Maserati 3500 GT Moretti

Mitte der 1950er Jahre entschied sich Maserati zu einem wichtigen Schritt in der Firmengeschichte. Neben den reinrassigen Rennfahrzeugen, die man bis dahin entwickelt und gebaut hatte, sollte es endlich auch Straßensportwagen geben. Mit dem A6 und allen folgenden Modellvarianten bis hin zum A6G/53 hatte man erste Schritte in diese Richtung gemacht. Doch erst der 3500 GT vollzog 1957 den Schritt hin zum reinen Straßensportwagen. Die Namensgebung leitete sich vom 3,5 Liter großen Reihensechszylindermotor ab. Dieser trieb bereits zuvor den Rennwagen 350S an. Für die alltägliche Nutzung im Straßenverkehr erhöhten die Ingenieure den Hub über eine neue Kurbelwelle. Zudem ersetzte eine Steuerkette den beim Renntriebwerk verbauten Zahnradantrieb der Nockenwellen. Dank drei Weber-Doppelvergasern standen zwischen 220 und 230 PS bereit. Ab 1962 gab es auf Wunsch den 3500 GTI mit Lucas-Benzineinspritzung und 235 PS.

Modifikationen im Laufe der Produktion

Unter der von Touring gestalteten Coupé-Karosserie befindet sich ein Rohrrahmenchassis. Diese Bauweise war damals weit verbreitet. Sie bot sowohl beim Gewicht als auch bei der Torsionssteifigkeit Vorteile gegenüber konventionellen selbsttragenden Karosserien oder den bis kurz nach dem Krieg verwendeten Plattformrahmen mit aufgesetztem Aufbau. Während die Vorderräder bereits einzeln aufgehängt waren, arbeitete im Heck weiterhin eine Starrachse an Blattfedern. Zudem gab es in den ersten beiden Produktionsjahren ausschließlich Trommelbremsen. Ab 1959 konnten optional Scheibenbremsen für die Vorderachse bestellt werden, die 1960 schließlich zur Serienausstattung hinzugefügt wurden. Die Kraftübertragung übernahm bis 1961 ein Vier- und dann ein Fünfgang-Schaltgetriebe. Einige wenige Exemplare erhielten auf besonderen Kundenwunsch eine Dreigang-Automatik von BorgWarner. Obwohl Touring 1958 eine Spider-Version präsentierte, vergab Maserati den Auftrag für einen offenen 3500 GT an Vignale, die 1959 den Spider mit kürzerem Radstand zeigten.

Verschiedene Sonderkarosserien

Durch die Verwendung des sehr steifen Rohrrahmens konnten auch externe Karosseriebaufirmen eigene Entwürfe auf Basis des Maserati 3500 GT umsetzen. So gestaltete Bertone ein 2+2-sitziges Coupé. Boneschi erstellte zwei Coupés mit Panorama-Windschutzscheibe. Hinzu kam ein Spider-Unikat von Pininfarina. Je vier Fahrzeuge entstanden bei Allemano und Pietro Frua, wobei letzterer zusätzlich ebenfalls einen Spider kreierte. Als die Produktion des 3500 GT 1964 zugunsten der Weiterentwicklung 3500 GTI S (später auf „Sebring“ umbenannt) eingestellt wurde, kam auch das Interesse nach Sonderaufbauten zur Ruhe. Allerdings gab es 1965 einen finalen Umbau bei Moretti in Turin. Dieser entstand auf Basis eines verunfallten Kundenfahrzeugs aus Dänemark, das 1962 als normales Coupé das Maserati-Werk in Modena verlassen hatte. Anstatt das Auto schlicht reparieren zu lassen, fasste der damalige Besitzer den Entschluss, eine eigenständige Schrägheck-Karosserie bei Moretti erstellen zu lassen.

Michelotti-Mitarbeiter sorgte für das Design

Moretti existierte von 1925 bis 1989. Ursprünglich stellte man leichte Zweiräder und darauf basierende Nutzfahrzeuge her. Mit Motorrad-Motor und drei Sitzplätzen erschien ein Jahr nach der Gründung das erste Automobil der Markengeschichte, der Moretti 500. Im Krieg entstanden Elektronutzfahrzeuge für die italienische Armee. Anschließend kehrte die Firma zur Produktion ziviler PKWs zurück. Im Gegensatz zu anderen Kleinserienherstellern der Ära entwickelte Moretti nicht nur die Karosserieformen selbst, sondern auch Fahrgestelle und Triebwerke. Dies führte jedoch zu relativ hohen Verkaufspreisen im Vergleich zum Wettbewerb. Daher gab man Ende der 1950er Jahre die Eigenentwicklungen auf und baute stattdessen eigene Karosserien auf Fiat-Plattformen. Das Design stammte dabei zumeist von Giovanni Michelotti. Rund um 1960 übernahm dessen Mitarbeiter Dany Braward die Arbeiten für Moretti. So erstellte er auch die Karosserie für den einmaligen Maserati 3500 GT, der auf dem Genfer Salon 1966 debütierte.

Einzelstück wird restauriert

Zeitgenössische Bilder vom Messeauftritt zeigen den Wagen in einem dunklen Rot-Farbton. Kurz darauf wurde er mit dänischen Kennzeichen im fließenden Verkehr gesehen. Über die weitere Geschichte beim Erstbesitzer ist leider nichts weiteres bekannt. Erst in den 1980er Jahren tauchte der Maserati bei einem deutschen Autosammler wieder auf. Diesem kaufte der bekannte Sammler Alfredo Brener im Jahr 2000 den 3500 GT mit der Fahrgestellnummer AM101.1858 ab. In den USA folgte daraufhin eine leichte Restaurierung inklusive Umlackierung auf ein helleres Rot. Momentan befindet sich das Unikat in der Werkstatt des Klassikerhändlers Blackhawk Collection und wird erneut restauriert. Anschließend steht das Coupé zum Verkauf.

Bilder: Blackhawk Collection