Tupolev A-3

Hinter dem Eisernen Vorhang entwickelten findige Köpfe in der Sowjetunion diverse interessante Fahr- und Flugzeuge während des Kalten Krieges. Viele davon sind uns in den westlichen Ländern bis heute kaum oder gar nicht bekannt. So gab es beispielsweise eine ganze Reihe verschiedener Amphibienfahrzeuge vom kleinen Einsitzer bis hin zum großen ‚Monster des kaspischen Meers‘, der zehnstrahligen Ekranoplan, einem Bodeneffektfahrzeug. 1961 begann die Entwicklung eines Fahrzeugs, mit dem der ganzjährige Transport von Passagieren, Waren, Medizin und Post in abgelegene Gebiete des riesigen Landes gewährleistet werden sollten.

Dieser Auftrag ging an das Unternehmen von Andrej Nikolajewitsch Tupolev, der zu diesem Zeitpunkt bereits als ‚Vater der sowjetischen Luftfahrt‘ galt und bis zu seinem Tod im Jahr 1972 mehr als 100 verschiedene Flugzeugprojekte entwickelte. Darunter fanden sich auch Amphibienfahrzeuge wie die A-3, die er nun als Lösung des oben geschilderten Problems ansah. Optisch handelt es sich am ehesten um ein Boot mit flachem, stabilen Rumpf mit Polyethylen-Beschichtung und geschlossenem Aufbau aus Aluminium, Tupolev selbst nannte es einen ‚Amphibien-Schlitten‘. Hinter der Kabine befindet sich ein Sternmotor, der einen Propeller antreibt. Anfänglich handelte es sich um einen 100 PS starken Fünfzylinder, später folgte der Wechsel auf ein 260 PS starkes Triebwerk mit neun Zylindern und zwei gegenläufig arbeitenden, hintereinander angebrachten Propellern. Auf Schnee erreicht die A-3 bis zu 120 km/h, auf Wasser bis zu 70 km/h. Auf beiden Seiten neben dem Motor sitzen große Seitenruder, die bei Bedarf auch als Luftbremse fungieren.

Erste Exemplare entstanden im Tupolev-Werk in Moskau, spätere in den Tychivsky Transcarpthian Helikopterwerken in der heutigen Ukraine. Insgesamt entstanden bis 1980 wohl bis zu 800 Exemplare, wobei diverse im Militärdienst unter anderem zur Rettung verunglückter Flugzeugpiloten oder zur Abholung gelandeter Kosmonauten genutzt wurden. Dank der kompakten Baugröße passt die A-3 in den Laderaum der MK6-Helikopter, um sie problemlos durch das ganze Land an ihren Einsatzort transportieren zu können. In die Kabine passen bis zu vier Personen und einiges an Gepäck. Auf Schnee ist die A-3 für bis zu 650 Kilogramm Zuladung zugelassen, auf Wasser sind es immer noch 300 Kilogramm.

Im Rahmen der Perestroika gelangte offenbar nur eine Tupolev A-3 in den Westen und erhielt beim neuen Besitzer in den USA die Kennung N007. Zuvor wurde der Aufbau bei einem Spezialisten in Deutschland und der Motor bei einer Spezialfirma Rumänien restauriert. 2007 versteigerte das Auktionshaus Barrett-Jackson die A-3 für 187.000,- US$, nun steht das Amphibienfahrzeug erneut zur Versteigerung bereit, allerdings auf dieser Seite des Atlantiks beim französischen Auktionshaus Artcurial. Im Rahmen der Auktion ‚Racing, Flying & Yachting‘ am 19. Juni sollen zwischen 140.000,- und 200.000,- € erzielt werden.

Bilder: Artcurial