60 Jahre Lagonda Rapide

Von der einst großen, britischen Marke Lagonda ist heute nur noch wenig übrig. Seit 1947 gehört sie als Tochterfirma zu Aston Martin. Unter der Führung von David Brown sollte die insolvente Luxusmarke neu erblühen und als komfortabler Konterpart zu den Sportwagen von Aston Martin aufgestellt werden. Daraus wurde jedoch nicht viel. Es blieb bei wenigen edlen Limousinen und Coupés. Nach rund 800 Exemplaren endete die Fertigung 1958. Drei Jahre später erschien letztmalig ein neues Modell der Marke Lagonda. Der Rapide scheiterte indes ebenfalls. Zwischen 1974 und 1989 diente der ehemalige Markenname als reine Modellbezeichnung für eine durch William Towns keilförmig gestaltete Sportlimousine. In den zurückliegenden zehn Jahren gab es ein paar Konzeptstudien mit Elektroantrieb. Auf diese Weise möchte Aston Martin die Marke Lagonda möglicherweise wiederbeleben.

Reihensechszylindermotor unter der Haube

Doch zurück zum Lagonda Rapide von 1961. Firmenchef David Brown wünschte sich eine sportliche Limousine auf Basis des Aston Martin DB4, die jedoch nicht unter diesem Markenlogo angeboten werden sollte. Als er Lagonda aufkaufte, tat er dies besonders wegen des von Walter Owen Bentley entwickelten Reihensechszylindermotors, den er für neue Sportwagenmodelle ab dem DB2 nutzen wollte. Nun fand die weiterentwickelte Variante mit einer Hubraumerweiterung auf vier Liter den Weg zurück in einen Lagonda. Die Leistung lag bei 236 PS. Optional konnte der Rapide auch mit dem 3,7 Liter großen Triebwerk direkt aus dem DB4 Vantage bestellt werden. Dank drei Vergasern und bearbeitetem Zylinderkopf standen hier 266 PS parat. Ab Werk sortierte eine Dreigang-Automatik die Vorwärtsgänge, alternativ musste man das bei einem Viergang-Schaltgetriebe selbst machen.

Aluminium-Karosserie mit Touring-Design

Optisch sollte sich der Lagonda Rapide einerseits ins bestehende Modellprogramm von Aston Martin einfügen, andererseits aber auch neue Details einbringen. Hierzu erteilte David Brown genaue Anweisungen an die Carrozzeria Touring in Mailand, wo auch DB4, DB5 und DB6 gestaltet wurden. Die Heckflossen mit je drei runden Leuchten pro Seite erinnern an den DB4. Vorn integrierten die Italiener einen kummetförmigen Kühlergrill zwischen den Doppelscheinwerfern. Die Aluminium-Karosserieteile montierte man auf einem Superleggera-Rahmen. Unter der viertürigen Limousinen-Karosserie steckte das um 400 Millimeter verlängerte Fahrgestell des DB4. Allerdings verbaute man hier bereits die neue DeDion-Hinterachse, die erst im DB5 auch bei den Sportwagen erschien. Innen bot der Rapide feinstes Leder und Edelholz an Armaturenbrett und den Klapptischen im Fond.

Lagonda Rapide bei Bonhams

Bis 1964 entstanden lediglich 55 Exemplare des Lagonda Rapide ausschließlich auf Bestellung. Davon sind 48 heute noch bekannt. Einen Wagen bietet Bonhams im Rahmen des Goodwood Festival of Speed an. Der Rapide mit Fahrgestellnummer LR/121/R verließ das Werk mit Automatikgetriebe, erhielt dort jedoch im Juni 1965 einen Umbau auf ein ZF-Fünfgang-Schaltgetriebe. Weitere acht Monate später bekam das Auto einen Austauschmotor. Bei Bonhams ist dieser Lagonda bereits bestens bekannt. 2006 versteigerte das Auktionshaus ihn in Brookline, Massachusetts. Fünf Jahre später tauchte er erneut bei einer hauseigenen Auktion im Rahmen des Greenwich Concours d’Elegance auf. Nun besteht für Interessenten zum dritten Mal die Chance, diesen Rapide zu erwerben. Da das Fahrzeug in den letzten Jahren unbewegt eingelagert war, müssen vor der Inbetriebnahme einige Service-Arbeiten durchgeführt werden. Bonhams erwartet einen Zuschlagspreis zwischen £ 70.000 und £ 100.000.

Bilder: Bonhams