Mercedes-Maybach 600 Pullman

Kennen Sie einen Restomod auf Mercedes-Basis? Nein? Dann lernen Sie jetzt einen kennen. Er entstand bereits im Jahr 2007 und blieb nach unserer Kenntnis bislang einmalig. Als Basisfahrzeug wählte ein solventer Kunde einen Mercedes-Benz 600 aus der Baureihe W100. Dieser ging an Mercedes-Benz Classic in Fellbach bei Stuttgart und erhielt einen auf den ersten Blick unglaublich scheinenden Umbau. Neben einer umfassenden Restauration führten die Mechaniker eine Adaption für Interieur-Elemente des damals aktuellen Maybach 62 durch. So schlug man eine gekonnte Brücke zwischen klassischem Design und moderner Technologie. Allerdings sollte man diese Geschichte von Anfang an betrachten, um diesem Unikat gerecht zu werden. Daher stellen wir erst einmal den 600 näher vor.

Kurzgeschichte des Mercedes-Benz 600

Große Limousinen aus dem Hause Mercedes-Benz erfreuten sich von jeher großer Beliebtheit bei Staatsoberhäuptern, Königshäusern und Konzernchefs. Ende der 1950er Jahre erfolgte daher der Entschluss, ein neues Repräsentationsfahrzeug zu entwickeln. Sein Debüt feierte der 600 (W100) schließlich 1963 auf der IAA in Frankfurt. Als neues Spitzenmodell mit Stern auf der Motorhaube durfte der Wagen alle technischen und technologischen Neuheiten der damaligen Zeit in sich vereinen. So saß unter besagter Haube erstmalig in der Markengeschichte ein V8-Triebwerk mit Einspritzanlage. Dieses holte aus 6,3 Litern Hubraum 250 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment. Für die Kraftübertragung auf die Hinterachse stand eine Viergang-Automatik bereit. So beschleunigte die rund 2,5 Tonnen schwere Limousine in zehn Sekunden auf Tempo 100 und anschließend weiter bis auf 205 km/h. Scheibenbremsen an allen vier Rädern und vorn mit zwei Bremszangen pro Rad verhalfen dem 600 zu guten Verzögerungswerten.

Pullman-Version in geringer Auflage produziert

Viele Komfortausstattungsmerkmale des 600 funktionierten hydraulisch. Neben der Servolenkung gehörten zum Beispiel der automatisch schließende Kofferraumdeckel oder die Fensterheber dazu. Zudem ließen sich Vordersitze und Rückbank verstellen und die Heizung beziehungsweise Lüftung elektronisch regeln. Neben einer kurzen Limousine mit immerhin 3,2 Metern Radstand bot Mercedes-Benz den um 700 Millimeter verlängerten Pullman an. Letzteren gab es entweder mit festem Dach oder mit einem Stoffverdeck über den Fondpassagieren als Landaulet. Insgesamt entstanden bis 1981 2.723 Exemplare des 600, davon 2.190 mit kurzem Radstand. Der damals mindestens 20.000 DM teurere Pullman blieb also selten. Umso erstaunlicher mutet daher dieser 2007 durchgeführte Restomod zum Mercedes-Maybach 600 Pullman an. Das Basisfahrzeug ging 1975, lackiert im Farbton „Anthrazitgrau metallic“, in den Libanon. 1997 gelangte die Limousine nach Malaga, wo sie zehn Jahre später von Mercedes-Benz Classic im Kundenauftrag erworben werden konnte.

Umbau zum Mercedes-Maybach 600 Pullman

Auf die komplette Zerlegung folgte eine Neulackierung in „Perlmuttweiß“ im Mercedes-Werk Untertürkheim sowie eine Revidierung aller Technik- und Fahrwerkskomponenten. Neu und ohne Frage einmalig ist das auf Knopfdruck abdunkelbare Glasdach im Fond. Es stammt ebenso wie die auch abdunkelbare und versenkbare Trennscheibe zwischen Front und Fond vom Maybach 62. Aus dem Mercedes-Benz S 600 Pullman (W221) übernahm man einen Flachbildschirm, der in eine speziell angefertigte Mittelkonsole zwischen den gegen die Fahrtrichtung verbauten vorderen Fondsitzplätzen eingebaut wurde. Dank Alpine-Infotainmentsystem bietet er analogen und digitalen Fernsehempfang unterwegs. Zwei getrennt voneinander arbeitetende Navigationssysteme erlauben auch den Fondpassagieren eine metergenaue Bestimmung des Standortes. Die beiden in Fahrtrichtung montierten Sitzplätze nutzen verstellbare Sitze vom Maybach 62. Dazwischen finden Kühlbox und Klapptische Platz. Mechatronik bietet das Unikat für knapp über 2,3 Millionen Euro an.

Bilder: Mechatronik