Maserati Quattroporte III

In der langen, wechselvollen Geschichte von Maserati gab es zwischen 1975 und 1993 eine Ära, in der man zur Unternehmensgruppe von Alejandro de Tomaso gehörte. Der argentinisch-stämmige Autobauer kaufte unter anderem auch das Designstudio Ghia, das Karosseriewerk von Innocenti sowie den Motorradhersteller Benelli. Unter Citroën als vorherigem Eigner von Maserati waren Vorarbeiten an der Sportlimousine Quattroporte II bereits weit vorangeschritten. Zu einer Serienfertigung kam es unter Alejandro de Tomaso jedoch nicht mehr, da er die technischen Grundlagen aus Frankreich nicht verwenden wollte. So orderte er bei den zuständigen Ingenieuren ein Nachfolgermodell mit der technischen Basis des De Tomaso Deauville. Allerdings nutzte man die bereits von Maserati bekannten Achtzylindermotoren und eine eigenständige Karosserieform von Giorgetto Giugiaro, ohne Gleichteile zum Mitbewerber aus dem gleichen Konzern. Diese Karosserien entstanden im bereits erwähnten Innocenti-Werk und wurden anschließend überwiegend in Handarbeit in Modena komplettiert.

Das Fahrwerk mit Querlenkern und Schraubenfedern entsprach fast unverändert dem Deauville. Lediglich den Radstand hatte man um 30 Millimeter verlängert. Servolenkung und Scheibenbremsen gehörten ebenso zum Serienumfang wie ein Sperrdifferenzial mit variabler Sperrwirkung an der Hinterachse. Entgegen der damaligen Entwicklungen bei anderen Automobilherstellern bot Maserati den Quattroporte III ausschließlich mit Vergaser-V8-Triebwerken an, die jeweils vier obenliegende Nockenwellen aufwiesen. Den Einstieg bot ein 4,2 Liter großer V8 mit 255 PS (später reduziert auf 246 PS). Darüber rangierte ein Achtzylinder-Aggregat mit 4,9 Litern Hubraum mit anfänglich 282 PS. Durch eine Erhöhung der Verdichtung stieg dieser Wert 1986 auf 300 PS. Für die Kraftübertragung konnten Kunden zwischen einem manuellen Fünfgang-Getriebe und einer Dreigangautomatik wählen. Obwohl die erste Premiere des Quattroporte III auf dem Turiner Autosalon 1976 stattfand, dauerte es noch fast drei Jahre bevor die Produktion begann.

Am 14. Dezember 1979 präsentierte Maserati den Quattroporte III dem damaligen italienischen Präsidenten Sandro Pertini am Quirinalspalast in Rom. Vor Ort waren dabei zwei Fahrzeuge, einmal mit Schaltgetriebe und einmal mit Automatik und neben dem Staatspräsidenten auch der Industrie- und Handelsminister Antonio Bisaglia sowie Alejandro de Tomaso als Chef von Maserati. Man erwartete sich natürlich einen Auftrag für mindestens eine neue Staatslimousine. Dieser ließ jedoch bis 1982 auf sich warten. Dafür hatte die italienische Regierung einen Sonderwunsch: Panzerung. Für den Aufbau eines entsprechenden Fahrzeugs brauchte Maserati in Kooperation mit Carrozzeria Pavesi ein volles Jahr. Dann ging ein dunkelblau lackierter Quattroporte mit beigefarbener Samtpolsterung an den Fuhrpark des Präsidenten. Als absolute Sonderausstattung fand sich zwischen den Fondsitzen ein Pfeifenhalter nebst besonders großem Aschenbecher. Hinzu kamen ein kleiner Barschrank, ein Autotelefon und ein Intercom-System, um von innerhalb des Autos mit Leuten außerhalb zu kommunizieren. 31 Millimeter dicke Scheiben und Mangan-Stahl-Platten sorgten für die gewünschte Panzerung. Über dem Fond gab es ein speziell gestaltetes Schiebedach, das dem Präsidenten im geöffneten Zustand gestattete, aufzustehen und der Bevölkerung zu winken.

Präsident Pertini nutzte diesen Maserati Quattroporte III bei fast allen offiziellen Terminen innerhalb Italiens. So auch bei seinem Besuch des Ferrari Werkes in Maranello am 29. Mai 1983. Üblicherweise sah es das offizielle Protokoll bei derartigen Besuchen vor, dass der jeweilige Gastgeber zum Auto ging und dem Präsidenten die Tür öffnete. Durch die jahrzehntealte Rivalität zwischen Ferrari und Maserati blieb Enzo Ferrari jedoch rund zehn Meter vom Fahrzeug entfernt stehen und wartete dort auf den aussteigenden Staatspräsidenten. Selbst heute dienen einige Exemplare des modernen Quattroporte als offizielle Wagen des italienischen Staates. Ergänzend zum gepanzerten Quattroporte III des Präsidenten bot Maserati ab 1986 in Kleinserienfertigung den exklusiven Quattroporte Royale an. Von außen gab es nur geringfügige Unterschiede. Als Antrieb stand ausschließlich der 300 PS starke V8 zur Auswahl. Innen bot er klappbare Picknicktische in den hinteren Türverkleidungen, einen Kühlschrank zwischen den Fondsitzlehnen sowie eine nochmals komfortablere Polsterung. Lediglich 51 Exemplare entstanden bis 1990, als die Fertigung des Quattroporte III nach insgesamt rund 2.200 Stück endete. Zwei oder drei davon baute Pavesi zu zweitürigen Coupés mit unveränderter Außenlänge um. Berühmte Erstbesitzer eines Quattroporte III waren unter anderem Luciano Pavarotti, Peter Ustinov oder Malcolm Forbes.

Bilder: Maserati