Maserati 125 Tipo T2

Sportwagen wie der Ghibli, der Bora, der Merak, der 3500 GT, der 5000 GT oder der GranTurismo, Sportlimousinen wie der Quattroporte oder der aktuelle Ghibli und selbst SUVs wie der Levante kennt man von Maserati. Die italienische Automarke ist immerhin bereits seit 1914 auf dem Markt und konzentrierte sich bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auf Rennsportfahrzeuge. Alles begann als Familienbetrieb, gegründet durch Alfieri Maserati. Kurz darauf traten drei seiner fünf Brüder, namentlich Bindo, Ettore und Ernesto, mit in die Firma ein, wo vor dem Ersten Weltkrieg vor allem Rennfahrzeuge von Isotta Fraschini gewartet wurden. In den Kriegsjahren fanden Entwicklungsarbeiten für Flugmotoren und Zündkerzen statt, danach ging es mit Rennwagenkonstruktionen weiter, die für Isotta Fraschini und Diatto entstanden. Als Diatto 1925 die hauseigene Rennabteilung zumachte, übernahmen die ‚Fratelli Maserati‘ (italienisch für Gebrüder Maserati) die aktuellste Konstruktion und machten aus ihr den Maserati Tipo 26, womit im Folgejahr ein Sieg in der Klasse bis 1,5 Liter Hubraum bei der Targa Florio. Es folgten diverse weitere Rennwagen. Nachdem Alfieri Maserati 1932 bei einem Rennunfall verstarb, verlor die Firma jedoch ihren kreativen Vortrieb, weshalb die verbliebenen Brüder 1937 an den Industriellen Adolfo Orsi verkauften. Orsi besaß zu diesem Zeitpunkt mehrere Stahlwerke und Produktionsfirmen für Werkzeugmaschinen und landwirtschaftliche Geräte. Da der Markenname Maserati durch die Rennerfolge bereits einen gewissen Glanz hatte, weitete Orsi ihn auch auf technische Geräte aus.

Leichtes Sportmotorrad von Maserati

So kam es, dass nach dem Zweiten Weltkrieg auch Motorräder mit dem berühmten Dreizack im Logo und dem Maserati-Schriftzug auf diversen Bauteilen vom Band liefen. Allerdings fand die Produktion nicht im Automobilwerk, sondern bei der ‚Fabbrica Candele Accumulatori Maserati S.p:A.‘ statt, die sonst als Zuliefererbetrieb Zündkerzen, Batterien, Lichtmaschinen und Glühbirnen für Automobile und Motorräder herstellte. Da nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren in Italien eine hohe Nachfrage nach günstigen Transportmitteln bestand, stieg man in die eigene Produktion ein, wobei die deutsche DKW RT 125 als technisches Vorbild genutzt wurde. Das erste Maserati-Motorrad hört auf den Namen 125 Tipo T2.

Mit 125 Kubikzentimetern Hubraum aus einem Zylinder entwickelte die Tipo T2 immerhin 6,8 PS und wurde bis zu 100 km/h schnell. Genug, um im damaligen Verkehr locker mitzuschwimmen. Doch neben dem Weg zur Arbeit oder zum Markt diente die Maserati auch einigen Privatrennfahrern in Italien für Stadt-zu-Stadt-Rallyes wie die ‚Milano-Tarneto‘. Das Zweitakter-Triebwerk verfügt über einen Vergaser mit 24 Millimetern Durchmesser und ließ sich auch ein wenig auftunen.

Beim Pariser Auktionshaus Artcurial kam am vergangenen Samstag nun ein schön restauriertes Exemplar der Maserati 125 Tipo T2 unter den Hammer. Mit der weißen Lackierung von Tank und Schutzblechen, dem schwarz gepulverten Rahmen und dem blauen Sattel fügt es sich gut in die Farbschemen klassischer Maserati-Rennwagen ein. Selbst zum seltenen MC12 der frühen 2000er Jahre würde dieses Motorrad gut passen. Gelegenheiten ein solches Motorrad zu erwerben sind inzwischen äußerst selten.

Autor: Matthias Kierse – Secret Classics

Bilder: Artcurial, Dirk de Jager