Automotive Art 10 – De Tomaso Pantera

Für die Zusammenarbeit mit Ford entstand Anfang der 1970er Jahre der De Tomaso Pantera mit einem meisterhaften Design von Tom Tjaarda.

Herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat. Für die Oktober-Ausgabe suchte Bill einige schöne Aufnahmen vom De Tomaso Pantera heraus.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich schnell herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

De Tomaso Pantera – Gezeichnet von Tom Tjaarda

Tom Tjaarda wurde 1934 in Detroit, Michigan, geboren. Sein Vater war der aus den Niederlanden stammende Designer John Tjaarda, der für Ford arbeitete und dort ein unglaubliches Stromlinienkonzept mit Heckmotor entwarf, das zum markanten Lincoln Zephyr von 1936 weiterentwickelt wurde.

Anfangs hatte Tom kein Interesse am gleichen Karriereweg, den sein Vater eingeschlagen hatte. Er studierte an der University of Michigan Architektur. In seinem Abschlussjahr geschah ein entscheidender Moment für sein weiteres Leben. Tom besuchte einen Kurs für Industriedesign und entwarf dafür ein Auto, was zu einem Treffen mit Ghias Chefdesigner Luigi Segre führte. Dies brachte ihn auf einen Weg, den wir heute alle zu schätzen wissen.

Nennen Sie zunächst eine bessere Disziplin, auf der eine Karriere im Automobil-Design basiert, als Architektur. Könnte das jenen Part ausmachen, der Tjaarda und seine Kollegen voneinander unterschied? Man könnte argumentieren, dass das Autodesign die natürliche Erweiterung der traditionellen Architektur ist. In der Architektur werden Räume entworfen, in denen Menschen leben können. Autodesign ist die Gestaltung des Raumes, in dem das Leben in Bewegung gelebt wird.

In den Entwürfen von Tom Tjaarda sieht man, welchen Einfluss die Architektur hatte. Sie prägte auch seinen Ansatz für das Automobil-Design. Tom wollte, dass man sofort weiß, woher die Kraft des Autos kommt. Er sagte dies auch über seine Ideen zur Gestaltung des De Tomaso Pantera. „Damals gab es einen Mittelmotor-Ferrari, aber wenn man sich das Auto ansah, konnte man nicht erkennen, wo sich dieser Motor befand. Es gab keinen Designhinweis, der den Betrachter wissen ließ, woher die Kraft kam“, sagte Tjaarda, „also entschied ich mich, dass ich etwas anderes machen würde, ich wollte das Auto so entwerfen, dass man erkennen konnte, woher die Motorleistung kommt – aus der Mitte des Autos. Wenn man den Pantera von der Seite betrachtet, sieht der Schwung der hinteren Kotflügel aus wie die Hüften eines Tieres, das sich auf den Sprung vorbereitet. Es verleiht ihm Kraft. Der Mittelpunkt des Pantera, wenn man ihn vom Profil aus sieht, ist also die Mitte des Autos, wo auch die Kraft herkommt.“

„Sein Entwurf hat eine ruhige Eleganz und eine makellose Balance,“ sagte Tom Matano, der Geschäftsführer der School of Design an der Academy of Art University in San Francisco.

Ruhige Eleganz, das ist es, was mich am meisten an Toms Design bewegt. Wenn Sie etwas Starkes haben, ist seine Wirkung größer, wenn es ruhig und elegant präsentiert wird. Tom war ein Meister darin.

Wenn Sie meine Bilder des De Tomaso Pantera von 1972 betrachten, suchen Sie nach dem Einfluss der Architektur auf sein Design. Entdecken Sie die ruhige Eleganz und Linienführung des Meisterdesigners Tom Tjaarda.

De Tomaso Pantera – Details – von Matthias Kierse

Italienische Sportwagen mit amerikanischer Technik – dieses Paket war über viele Jahre hinweg ein Garant für Erfolg. Die erfolgreichsten Designhäuser Italiens konnten sich beim Design austoben und die bekannt anspruchslosen V8-Big-Block-Triebwerke sorgten für einen (meist) sorgenfreien Vortrieb. Auch Alejandro De Tomaso, ein argentinisch-stämmiger Rennfahrer und Autokonstrukteur, wählte diesen Weg, als er vom Rennwagenbau umschwenkte auf Straßensportwagen. Vom ersten Sportwagen Vallelunga entstanden lediglich 55 Exemplare. Es folgte der Mangusta auf der gleichen Basis, aber mit einer aufsehenerregenden Karosserie von Ghia. Noch während die 400 Exemplare produziert wurden, entschied sich Ford zu einer Zusammenarbeit mit De Tomaso und bot der Marke den Vertrieb der Sportwagen über das US-Händlernetz an. Hierfür überarbeitete man den Mangusta zu einem alltagstauglicheren Sportwagen und bestellte bei Ghia eine neue Karosserie, um das modifizierte Fahrwerk einzukleiden. 1971 debütierte das Modell als Pantera auf der Auto Show in New York.

Alejandro De Tomaso behauptete bei der Premiere, dass er gemeinsam mit der Mailänder Modedesignerin Giulia Moselli die Karosseriegestaltung übernommen habe. Eine der diversen wilden Geschichten, die er um seine Sportwagenmarke und die entsprechenden Produkte in die Welt setzte. Tatsächlich hatte er bereits 1968 die Hauptanteile an der Designfirma Ghia übernommen, wo unter Tom Tjaarda ein Gestalter-Team arbeitete. Am Pantera-Design veränderte sich bis 1990 so gut wie nichts. Einige Versionen erhielten lediglich angenietete Kotflügelverbreiterungen, um für den Motorsport breitere Räder unterzubringen. 1990 erfolgte schließlich eine umfangreiche Modifikation zum Pantera GTSi, den man in Fachartikeln üblicherweise als Pantera Si findet. Marcello Gandini hatte sich des bereits fast 20 Jahre alten Entwurfes angenommen und ihm neue Schürzen, einen kleinen Flügel vor der Windschutzscheibe und einen in die Karosserie integrierten Heckflügel. Bis 1993 entstanden allerdings lediglich 41 Exemplare des Si.

Während der Prototyp des Pantera noch komplett bei Ghia aufgebaut wurde, entstanden die ersten Serienautos 1971 bei Vignale, wo anschließend bis 1974 nur noch die Karosserieteile gefertigt wurden. De Tomaso hatte zu dieser Zeit eine eigene Fertigungsstraße errichtet. Nach der Trennung von Ford konnte man nicht mehr auf Vignale zurückgreifen und vervollständigte daher 1975 und 1976 übrig gebliebene Rohkarosserien. Anschließend entstanden bis 1978 neue Rohkarosserien und Anbauteile bei Carrozzeria Maggiora in Turin, wobei die Fertigungsqualität sehr zu wünschen übrig ließ. Alle weiteren Pantera-Karosserien bis zum Ende der Produktion stammten von Embo.

Als Antriebsquelle erhielt De Tomaso V8-Triebwerke aus dem Hause Ford. Es handelte sich um den 351er Cleveland mit 5,7 Litern Hubraum und Vierfach-Vergaser. Von Anfang an gab es in den USA die Leistungsstufen 206 kW/280 PS, 228 kW/310 PS und 243 kW/330 PS. Aufgrund strenger werdender Abgasvorschriften reduzierte man dieses Angebot bereits 1972 auf die zwei Versionen mit 196 kW/266 PS und 209 kW/285 PS und ab 1973 gab es nur noch die kleinste Leistungsversion. Derweil gab De Tomaso in Europa in den 1970ern selbstbewusst 221 kW/300 PS an. Später folgten der Pantera GT3 (330 PS), der Pantera GTS (350 PS) und der Pantera GT4 (500 PS). Allerdings handelte es sich dabei um die höhere Angabe von SAE-PS anstelle der sonst üblichen DIN-PS. Ende der 1980er Jahre wechselte man auf den 351er Windsor-V8-Motor von Ford Australien mit 198 kW/270 PS. Im Pantera Si kam ein fünf Liter großer V8 mit 305 PS zum Einsatz.

Durch die neuen Vertriebsmöglichkeiten und das gefällige Design konnte De Tomaso vom Pantera auf Anhieb deutlich mehr Exemplare absetzen, als vom Vorgängermodell Mangusta jemals produziert wurden. 1972 entstanden 2.506 Exemplare, im Folgejahr weitere 1.604. Allerdings missfielen den Direktoren bei Ford die Verarbeitungsprobleme und die mangelnde Zuverlässigkeit des Wagens, weshalb sie den Kooperationsvertrag mit De Tomaso schließlich 1974 aufkündigten. In der darauf folgenden Zeit fielen die Produktionszahlen immer weiter, bis sie Ende der 70er bei unter 50 Fahrzeugen pro Jahr lagen. Zwischen 1979 und 1990 entstanden insgesamt nur 463 Pantera. Dennoch ist es das am häufigsten gebaute Modell aus dem Hause De Tomaso.

Bilder: © Bill Pack