona Coupé – Details – von Matthias Kierse
Denken Sie an ein legendäres Rennfahrzeug aus den 1960er Jahren, an was denken Sie dabei? Eigentlich gibt es da nur wenige Antworten und bei vielen Lesern dürfte entweder der Ferrari 250 GTO oder das Shelby Daytona Coupé vor den Augen flimmern – eventuell noch die eine oder andere Konstruktion von Porsche oder der Jaguar E-Type Lightweight. Speziell in den Vereinigten Staaten von Amerika ist die Kreation von Shelby zweifelsfrei am Bekanntesten.
Auf Basis des zu jenem Zeitpunkt bereits sehr erfolgreichen Chassis der Cobra entwickelte Shelby ein neues Coupé. Der Grund dafür war vor allem die bessere Aerodynamik und damit eine höhere mögliche Höchstgeschwindigkeit eines geschlossenen Fahrzeugs im Vergleich zu einem offenen Roadster. Während Peter Brock die Karosseriegestaltung übernahm, arbeitete Bob Negstad am Fahrwerk. Den Aufbau der Karosserien erledigte die Spezialfirma Carrozzeria Gransport in Modena/Italien, wobei das finale Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer CSX2287 in den USA entstanden ist.
Unter der langen Motorhaube des Daytona Coupé steckt ein 4,7 Liter großer V8-Saugmotor mit rund 380 PS. Dank des Leergewichts von lediglich 1.043 Kilogramm beschleunigt das aus Aluminiumblechen zusammengesetzte Fahrzeug in nur 4,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Auf langen Geraden waren knapp über 300 km/h als maximale Geschwindigkeit erreichbar.
Da nur sechs originale Autos entstanden sind, die weltweite Nachfrage jedoch deutlich größer ist, sind in den zurückliegenden Jahren viele Repliken produziert worden. Die namhaftesten Firmen sind Superformance, Factory Five und Borland Racing Development. Derweil steigen die erzielten Preise für die wenigen Originalfahrzeuge, von denen alle noch existieren, immer weiter an.
Bilder: © by Bill Pack