Matra-Bonnet Djet V

Manche Automodelle haben eine merkwürdige Vergangenheit. Mal gab es parallel verschiedene Ansätze, von denen nur einer überlebte. Mal entstand ein Fahrzeug bei Marke A und wurde anschließend von den Marken B, C und D weitergebaut. Nicht ganz so unübersichtlich ging es bei unserem heutigen Protagonisten zu. Er entstammte der Sportwagenschmiede, die René Bonnet 1932 gemeinsam mit Charles Deutsch begründet hatte. Deutsch et Bonnet oder Automobiles D.B. war im französischen Örtchen Champigny-sur-Marne südöstlich von Paris ansässig. Bis zum Zweiten Weltkrieg beschäftigte sich das Unternehmen hauptsächlich mit Fahrzeugreparaturen. Nach Kriegsende entstanden eigene Leichtbau-Sportwagen mit Glasfaserkarosserien. Die Triebwerke bezog man zumeist von Panhard. Dank sehr guter Aerodynamik erreichten die kleinen Sportwagen trotz relativ geringer Leistung hohe Endgeschwindigkeiten.

Trennung zwischen Deutsch und Bonnet

Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur Positionierung der Motoren und der Antriebsachse trennten sich die beiden Firmengründer 1961 und begründeten eigene Automobilfirmen. Deutsch konzentrierte sich auf den Bau von Kleinwagen mit Frontantrieb, René Bonnet folgte seinen Überzeugungen und entwickelte einen Mittelmotorsportwagen zur Serienreife. Neben diesen unterschiedlichen Ideen zur Zukunft des Automobilbaus waren auch die Lieferverträge mit Panhard ausgelaufen, was die Auflösung von Deutsch et Bonnet vereinfachte. René Bonnet sah sich nach neuen Kooperationspartnern um und fand diese schließlich bei Renault und dem Rüstungshersteller Matra. Jean-Luc Lagardère sorgte als Matra-Eigentümer für eine ordentliche Finanzierung des neuen Sportwagenprojekts. Motoren, Getriebe und Aufhängungsteile stammten von Renault. Das Fahrzeug erhielt den Namen René Bonnet Djet.

198 Stück als René Bonnet Djet

An einem Zentralrohrrahmen baute eine Gitterkonstruktion aus Vierkantstahlrohren auf. Diese hielt die Karosserieteile und nahm zugleich im Heck die Antriebseinheit auf. Der Vierzylindermotor entstammte dem Renault 8 Gordini und leistete 69 kW/94 PS. Eine Tochterfirma von Matra kümmerte sich um die Herstellung der Kunststoffteile für das Exterieur. Durch ihre schlanke, nach hinten schmal auslaufende Form gestattete sie dem Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Allerdings entpuppte sich das aus dem Nutzfahrzeug Renault Estafette übernommene Viergang-Schaltgetriebe bald als Schwachstelle. Bei der Radaufhängung sorgte Bonnet für doppelte Dreiecksquerlenker rundum mit je zwei Federn und Stoßdämpfern pro Rad. Da das Gesamtkonzept mit nur wenigen Modifikationen renntauglich war, verwundert es kaum, dass zwischen 1962 und 1965 acht Fahrzeuge im Motorsport eingesetzt wurden. Weitere 190 Exemplare entstanden bis 1964 mit Straßenzulassung.

Weitere 1.491 als Matra-Bonnet Djet

Da diese geringe Produktionszahl nicht ausreichte, um Gewinne einzufahren, dachte René Bonnet bald über den Verkauf seiner Firma nach. Aus der Zeit mit Charles Deutsch hatte er noch einige Schulden abzutragen und so kam ihm ein Angebot von Jean-Luc Lagardère sehr gelegen. Matra übernahm die komplette Sportwagenfirma und fertigte ab Mitte 1964 bis 1968 den Djet weiter. In dieser Zeit entstanden weitere 1.491 Exemplare. Eines davon bietet das Auktionshaus Artcurial am 24. Oktober an. Es handelt sich um den 25. Matra-Bonnet Djet, erstmals zugelassen am 09.02.1965 in Frankreich. Nach drei französischen Besitzern wechselte das Auto 2017 in eine deutsche Sammlung. Dort erhielt der Djet einen Cléon-Motor von Renault, nachdem bereits im Juli 1969 erstmalig der Motor ausgetauscht worden war. Zudem verbaute eine Werkstatt neue Weber-Vergaser. Bremsanlage und Kühlsystem wurden revidiert. Artcurial erwartet zwischen 32.000 und 48.000 € als Höchstgebot.

Bilder: Artcurial