30 Jahre Maserati Shamal

Bereits seit den frühen 1980er Jahren produzierte Maserati diverse Ableger des Biturbo. Technische Probleme mit der ungewohnten Turbotechnologie, rostende Teile und nachlässige Verarbeitung machten dabei den Ruf der Marke ähnlich kaputt wie Besitzer, die mit den Fahrzeugen im Temporausch über die Autobahn fuhren, aber von Warm- und Kaltfahren keine Ahnung hatten. Zudem brannten anfänglich in den USA einige Autos mit Katalysator ab, da dieser nur unzureichend thermisch isoliert war. Diese Probleme bekam Maserati nach und nach in den Griff, aber die ruinierte Reputation konnte nicht repariert werden. Diverse Modellvarianten folgten auf das ursprüngliche Coupé, beispielsweise die Limousine 420, 422, 424 und 430 oder der von Zagato eingekleidete Spyder. Letzterer erhielt ein zwischen den Achsen um 11,4 Zentimeter gekürztes Chassis, das auch 1988 für den Karif sowie ein Jahr später für das finale Topmodell der Baureihe, den Shamal genutzt wurde.

Pünktlich zum 75-jährigen Bestehen der Marke präsentierte Maserati den Shamal am 14. Dezember 1989 am Firmensitz im italienischen Modena. Erste Exemplare wurden ab Anfang 1990 ausgeliefert. Seinen Namen erhielt er von einem Wüstenwind aus Mesopotamien. Im Vergleich zum normalen Coupé war er kompakter und sportlicher geschnitten, bot jedoch verglichen mit dem Karif und dem Vorgängermodell Merak mehr Platz auf den hinteren beiden Notsitzen, die ihn zum wirklichen 2+2-Sitzer machten. Abgesehen von den Türen nutzte der Shamal keine Karosseriegleichteile mit der restlichen Biturbo-Familie. Stattdessen hatte Marcello Gandini eine rassige Coupé-Linie gezeichnet, die auch eines seiner typischen Details nicht ausließ: Den schräg ausgeschnittenen hinteren Radkasten, den man auch bei einigen Lamborghini-Modellen findet.

Anstelle des V6-Biturbotriebwerks aus den anderen Modellablegern erhielt der Shamal einen völlig neu entwickelten Motor. Es handelte sich um einen ebenfalls von zwei Turboladern unter Druck gesetzten V8 mit 3,2 Litern Hubraum, 90° Zylinderbankwinkel, 32 Ventilen und vier Nockenwellen. Dieser entwickelte eine Leistung in Höhe von 240 kW/326 PS, die über ein manuelles Sechsgang-Getriebe von Getrag auf die Hinterräder gelangten. Dank des Leergewichts von nur 1.417 Kilogramm versprachen die Italiener eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h.

Bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1996 liefen in Modena exakt 369 Exemplare vom Band. Damit ist der Shamal nicht nur das stärkste Modell der Biturbo-Ära unter der Firmenleitung von Alejandro De Tomaso, sondern auch ein seltenes Sammlerstück. Heute erzielen diese Fahrzeuge Verkaufspreise rund um 65.000,- €. Den V8-Turbomotor konnte man anschließend in Modellen wie dem Quattroporte IV oder dem 3200 GT finden.

Bilder: Maserati, Bonhams