Mazda Road Pacer

Im Laufe der 100-jährigen Firmengeschichte hat Mazda einige Modelle im Programm gehabt, die selbst eingefleischten Kennern der Marke heutzutage kaum bekannt sind. Mitte der 1970er wünschte sich das Management in Japan eine repräsentable Limousine für die Obere Mittelklasse oberhalb des 929 um damit besonders Regierungsbeamte und Behördenvertreter auf dem Heimatmarkt auszustatten. Die einheimische Konkurrenz war mit Isuzu Statesman De Ville, Nissan President, Mitsubishi Debonair und Toyota Century längst vorhanden. Eine entsprechende Eigenentwicklung hätte viel Geld verschlungen, also sah man sich nach Alternativen um. Fündig wurde man in Australien, wo Holden seit 1971 die vierte Modellgeneration des Premier (intern HQ, HJ, HX und HZ) in der angestrebten Größenkategorie anbot. Obwohl dieser Hersteller bereits seit 1931 zu General Motors gehörte, konnte man einen ungewöhnlichen Deal vertraglich absichern. Holden lieferte Mazda den Premier HJ als Komplettfahrzeuge inklusive Interieur, jedoch ohne Motoren und Getriebe nach Japan, um ihn dort als Road Pacer anzubieten.

Dort angekommen verbaute Mazda den 13B genannten Zweikammer-Wankelmotor mit insgesamt 1,3 Litern Kammervolumen, 100 kW/135 PS und 138 Newtonmetern Drehmoment. Mit der 4,85 Meter langen und 1.575 Kilogramm schweren Limousine tat sich dieses Triebwerk ein wenig schwer. Interessanterweise brachte der Rotationskolbenmotor mehr Leistung auf die Straße als die Sechszylinder-Hubkolbenmotoren, die Holden in den Premier schraubte. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von lediglich 166 km/h geht der Mazda Road Pacer heutzutage eher als langsam durch. Da in Japan jedoch ein striktes Tempolimit auf 90 km/h gilt, war dies kein Verkaufshindernis für die angestrebte Klientel. Mazda installierte sogar eine akustische Warnung, die beim Überschreiten von 90 km/h ein konstantes Gong-Signal ertönen lässt.

Zur Serienausstattung des Mazda Road Pacer gehörten nicht nur komfortable Velours-Sitze (Velours galt und gilt in Japan als luxuriöser im Vergleich zum glatten und kalten Leder), sondern auch eine Zentralverriegelung, die die Türen ab einer Geschwindigkeit von 10 km/h automatisch verriegelte sowie ein Stereo-Autoradio, das sich auch vom Fond aus bedienen ließ. Außerdem konnten die Passagiere auf der Rückbank wichtige Gedankengänge, Briefe oder ähnliches auf einem serienmäßig verbauten Diktiergerät festhalten. Diese Vollausstattung gab es 1975 in Japan für 3,8 Millionen Yen, was rund der doppelte Preis im Vergleich zum 929 war. Im Zusammenspiel mit der kurz zuvor durchlaufenen Ölkrise führte dies zu äußerst geringen Verkaufszahlen. Während im Einführungsjahr 1975 immerhin 399 Stück verkauft werden konnten, sank diese Zahl in den Folgejahren auf 240 (1976), 119 (1977), 36 (1978) und schließlich 5 Stück (1979). Einige Fahrzeuge gelangten im Laufe der Jahre nach Griechenland und Australien, eines steht auch im Mazda Classic Museum in Augsburg.

Bilder: Mazda