Piaggio Vespa 400

Das italienische Unternehmen Piaggio existiert bereits seit 1884. Hierzulande ist es besonders für Motorroller bekannt. Begonnen hat jedoch alles mit einem Holzlager in Sestri Ponente bei Genua, auf dem kurz darauf Schiffe entstanden. Wiederum einige Jahre später verlagerte man sich auf den Bau von Eisenbahnwaggons und dann ab 1916 auf die Entwicklung und den Bau von Flugzeugen in einer neuen Fabrik in Pontedera. Diese und andere Rüstungsgüter sorgten dafür, dass Piaggio in den 1930er Jahren eine der erfolgreichsten Firmen in Italien war. Allerdings zerstörten Bomberangriffe im Krieg das Stammwerk und nach dem Krieg entschieden die Alliierten, dass Piaggio die Herstellung von Waffen einstellen muss. Enrico Piaggio, Sohn von Firmengründer Rinaldo Piaggio, übernahm die Firmenleitung und ließ für den gestiegenen Mobilitätsbedarf der Italiener einen Motorroller entwickeln, der 1946 als Piaggio Vespa (italienisch für Wespe) vorgestellt wurde.

Vom Motorroller zum Kleinwagen

Während dieser Motorroller seither in ähnlicher Form in immer neuen Variationen im Programm geblieben ist und weltweit Bekanntheit erreichte, sind andere Produkte der Marke eher unbekannt geblieben. Eine gewisse Berühmtheit kann man definitiv noch dem dreirädrigen Kleinsttransporter Ape (italienisch für Biene) bescheinigen, der seit 1948 angeboten wird. Mofas wie die Ciao oder die Bravo, der Kleintransporter Porter oder große Motorroller wie der Skipper oder der Hexagon dürften hingegen nur Fans der Marke näher bekannt sein. Ebenso verhält es sich mit einem Kleinstwagen, den Piaggio ab Mitte der 1950er Jahre entwickelte, als sich die Bedürfnisse der Bevölkerung weg von Zweirädern und hin zu Autos entwickelten. Während in Deutschland BMW Isetta, Zündapp Janus, Messerschmitt Kabinenroller und andere Fahrzeuge um Käufer buhlten, gab es in Italien keine vergleichbaren Angebote. Bis 1957 der Piaggio Vespa 400 auf dem Pariser Autosalon debütierte, der bereits rund ein volles Erprobungsjahr hinter sich hatte. Allerdings präsentierte Fiat im gleichen Zeitraum den Nuova 500, dessen kompaktes Grundkonzept in Kombination mit einem geringen Preis dem Piaggio kräftig einheizte. Daher verlagerte man den angestrebten Hauptabsatzmarkt der Vespa 400 in Richtung Belgien und Frankreich, wo deutlich weniger Konkurrenzmodelle erhältlich waren. Selbst die Produktion fand schließlich im französischen Werk in Fourchambault statt.

Wie der Fiat 500 erhielt auch der Piaggio Vespa 400 ein Faltverdeck. Dieses umfasste auch die Heckscheibe und lässt sich wie beim Citroën 2CV aufrollen, während die Türrahmen und die seitlichen Dachbereiche aus Blech gefertigt sind. Dies machte ihn quasi zur Cabrio-Limousine. Die restliche Karosserie folgt hierfür der klassischen Dreiboxform mit Frontpartie, Passagierabteil für bis zu vier Passagiere mit hinten angeschlagenen Türen und angehängtem Stufenheck, in dem der Motor steckte. Hierbei handelte es sich um einen Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 394 Kubikzentimetern Hubraum und 14 PS, die über ein manuelles Dreigang-Getriebe mit unsynchronisiertem ersten Gang auf die Hinterräder gelangten. Der Wagen verfügte über einen separaten Tank für Zweitaktöl, über den der Fahrer das benötigte Gemisch im Benzintank selbst über einen Drehgriff nach dem Auftanken anmischen konnte. Bei nur 2,85 Meter Außenlänge lag das Leergewicht bei 400 Kilogramm. Im finalen Produktionsjahr 1961 ergänzte man das Angebot um den Piaggio Vespa 400 Export mit 20 PS und Viergang-Getriebe.

Schluss nach knapp 30.000 Stück

Neben den beiden Motorenversionen gab es von Anfang an zwei Ausstattungslinien. Oberhalb des einfachen ‚Tourisme‘ gab es den ‚Luxe‘ mit zwei Scheibenwischern, mehr Chrom-Zierrat und Kombi-Instument innen. 1959 gab es eine Modellpflege, die dem Wagen seitliche Schiebefenster, eine modifizierte Innenausstattung mit bequemeren Sitzen und den Wegfall des Zweitaktöltanks einbrachte. Als die Verkaufszahlen 1961 immer weiter einbrachen, beendete Piaggio die Produktion und konzentrierte sich fortan wieder auf die Fertigung von Zweirädern. Insgesamt 30.076 Exemplare der Vespa 400 liefen vom Band und blieben überwiegend in Europa. Rund 1.700 Stück lieferte Piaggio allerdings tatsächlich als Neuwagen in die USA. Ob das in unserer Bildergalerie gezeigte Fahrzeug auch dazu gehörte, entzieht sich unserer Kenntnis. Es wird von RM Sotheby’s als Bestandteil der ‚The Elkhart Collection‘ am 24. Oktober versteigert und soll dabei zwischen US$ 25.000 und US$ 30.000 einbringen. Da dieser Piaggio ohne Mindestpreis angeboten wird, geht er in jeglichem Fall an den Höchstbieter.

Bilder: RM Sotheby’s