Lamborghini Miura aus The Italian Job

Unter Autofans gibt es nur wenige ikonische Kinofilme. Neben ‚Le Mans‘ und ‚Bullitt‘ von und mit Steve McQueen zählt vor allem der originale ‚The Italian Job‘ von 1969 dazu. Im Deutschen trägt er den Titel ‚Charlie staubt Millionen ab‘. Allein die rund fünfminütige Intro-Sequenz ist schon sehenswert. Der italienisch-stämmige Schauspieler Rossano Brazzi fährt dabei bei bestem Wetter auf dem Großen St. Bernhard Pass entlang. Dabei bewegt er nichts alltägliches, sondern einen wunderschönen, orangefarbenen Lamborghini Miura. Lässig mit einer Zigarette im Mundwinkel windet er sich Kurve um Kurve durch die malerische Berglandschaft, bevor ihn die Mafia in einem Tunnel mittels Radlader nachhaltig ausbremst. Für die folgenden Szenen, die einen schwer beschädigten Miura auf dem Weg den Hang hinab bis in einen Fluss zeigen nutzte die Filmproduktionsfirma Paramount Pictures ein zweites, motorloses Fahrzeug, das bereits als Unfallwagen auf dem Werksgelände in Sant’Agata stand.

Schon einige Jahre nachdem der Film in den Kinos lief begann unter Autofans die Suche nach dem für die Fahrszenen genutzten Miura. Diese gestaltete sich allerdings nicht besonders leicht, da Lamborghini keine Aufzeichnungen angelegt darüber angelegt hatte, welches Auto an Paramount Pictures ausgeliehen wurde. So behaupteten irgendwann diverse Sammler in aller Welt, im Besitz des fraglichen Fahrzeugs zu sein. Letztlich nutzte nun die hauseigene Klassikerabteilung Polo Storico alle verfügbaren Produktionslisten und sonstige Quellen sowie die Erinnerungen des früheren Mitarbeiters Enzo Moruzzi, der in den 1960er und 70er Jahren für die Anlieferung diverser Sportwagen zu VIP-Kunden und Filmproduktionen durchzuführen sowie bei Bedarf als Stuntfahrer zu fungieren.

Moruzzi erinnerte sich daran, dass der Filmwagen im Farbton ‚Arancio Miura‘ seinerzeit zufällig vom Band genommen wurde und anstelle der vom Kunden bestellten weißen Ledersitze schwarze erhielt, um bei den Dreharbeiten keine Spuren zu hinterlassen. Allerdings sind in den wenigen Szenen der weiße Dachhimmel und die weißen Kopfstützen sichtbar, die so schnell nicht ausgetauscht werden konnten. Diese und einige weitere Details trafen nur auf ein Fahrzeug der Produktion zu, das im fraglichen Zeitraum aufgebaut wurde: Chassisnummer 3586.

Dieser Wagen ging nach den Aufnahmen zurück ins Werk, wurde gründlich gecheckt, erhielt die korrekten Sitze wieder und wurde dann an seinen Erstbesitzer in Rom ausgeliefert. Ob dieser darüber aufgeklärt wurde, dass sein Auto zuvor zum Leinwandhelden wurde, ist heute nicht mehr nachweisbar. Nach einigen weiteren Besitzern in aller Welt zählt der Miura P400 seit 2018 zur Kaiser Collection von Fritz Kaiser aus Vaduz/Liechtenstein. Herr Kaiser begründete auch den ‚The Classic Car Trust‘. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum von ‚The Italian Job‘ ist nun also der Film-Lamborghini zweifelsfrei identifiziert und vom Werk zertifiziert.

Bilder: Lamborghini Polo Storico