Rolls-Royce Boat Tail

Nachdem Rolls-Royce 2017 den im Kundenauftrag erstellten Sweptail als exklusives Einzelstück präsentierte, belebte man zugleich die werkseigene Coachbuild-Tradition neu. Diese Abteilung ermöglicht es solventen Kunden, auf der technischen Basis existierender Modellreihen völlig eigenständige Unikate anfertigen zu lassen. Normalerweise sind der Bespoke-Abteilung dadurch Grenzen gesetzt, dass die Rohkarosserien nicht verändert werden können. Diese Grenzen überschreitet Rolls-Royce Coachbuild problemlos. Nun debütiert das zweite neue Projekt in Form des Boat Tail. In die hierfür notwendigen Arbeiten waren drei VIP-Kunden von Rolls-Royce involviert. Aus diesem Grund gibt es auch nicht nur ein Exemplar, sondern deren drei, die sich jedoch in Details voneinander unterscheiden werden. Alle drei einte die Aussage: „Zeigen Sie uns etwas, das wir noch nie gesehen haben.“

Von Zeichnungen zum 1:1-Modell

Bald hatten die Rolls-Royce Designer erste Handskizzen erstellt, die Zustimmung fanden. Als die Form feststand, erstellte man einen Clay-Prototyp im Maßstab 1:1. Diese Skulptur konnten die drei Kunden eingehend unter die Lupe nehmen und Kritik äußern. Anschließend sorgte ein 3D-Scanner für hochgenaue Daten im Computer, die ein letztes Mal angepasst und dann zur Anfertigung von Böcken genutzt wurden. Auf diesen stellten Handwerker der Coachbuild-Abteilung von Hand gehämmerte Aluminiumbleche für die Karosserien her. Dieser Prozess ist zeitaufwändig und muss möglichst exakt passieren, damit am Ende alle Komponenten zusammenpassen. Langsam entsteht eine skulpturale, einzigartige Karosserieform, die es so nie in der Großserie geben würde.

Spezielle Zweifarblackierung

Rolls-Royce stellte gestern den ersten der drei Boat Tail vor. Dieser wurde von einem Paar vorbestellt und soll einen Ausgleich zu ihrem arbeitsreichen Alltag darstellen. In der eigenen Autosammlung steht bereits ein Rolls-Royce Boat Tail von 1932. Dieser erhält momentan eine umfangreiche Restaurierung, um aufgefrischt neben dem neuen Boat Tail zu glänzen. Mit 5,8 Metern Außenlänge ist der Neuwagen durchaus eindrucksvoll proportioniert. Vorn integrierten die Designer den typischen Pantheon-Grill in neuer Interpretation als integraler Bestandteil der Frontpartie zwischen den schmalen LED-Tagfahrlampen und den runden Scheinwerfern. Die Windschutzscheibe umschließt das Cockpit bis zu den nach hinten öffnenden Türen. Ein spezieller Blaufarbton mit Metallic- und Kristallpartikeln spiegelt die Lieblingsfarbe der neuen Besitzer wider. Die Motorhaube und die Grillumrandung zeigen ein dunkleres Blau. Passend dazu wählte man auch die Lederpolster innen.

Bootsheck mit Überraschungen

Passend zum Namen senkt sich die Heckpartie ab und erhält eine Oberfläche aus Caleidolegno-Furnier mit Edelstahleinlegern. Üblicherweise kommt dieses grauschwarze Material im Interieur von Fahrzeugen zum Einsatz. Allerdings bearbeiteten die Rolls-Royce Techniker das Furnier nicht nur für das Exterieur, sondern manipulierten zudem auch den Verlauf der Struktur, um diesen der Form anzupassen. Dieser Holzteil öffnet zweiteilig zur Mitte hin und gibt den Blick frei auf einen exklusiven Kofferraum. Darin befinden sich neben einem Picknickset auch ausklappbare Picknicktische, passende Stühle und sogar ein einfaltbarer Sonnenschirm. Da das Dach mit seinen festen Elementen nicht im Fahrzeug mitgeführt werden kann, gibt es ein temporäres Tonneau-Cover gegen unterwegs auftretenden Regen. Die LED-Rückleuchten liegen tief in den transparenten Gehäusen und erzeugen damit einen dreidimensionalen Eindruck. Während der Pressetext keinen Preis verrät, besagen gut informierte Kreise, dass jeder Boat Tail rund 20 Millionen Pfund kosten wird.

Bilder: Rolls-Royce