Tempo Mikafa Porsche

356, 550, 901, 911, 912, 914, 924, 928, 944, 959, 964, 968, 991, 992, 993, 996, 997 – die Nummerierungen der unterschiedlichen Porsche-Modelle sind Markenfans durchaus geläufig. Hinzu kommen einige vollwertige Namen wie Boxster, Cayman, Panamera, Cayenne, Macan oder neuerdings Taycan sowie eher unbekanntere Nummern wie 597, 718, 904, 906, 907, 908, 909, 910 oder B32. Doch was bitte soll ein Tempo Mikafa sein und wie hängt dieses Konstrukt mit Porsche zusammen? Diese Geschichte wollen wir an dieser Stelle ein wenig erkunden. Während man heutzutage nur noch wenige Autohersteller kennt, die ihre Motoren nicht selbst herstellen, gab es diese in den 1950ern noch deutlich häufiger. Entsprechend gab es auch einige Kleinserienfahrzeuge, die ein Boxertriebwerk aus dem Porsche 356 verwendeten. Doch üblicherweise handelte es sich dabei entweder um Sportwagen oder um sportlich angehauchte Coupés und Limousinen. Diese Kategorien treffen auf den Tempo Mikafa jedoch nicht zu.

1928 wurde die Vidal & Sohn Tempo-Werk GmbH in Harburg gegründet. Sie ging aus einer Kohlenhandlung hervor, für die zwei Schlossermeister in den 20ern einen Vorderlader mit Ladefläche vor dem Fahrer und drei Rädern entwickelten, um die Ware schneller zu den Kunden zu befördern. Recht bald verlegte man die Fahrerkabine vor den Laderaum und bot diese Fahrzeuge in Serie an, da es eine große Nachfrage nach derartigen Transportern gab. Der Grund hierfür war ein neues Gesetz von 1928, durch das man Dreiräder mit weniger als 200 Kubikzentimetern Hubraum steuerfrei und ohne Führerschein betreiben durfte. Ab 1933 bot Tempo die Dreiräder auch als Personenwagen mit zwei oder vier Sitzplätzen an. Im Zweiten Weltkrieg veränderte man das Angebot auf einen vierrädrigen Geländewagen mit je einem Motor an jeder Achse für die Wehrmacht. Von 1952 bis 1957 folgten rund 280 Exemplare des Land Rover, die man in Lizenz fertigte. Parallel kehrte man zu den leichten Nutzfahrzeugen zurück und baute bis 1956 weiterhin Transportdreiräder. Hinzu kamen ab 1949 erstmals auch vierrädrige Bullis, die auf die Namen Matador, Wiking und Rapid hörten. Ab 1955 arbeitete man eng mit Hanomag zusammen, 1959 kamen beide Firmen unter das Konzerndach von Rheinstahl und 1965 übergab Oscar Vidal seine letzten Anteile an den Konzern, woraufhin die von ihm mitbegründete Marke Tempo endgültig verschwand. Die Fertigungswerkzeuge des Dreirads gingen nach Indien, wo bis ins Jahr 2000 der Bajaj-Tempo vom Band lief.

Die vierrädrigen Chassis des Matador und Wiking nutzten diverse Anbieter von Camping-Mobilen für ihre Umbauten. Während viele davon die originale Karosserie als Ausgangspunkt nutzten, um innen einen möglichst wohnlichen Einbau zu gestalten, gab es wie in der heutigen Camper-Welt auch Hersteller, die nur das Fahrgestell haben wollten und alles andere in Eigenregie aufbauten. Einer davon war Mikafa aus Minden, der vor dem Krieg eigentlich als Flugzeugbauer gegründet wurde. Nach Kriegsende durfte man dieses Geschäftsfeld allerdings nicht weiterbetreiben und suchte daher nach neuen Betätigungsmöglichkeiten. Beim Bau von Camping-Anhängern konnte man die gesammelten Erkenntnisse aus der Luftfahrt in leichtgewichtige und zugleich verwindungssteife Aufbauten ummünzen, die man zuerst auf Anhängerfahrgestellen der Firma Hahn verwirklichte. Ab 1951 rückten auch Camping-Mobile ins Modellprogramm, die jedoch nur auf Bestellung entstanden.

Tempo verbaute in den ersten Jahren 25 PS starke Volkswagen-Industriemotoren direkt hinter den vorderen Passagieren, die ihre Kraft an die Vorderräder lieferten. Allerdings hatte man keinen langfristigen Vertrag ausgehandelt, weshalb Volkswagen verständlicherweise alsbald den Nebenbuhler zum VW T1 aus der Zuliefererliste entfernte. Stattdessen verwendete man nun bei Tempo Triebwerke vom Ingenieurbüro Müller aus Andernach, das unter anderem auch für Saab und die Auto Union Zweitaktmotoren entwickelte. Mikafa nutzte hingegen kräftigere Vierzylindertriebwerke von Austin, bot jedoch im Optionskatalog auch den Porsche-Vierzylinder-Boxer oder sogar den V8-Motor aus dem BMW 502 an. Mit Porsche-Kraft entstanden nachweislich lediglich drei Exemplare, die den Namenszusatz ‚Sport‘ erhielten. Ein solcher Tempo Mikafa Sport mit Porsche-Triebwerk kam im August bei Mecum Auctions im Rahmen der Monterey Car Week unter den Hammer und wurde zu einem nicht veröffentlichten Preis zugeschlagen. Im Vorfeld erwartete das Auktionshaus zwischen US$ 100.000 und US$ 150.000.

Bilder: Mecum Auctions