Shelby Series 1
Carroll Shelby ist vielen Autofans ein Begriff. Der texanische Hühnerzüchter machte sich sowohl als Rennfahrer, unter anderem mit dem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 1959, als auch im Bereich der Sportwagenentwicklung einen Namen. So war er an der Entwicklung des Ford GT40 beteiligt, entwickelte aus dem britischen Sportwagen AC Ace die legendäre Shelby Cobra und gründete schließlich seine eigene Firma Shelby American Inc. 1998 präsentierte er nach vier Entwicklungsjahren voller Stolz einen indirekten Nachfolger der Cobra in Form des Shelby Series 1. Es ist das einzige Fahrzeug, das von Carroll Shelby auf einem weißen Blatt Papier entworfen und anschließend zur Serienreife entwickelt wurde. Einzig Motor und einige weitere Bauteile wurden zugekauft. Hierdurch entstanden hohe Entwicklungs- und Zulassungskosten, um den Wagen ab 1999 in den USA offiziell im Straßenverkehr bewegen zu können.
Aufgrund der hohen Kosten rentierte sich der Series 1 nur in einer Kleinserie von 249 Exemplaren, die alle innerhalb von 1999 fertiggestellt wurden. Der Grundpreis betrug zuerst 174.000,- US$, kurz vor der Markteinführung erhöhte er sich auf 181.824,- US$. Über einem Aluminium-Rahmen mit dazwischen verklebten und vernieteten Aluminium-Platten in Sandwichbauweise mit Wabenstrukturkern zieht sich eine ebenfalls aus dem Leichtmetall sowie aus Kohlefaser gefertigte Karosserie. Diese umschließt das Triebwerk und die beiden Passagiere auf engst mögliche Weise und sorgt durch diverse Öffnungen im vorderen Bereich dafür, dass der Temperaturhaushalt der Technikkomponenten im grünen Bereich bleibt.
Unter der nach vorn öffnenden Motorhaube sitzt ein vier Liter großes V8-Triebwerk aus dem Hause Oldsmobile, das dank Kompressoraufladung 238 kW/324 PS sowie ein maximales Drehmoment in Höhe von 393 Newtonmetern in Richtung des manuellen Sechsgang-Getriebe schickt. Dieses treibt die Hinterräder an und lässt den Shelby Series 1 in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Als Höchstgeschwindigkeit gaben die Amerikaner 274 km/h an. Das Leergewicht betrug lediglich 1.202 Kilogramm. Einige Fahrzeuge erhielten ab Werk auf Wunsch des Kunden eine Leistungssteigerung auf rund 600 PS.
Zu diesen seltenen Fahrzeugen zählt auch jenes mit der Chassisnummer 001, das aus der Sammlung von Firmengründer Carroll Shelby selbst stammt. Es steht am 3. Juni beim Auktionhaus Bonhams während des Greenwich Concours d’Elegance zur Versteigerung parat und zeigt neben einer Lackierung im typischen Silber mit blauen Rennstreifen im Innenraum Sparco-Schalensitze mit Vierpunktgurten, einen einzigartigen Überrollbügel und eine an die höhere Leistung angepasste Bremsanlage. Bonhams erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 100.000,- und 125.000,- US$ (rund 84.700,- bis 105.900,- €).
Neben den 249 Exemplaren, die als Serienfahrzeuge die Shelby-Produktion verließen, gab es ab 2005 auch eine begrenzte Anzahl von ‚Component Cars‘, die von Shelby American ohne Motor und Getriebe angeboten wurden. Diese Fahrzeuge tragen zwar eine CSX5000er Nummer, um sie als echte Shelbys zu identifizieren, sind aber ansonsten aufgrund ihrer siebenstelligen Fahrgestellnummer nicht für den Straßenverkehr zulassungsfähig. Ein Jahr später begannen Arbeiten an einer modernisierten Series 2 mit leicht modifizierter Karosserie und neuem Antriebsstrang. Doch aufgrund von strengeren US-Zulassungsvorschriften entstanden lediglich drei Prototypen.
Nun gibt es einen neuen Anlauf, um eine Shelby Series 2 auf die Straße zu bringen. Shelby American fertigt ab Juni diesen Jahres vier Exemplare jährlich als Component Cars, die für den Einbau des von Ford zugekauften und bei Shelby getunten FE-Big-Block-V8 oder des Windsor-V8. Beide Aggregate verfügen über sieben Liter Hubraum und sind an ein manuelles Fünfgang-Getriebe von ZF gekoppelt. Die Karosserien entstehen in Handarbeit bei der Firma Wingard wahlweise in Aluminium, Carbon oder erstmals im Automobilbau aus Titan. Wingard kaufte vor einigen Jahren die verbliebenen Chassis und Karosserien, entwickelte diese weiter und schloss einen Deal mit Carroll Shelby, um eine Kleinserie auflegen zu dürfen. Durch die Weiterentwicklungen ist das Chassis weiter versteift und um 12 Prozent erleichtert worden. Auf Wunsch macht man die Autos zudem fahrfähig. Zu den Preisen machte Shelby American noch keine Angaben.
Bilder: Bonhams (22 Fotos), Shelby American Inc (2 Fotos)