Mercedes-Benz 540 K Mayfair
Wenn die Rede auf Vorkriegsklassiker von Mercedes-Benz kommt, denken viele Oldtimerliebhaber automatisch an den 540 K. Diese legendäre Baureihe gab es nur für einen sehr kurzen Zeitraum vor dem Zweiten Weltkrieg in entsprechend geringer Auflage. Vom intern W24 genannten 540 K mit langem Radstand und Tourenwagen-Aufbau entstanden 1936 lediglich 12 Stück für den Werksversuch sowie die Deutsche Reichsregierung. 1943 und 1944 folgten noch einmal ein paar Fahrzeuge. Daneben gab es die intern W29 genannte Baureihe mit drei verschiedenen Radständen. Das Werkskürzel W29 umfasst offiziell auch den 500 K mit kleinerem Motor, der zwischen 1934 und 1939 in den Preislisten von Mercedes-Benz auftauchte. Vom Werk gab es neben nackten Fahrgestellen für externe Karosseriebauer zweitürige Tourenwagen, viertürige Limousinen sowie Cabriolet B und Cabriolet C auf Basis des normalen Radstands, auf Basis des Chassis mit zurückversetztem Motor das Cabriolet A, den Roadster 2+2, den Spezial-Roadster und den Autobahnkurier sowie auf dem kurzen Chassis den Sport-Roadster und das Sport-Coupé. Als 1936 parallel der 540 K als neues Topmodell ins Programm genommen wurde, blieb es bei diesem Karosserieangebot.
Unter der zweigeteilten, seitlich öffnenden Motorhaube saß nun ein 5,4-Liter-Reihenachtzylinder mit zuschaltbarem Roots-Gebläse. Dieses Triebwerk lieferte als Dauerleistung 85 kW/115 PS und mit zugeschaltetem Kompressor kurzzeitig bis zu 132 kW/180 PS und 431 Newtonmeter Drehmoment über ein manuelles Viergang-Getriebe an die Hinterachse. Ab 1939 erledigte ein Fünfgang-Getriebe diese Aufgabe. Damit erreichte der 540 K je nach Aufbau bis zu 170 km/h Höchstgeschwindigkeit. Besonders begehrt sind heutzutage vor allem die wunderschön gestalteten und in Sindelfingen von Hand aufgebauten Spezial-Roadster, von dem 30 Stück auf Basis des 500 K und 28 als 540 K entstanden sind. Seltener war nur der Autobahnkurier (sechs Stück) und externe Aufbauten bei freien Karosseriebauern. Beide Motorisierungen und alle drei Fahrgestelllängen kommen auf lediglich 70 Exemplare, die außerhalb von Sindelfingen eingekleidet wurden.


























Wieviele 540 K mit dem im Rahmen nach hinten versetzten Motor eine Sonderkarosserie erhielten, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei feststellen. Ein solches Auto wird allerdings aktuell von Mecum Auctions auf der firmeneigenen Webseite angeboten. Da durch die weltweite Corona-Pandemie große Live-Versteigerungen aktuell nicht möglich sind, nutzt man bei vielen Auktionshäusern gerade den Online-Weg, um seltene Fahrzeuge an den Mann oder die Frau zu bringen.
Dieser rot lackierte 540 K ging als nacktes Fahrgestell an die Londoner Firma Mayfair, wo eine zweisitzige Roadster-Karosserie im Grundstil der Spezial-Roadster entstand. Allerdings vekleideten die Briten die Hinterräder und verpassten dem Fahrzeug deutlich mehr Chrom-Zierteile. Die Historie dieses Autos mit der Fahrgestellnummer 154080 ist bestens bekannt und beinhaltet eine Komplettrestaurierung, die bei diversen Concours-Veranstaltungen prämiert wurde.Ursprünglich ging der Mercedes-Benz 1936 nach seiner Komplettierung an einen Kunden in Paris. 1995 kaufte Ralph Englestad, Gründer und Besitzer des Imperial Palace Hotel- und Kasino-Komplexes in Las Vegas, den Roadster. Unter seiner Regie fand die bereits erwähnte Restaurierung statt. 2002 wechselte das Auto in den Besitz von General William Lyon. Bei den Feierlichkeiten zu 125 Jahren Mercedes-Benz in Pebble Beach 2011 war dieses Auto eines der Highlights. Nun sucht Mecum Auctions zu einem nicht näher bezifferten Preis nach einem neuen Besitzer.
Bilder: Mecum Auctions