Trekka
Vor rund 50 Jahren befand sich die Welt im Kalten Krieg. Umso erstaunlicher erscheinen Exporte aus Ländern hinter dem Eisernen Vorhang nach außen. Doch es gab sie, allein schon um dringend gebrauchte Devisen zu erhalten. So entsandte auch Škoda Fahrzeuge nach Übersee und unterhielt sogar einen offiziellen Importeur in Neuseeland. Dorthin gelangten unter anderem Limousinen und Kombis des damaligen Octavia. Vor Ort wurden allerdings durchaus auch geländegängigere Fahrzeuge gebraucht, die Škoda damals noch nicht offiziell im Programm hatte. Somit entstand die Idee eines eigenständigen Modells für das andere Ende der Welt.
Optisch erinnert das Ergebnis ein wenig an einen leicht geschrumpften Land Rover. Klare Kanten und glatte Flächen erlauben eine gute Rundumsicht. Entwickelt wurde der ‚Trekka‘ genannte Offroader zum Teil in Neuseeland und zum Teil in Mladá Boleslav am Škoda-Firmensitz. Das Design der Stahlkarosserie stammt teilweise vom Briten George Taylor und zum anderen Teil vom Tschechen Josef Velebný. Da die neuseeländischen Behörden damals hohe Zollgebühren auf alle eingeführten PKWs erhoben, begann die Firma Motor Industries 1961 in Otahuhu mit der Komplettierung von in Teilen angelieferten Fahrzeugen und ab dem 2. Dezember 1966 auch mit der Produktion des Trekka, für den das Fahrgestell des Octavia um 19 Zentimeter angehoben wurde. Hinzu kam ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Mehr brauchte es nicht, um die Schotterwege des Inselstaates besser bewältigen zu können.
Aus heutiger Sicht dürften die 47 PS, die der 1,2 Liter große Vierzylindermotor bereitstellte, niedlich wirken. Der Zentralrohrrahmen, der als Basis vom Škoda Octavia übernommen wurde, erhielt für den Trekka bereits in der Tschechoslowakei eine Kürzung um 724 auf 2.165 Millimeter Radstand. Zudem sorgt ein kürzer übersetztes Viergang-Getriebe dafür, dass die Höchstgeschwindigkeit bei lediglich rund 110 km/h liegt. Leer bringt der Trekka je nach Ausführung zwischen 920 und 980 Kilogramm auf die Waage, während die Zuladung aufgrund des stabilen Rahmens 450 bis 500 Kilogramm beträgt. Während der Hauptabsatzmarkt stets in Neuseeland lag, wurden auch diverse Exemplare nach Australien, Indonesien, Tongoa, Samoa, Vietnam, auf die Cookinseln und nach Fiji exportiert. Nachdem 1970 die Zölle für importierte Fahrzeuge aufgehoben wurden, verkaufte man den Trekka noch drei Jahre lang weiter. Am Ende rollten knapp unter 3.000 Fahrzeuge aus der Produktionshalle. In Europa sind davon heute sechs Stück bekannt, von denen eines (unser Fotofahrzeug) der Werkssammlung von Škoda angehört.
Innen bietet der Trekka die Instrumentierung des Octavia in Kombination mit einem großen Lenkrad und einem eher rustikalen Interieur. Die vorderen Sitze mit relativ niedriger Rückenlehne lassen sich lediglich in Längsrichtung verschieben und sitzen verhältnismäßig weit außen an den Türen. Hinten sind die Sitzbänke quer zur Fahrtrichtung verbaut und bieten bis zu sechs Passagieren (oder acht Kindern) Platz – zumindest in der luxuriöseren Variante mit langer Kabine. Als Einstiegsversion erhielt der Trekka eine Pickup-Ladefläche hinter den vorderen Insassen. Das Fahrzeug aus der Škoda-Sammlung zeigt einige Umbauten, die durch den Vorbesitzer vorgenommen wurden. So erhielt der Wagen zwei außen liegende Ersatzräder und eine elektrische Seilwinde. Nach einem Auftritt auf der Techno Classica in Essen sowie beim ‚7 Castles Trial‘, einer Oldtimer-Rallye in Tschechien, werden in naher Zukunft weitere Auftritte des außergewöhnlichen Geländewagens folgen.
Bilder: Škoda (19 Fotos), Matthias Kierse (3 Fotos)