Lamborghini Miura SVR

Von 1966 bis 1975 fertigte Lamborghini mit dem Miura den ersten Mittelmotor-Supersportwagen. Heute gehören die drei Modellreihen Miura, Miura S und Miura SV zu den gesuchten Klassikern und erzielen je nach Erhaltungszustand und Historie zwischen 400.000,- und deutlich mehr als einer Million Euro. Nur wenige Experten wissen, dass es daneben auch noch einen von Werksfahrer Bob Wallace entwickelten Prototypen gab, der den Namen Miura Jota erhielt.

Dieses Unikat erhielt diverse Karosseriebauteile aus Avional, einer Aluminiumlegierung für die Luftfahrt, leicht verbreiterte Kotflügel, Seitenscheiben aus Plexiglas, Scheinwerfer hinter Klarglas, einige aerodynamische Anbauteile und Gewichtserleichterungen am Chassis, wodurch das Leergewicht laut einschlägigen Quellen auf rund 900 Kilogramm gesenkt werden konnte. Dank einer Leistungssteigerung auf etwa 440 PS spurtete dieser besondere Miura in nur 3,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h – im Jahr 1970! Nach einiger Zeit verkaufte Bob Wallace den Miura J (italienisch ‚Jota‘ gesprochen). Der neue Besitzer verunfallte mit dem Fahrzeug und das Wrack wurde verschrottet.

Da einige Automagazine über den Miura J berichtet hatten, gingen bei Lamborghini Kundenanfragen nach derartig aufgebauten Fahrzeugen ein. Im Anschluss entstanden drei Miura SVJ und schließlich im Jahr 1974 ein Miura SVR. Weitere Miura erhielten ähnliche Umbauten auf Privatinitiativen hin bei verschiedenen Händlern und Anbietern weltweit. Doch zurück zum Miura SVR, Chassisnummer 3781. Dieser Wagen verließ als Miura S im Farbton ‚Verde Miura‘ mit schwarzem Interieur die Produktionshallen und stand 1968 auf der Turiner Motor Show. Anschließend ging er über den ebenfalls in Turin ansässigen Händler Lamborauto an seinen ersten Besitzer. Innerhalb von Italien wechselte er anschließend achtmal den Besitzer, bevor der Deutsche Heinz Straber das Fahrzeug kaufte und 1974 zurück ins Werk nach Sant’Agata Bolognese schickte, um ihn zum SVR umbauen zu lassen.

Verglichen mit dem Miura J und den allermeisten SVJ ist der SVR noch eine Spur wilder. Neben einer schwarzen Frontspoilerlippe erhielt er auch einen Dachspoiler an der Vorderkante der nach hinten öffnenden Motorhaube. Insgesamt dauerte der Umbau volle 18 Monate. Kurz darauf kaufte der Japaner Hiromitsu Ito das Fahrzeug und exportierte es. In Japan wurde der Miura SVR wie ein Held aufgenommen und in der Comicserie ‚Circuit Wolf‘ verewigt. Zudem legte Kyosho diverse Modellautos von exakt diesem Fahrzeug auf, die weltweit in den Sammlungen der Fans stehen. Nun erfolgte eine umfangreiche Restaurierung in der Polo Storico Abteilung von Lamborghini. Dort wurde das Fahrzeug teilzerlegt eingeliefert. Diverse Bauteile hatten im Laufe der Jahre Modifikationen durchlaufen. Zudem mussten die Polo Storico Mitarbeiter auf wenige Bilder und Zeichnungen zurückgreifen, da es sich hier ja bereits um einen nachträglichen Umbau handelte. Der aktuelle Besitzer bestellte zudem Sitze mit mehr Seitenhalt, Vierpunktgurte und einen herausnehmbaren Überrollbügel, da er den Wagen regelmäßig auf der Rennstrecke nutzen möchte. Nach der 19-monatigen Restaurierung präsentierte Lamborghini den Miura SVR mit einigen Demonstrationsrunden auf dem Nakayama Raceway in Japan.

Bilder: Lamborghini