Porsche 968 Turbo S

Seltene Sportwagen aus dem Hause Porsche datieren häufig auf die ersten paar Jahrzehnte der Markengeschichte. Damals entwickelte man schnell hintereinander neue Modellvarianten, wodurch manche von ihnen Raritäten blieben. Mit dem Beginn der Großserienfertigung stiegen die Produktionszahlen selbst bei limitierten Editionen üblicherweise in den dreistelligen Bereich. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Ein kaum bekanntes Beispiel eines solchen ‚Secret Classics‘-Porsche ist der 968 Turbo S. Um dieses Fahrzeug zu verstehen, müssen wir jedoch erst einen kurzen Blick auf die gesamte Modellreihe werfen, die im übrigen dieses Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. 1991 erschien der 968 als finale Weiterentwicklung des Vierzylinder-Frontmotorsportwagens. Dessen Geschichte begann bereits 1975 mit dem 924 und setzte sich ab 1981 mit dem 944 fort. Anstelle der klassischen Klappscheinwerfer seiner beiden direkten Vorfahren erhielt der 968 runde Leuchten, die wie beim großen Modellbruder 928 beim Einschalten nach oben klappen.

Trotz sportlicher Erfolge eine Rarität

Trotz aller sportlichen Talente stand die Vierzylinder-Baureihe stets im Schatten des 911. Unter eingefleischten Porsche-Fans wurde das kleine Modell als Hausfrauensportwagen verspottet. Zudem ging es der Marke in den 1990er Jahren finanziell nicht gut. Dies führte zu Auftragsarbeiten für externe Firmen wie den Mercedes-Benz 500 E (W124) oder den Audi RS 2 Avant. Trotzdem blieb Zeit, um den 968 weiterzuentwickeln. Als der ADAC in Deutschland für 1993 bekanntgab, einen GT Cup für seriennahe Sportwagen ausschreiben zu wollen, sah man im Vierzylindermodell eine gute Basis. Allerdings reichte die Motorleistung des drei Liter großen Saugmotors nicht aus. Basierend auf den Erfahrungen mit dem 911 Turbo entstand daher ein turboaufgeladenes Triebwerk, das in der Rennversion 350 PS leistete. Im Gegensatz zum normalen 968 und zum 968 CS nutzte Porsche hier einen Zweiventilzylinderkopf. Das Rennfahrzeug hörte auf den Namen 968 Turbo RS und entstand nur dreimal. Zwei davon liefen schließlich 1994 in der BPR-Rennserie.

Homologationsversion für Privatleute

Um das Rennfahrzeug für den ADAC GT Cup homologieren zu können, baute Porsche auch eine Straßenversion zum Turbo RS, den 968 Turbo S. Durch den auf 1 bar reduzierten Ladedruck des wassergekühlten KKK-Turboladers standen immer noch 224 kW/305 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Die Kraftübertragung übernahm ein manuelles Sechgang-Getriebe. Gegenüber dem 968 CS lag das Leergewicht durch den Verzicht auf Komfortausstattungen wie elektrische Fensterheber, Rücksitze oder eine Zentralverriegelung um 70 Kilogramm niedriger. Dies ermöglichte eine Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in fünf Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h. Ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung um 20 Millimeter und ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse sorgten für reichlich Fahrspaß auf kurvigem Geläuf. Auf den extra für dieses Modell entwickelten, dreiteiligen Speedline-Leichtmetallrädern saßen ab Werk Reifen der Dimensionen 235/40 ZR 18 vorne und 265/35 ZR 18 hinten. Dahinter verbarg sich eine an die höhere Leistung angepasste Bremsanlage.

Ursprünglich nur für Europa homologiert

Äußerlich ist der Porsche 968 Turbo S an kleinen Details vom normalen 968 zu unterscheiden. So trägt die Frontschürze eine zusätzliche Spoilerlippe, in die Motorhaube sind zwei NACA-Lufteinlässe integriert und auf dem Kofferraumdeckel sitzt ein verstellbarer Heckflügel. Aus der geplanten Kleinserie von bis zu 100 Exemplaren wurde mangels Kundeninteresse nichts. Da selbst die auf Porsche spezialisierten Rennteams anstelle des 968 Turbo RS lieber auf den bereits etablierten 911 (964) Carrera RS 3.8 zurückgriffen, blieb auch der 968 Turbo S eher unbekannt. Am Ende rollten lediglich 14 Exemplare aus der Motorsportabteilung in Weissach. Mangels Homologation für den Weltmarkt erfolgte die Erstauslieferung aller Fahrzeuge in Europa. Dennoch schafften es seither einige davon auch in Sammlerhände auf anderen Kontinenten. Fünf befinden sich aktuell in den USA.

Heute ein wertvoller Klassiker

Das amerikanische Auktionshaus Gooding & Company bietet beispielsweise im Mai in der Versteigerung ‚Geared Online‘ den 968 Turbo S mit Chassisnummer 0064 an. Dieser Wagen erhielt als eines von zwei Exemplaren eine Sonderlackierung im Farbton Blutorange. Vom Erstbesitzer stammt zudem ein Umbau der Motorhaube auf jene des Turbo RS mit zusätzlichem Luftauslass für den Ladeluftkühler. Nach fünf Besitzern in Deutschland überquerte das Auto im Jahr 2016 den Atlantik und steht seither in der Sammlung eines US-Amerikaners. Bei der Onlineauktion wird ein Zuschlagspreis im Bereich zwischen 1.000.000 und 1.250.000 US$ erwartet.

Bilder: Gooding & Company