SCAT 25/35 HP

Nachdem die FIVA gestern das Siegerfahrzeug in der Kategorie ‚Best Preserved Vehicle‘ bei der Rallye Pays de Fougères bekanntgab, folgt heute auch das Siegerfahrzeug in der gleichen Kategorie beim weltberühmten Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este in Italien. Dort finden sich bekanntlich nur die schönsten und seltensten Fahrzeuge ein, um im Schönheitswettbewerb gegeneinander anzutreten. Bis vor einigen Jahren hätten bei einer solchen Veranstaltung ausschließlich überrestaurierte Wagen im makellosen Bestzustand gestanden. Inzwischen lernten sowohl internationale Sammler als auch Juroren den Reiz von wohl gehüteter und gepflegter Patina kennen und lieben.

So gab es beim diesjährigen Concorso d’Eleganza tatsächlich die Kategorie ’80 Years of Automotive Archeology‘, in der auch ein besonders seltener SCAT 25/35 HP teilnahm. Kennen Sie nicht? Da sind Sie nicht allein. Die Società Ceirano Automobili Torino, kurz SCAT, wurde 1906 von Giovanni Battista Ceirano gegründet wurde. Er und seine Brüder Matteo, Giovanni und Ernesto gründeten zwischen 1901 und 1923 insgesamt acht Automarken in Italien, darunter Itala und SPA. Das erste von Giovanni Battista entwickelte Fahrzeug verkaufte er 1899 an F.I.A.T.-Chef Giovanni Agnelli, der es in Massenproduktion brachte und damit den bis heute bekannten Autohersteller formte.

SCAT existierte bis 1932. In den Jahren 1911, 1912 und 1914 gewann man die Targa Florio. Beim 1912er Rennen bewegte der britische Rennfahrer Cyril Snipe einen SCAT 25/35 HP und legte die 965 Kilometer lange Renndistanz in 24 Stunden, 37 Minuten und 39 Sekunden zurück. Am Ende lag er vor 26 anderen Fahrzeugen von Alfa, Lancia, Fiat und Isotta Fraschini. Derartige Sporterfolge brachten natürlich eine gute Publicity und kurbelten die Verkäufe an.

Ein SCAT 25/35 HP mit seinem 4,7 Liter großen Reihenvierzylindermotor und einer Landaulet-Karosserie gehört heute dem bekannten italienischen Autosammler Corrado Lopresto. Eigentlich interessiert er sich vor allem für Einzelstücke, Konzeptstudien und besonders frühe Seriennummern von seltenen Sportwagen, doch den unglaublich gut erhaltenen, nie restaurierten SCAT konnte er nicht stehenlassen, als er ihn sah. Der Klassensieg an der Villa d’Este nebst dem zusätzlichen FIVA Preservation Award geben ihm nachträglich Recht.

Bilder: BMW Group Classic, Dr. Mario Theissen, FIVA