Lister Storm

Lister Cars aus Großbritannien ist eine kleine Sportwagenmarke, die 1954 von Brian Lister gegründet wurde. Nach erfolgreichen Zeiten in Sportwagenrennen, wobei Motoren von MG, Chevrolet, Bristol und Jaguar zum Einsatz kamen, endete diese erste Ära der Marke nach einem erfolglosen Renneinsatz in Le Mans 1963. 23 Jahre später belebte Laurence Pearce die Marke wieder und machte sich in der Folgezeit mit seinem Team einen Namen für leistungsgesteigerte Jaguar-Modelle, speziell auf Basis des XJ-S. Durch die Verkaufserfolge dieser Tuningpakete waren genug finanzielle Reserven vorhanden, um einen eigenständigen Supersportwagen zu entwickeln, der 1993 auf der London Motor Show in Form des Lister Storm debütierte.

Entgegen sonst typischer Konzepte jener Zeit handelte es sich beim Storm um einen 2+2-Sitzer, dessen Triebwerk über der Vorderachse verbaut ist. Es stammt von Jaguar, hat volle sieben Liter Hubraum und brachte in der Straßenversion 407 kW/553 PS sowie ein maximales Drehmoment von 790 Newtonmetern über ein manuelles Sechsgang-Getriebe von Getrag auf die Hinterräder, das eigentlich für den BMW 850i entwickelt worden war. Bei voller Beschleunigung katapultiert der Storm sich und seine Insassen in 4,1 Sekunden aus dem Stand auf 60 mph (96 km/h) sowie in 11 Sekunden auf 100 mph (161 km/h). Als Höchstgeschwindigkeit standen 335 km/h in den Papieren, was ihn für lange Zeit zum schnellsten Viersitzer der Welt machte. Als Leergewicht gab Lister 1.664 Kilogramm an. Ein voll verstellbares Sportfahrwerk mit Einzelradaufhängung an doppelten Dreiecksquerlenkern zeigt die Nähe des Storm zum Motorsport.

Für die optische Gestaltung der sehr radikal geratenen Karosserie über einem eigens entwickelten Aluminiumchassis mit Wabenkern-Sandwich zeichnete Mike Hughes verantwortlich. Er verlieh dem Storm eine flache Frontpartie mit hinter Klappen verborgenen Scheinwerfern, eine aufsteigende Seitenlinie, die als Knickkante auf Höhe der vorderen Radnabe beginnt und bis zur Oberkante des Heckspoilers diagonal über die Flanke ansteigt. Die Türen stammen vom Volkswagen Corrado, erhielten jedoch neue Aluminiumbeplankungen. Andere Paneele entstanden aus Kevlar. Am Heck integrierte man Rückleuchten vom Audi 80, die dem Wagen von hinten betrachtet ein wenig den Auftritt des IMSA-Rennwagens der Ingolstädter verlieh.

Auch der Lister Storm ging im Rennsport an den Start. Anfänglich ging er als Storm GTS bei den 24 Stunden von Le Mans 1995 auf die Piste, wo er in der GT1-Klasse gegen Ferrari F40, Jaguar XJ220 und McLaren F1 GTR antrat. Allerdings verhinderten technische Probleme eine Ankunft. Diese Zuverlässigkeitsprobleme kennzeichneten die gesamte Anfangszeit des Storm-Projekts im Motorsport, so auch die 24 Stunden von Daytona 1996 und die Einsätze in der BPR-Global-GT-Series im gleichen Jahr. Die für die beiden Folgejahre entwickelte GTL-Variante mit längerer Frontpartie für die kleinere GT2-Kategorie konnte sich ebenfalls nicht besser in Szene setzen und wurde schließlich 1999 durch den Lister Storm GT beerbt, der endlich erste zählbare Erfolge für den Sportwagen einfahren konnte. Am Ende der Saison stand das Fahrzeug auf dem fünften Tabellenplatz der FIA-GT-Serie. 2000 wurde man Meister dieser Serie sowie der Britischen GT-Meisterschaft. Bis 2003 folgten weitere Siege, die letzten Einsätze des Storm GT datieren aus dem Jahr 2006 in der FFSA GT Championship.

Von der Straßenversion baute Lister indes lediglich vier Exemplare, da der Preis mit 220.000,- GBP oder rund 350.000,- US$ sehr hoch lag. Im Vergleich konnte man dafür 1993 drei Ferrari 456 GT erwerben. Heute existieren laut diversen Quellen nur noch drei der vier gebauten Wagen. Einer davon, das letztgebaute Fahrzeug mit Chassisnummer 004, steht am Samstag an der legendären britischen Rennstrecke in Brooklands in einer Auktion. Lackiert in dunklem Grün metallic und mit einer Bicolor-Lederausstattung in Tan und Grün versehen soll der Sportwagen einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 145.000,- und 165.000,- GBP (rund 166.000,- bis 189.000,- €) erreichen.

Bilder: Luke Papworth/Hampshire Photography (9 Bilder), Lister Cars (2 Bilder)