Interview mit Fotokünstler Bill Pack
Secret Classics als exklusiver Marktplatz und digitaler Showroom ist immer auf der Suche nach ganz speziellen Themen und Objekten, Personen und Geschichten aus der Oldtimer-Szene. Diese stellen wir Ihnen in unseren Artikeln hier im Online-Magazin vor, damit Sie an unserem Wissen teilhaben können. Heute möchten wir Ihnen Bill Pack vorstellen, einen bekannten Automobil-Fotografen aus den USA mit einer einzigartigen Fähigkeit, Formen und Design in seinen Bildern zu zeigen. Er selbst nennt es ‚Malen mit Licht‘ und erhielt dafür bereits viel internationale Anerkennung. Es ist eine Technik, bei der eine Lichtquelle über das entsprechende Objekt geführt wird, während eine Langzeitbelichtung alles aufnimmt. Es ist also mehr Malerei als klassische Fotografie – ein Prozess des Schichtens und Formens mit Licht, der das Design und Linien eines Autos verbessert, Details vor den schwärzesten Schatten erscheinen lässt und die Designabsichten und Emotionen hinter den Formen jedes Oldtimers offenbart.
Um Ihnen Bill Pack vorzustellen, haben wir mit ihm ein kurzes Interview geführt. Dabei gibt er uns (und Ihnen) einen kleinen Einblick in seine Arbeit und kündigt auch sein erstes Buch an.


Secret Classics: “Bitte stellen Sie sich selbst in nur zwei Sätzen vor.”
Bill Pack: “Zuerst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Kunst und die Möglichkeit, diese mit Ihren Lesern zu teilen. Ich liebe das Design und die Ausrichtung, die Secret Classics anstrebt. Ich bin der Künstler und Bildermacher Bill Pack und erschaffe Automobilkunstbilder von seltenen Oldtimern und Sammlerfahrzeugen.”
SC: “Wie haben Sie mit dieser Arbeit begonnen?”
BP: “Meine Karriere begann als Werbefotograf in San Francisco/Kalifornien. In diesen Jahren entwickelte ich meine Liebe zu Design und Belichtung.”
SC: “Haben Sie bereits in Ihrer Kindheit und Jugend fotografiert?”
BP: “Meine Liebe zur Fotografie entwickelte sich an der High School. In unserem Keller habe ich dann eine Dunkelkammer eingerichtet und damit begonnen, Filme zu entwickeln und Abzüge von Fotos anzufertigen. Das war eine großartige Keimzelle für meine Kreativität. Nach der High School wurde ich am Brooks Institute of Photography in Santa Barbara/Kalifornien akzeptiert. Dort erhielt ich eine umfangreiche fotografische Ausbildung mit allen Grundzügen des fotografischen Prozesses, also wie Licht mit Filmen und fotografischem Papier arbeitet. Ich lernte das auf Film zu bannen, was ich vorher vor meinem inneren Auge gesehen und erdacht hatte.”


SC: “Wie kamen Sie auf ihre außergewöhnliche Idee, mit Licht zu malen und das zu fotografieren?”
BP: “Es begann mit meiner Leidenschaft für automobiles Design. Als ich erstmals meine Belichtungstechnik und mein Fotodesign mit einem klassischen Automobil kombinierte, kam etwas wirklich ungewöhnliches dabei heraus.”
SC: “Was machte es so ungewöhnlich?”
BP: “Ich versuche, Autos aus der Perspektive ihrer Designer zu sehen. Dabei präsentiere ich bekannte Bereiche in einem völlig neuen Licht und aus einem anderen Blickwinkel. Meine Bilder sind immer bewusst gestaltet und ausgeleuchtet, um eine Emotion zu wecken. Im Grunde ist es viel harte Arbeit, um am Ende das zu produzieren, wovon ich hoffe, dass es als Kunst angenommen wird.”


SC: “Und wie möchten Sie diese Art der Fotografie noch weiterentwickeln?”
BP: “Ich probiere immer wieder etwas Neues aus und experimentiere herum. Das ist es, was ich an der Fotografie so liebe. Egal, wie talentiert ein Künstler ist, es gibt trotzdem immer wieder etwas Neues zu entdecken. Der Prozess ist kontinuierlich und wo er mich hinführen wird kann ich nicht sagen.”
SC: “Schildern Sie einen typischen Arbeitstag.”
BP: “Es gibt keinen typischen Arbeitstag. Deswegen liebe ich kreative Arbeit so sehr. Die Tage können von der Besichtigung einer privaten Autosammlung bis hin zur Arbeit am Computer, wo ich die Bildernachbearbeitung von vorherigen Shootings betreibe, reichen. Ebenso kann es sein, dass ich mir die Historie und Geschichten eines Autos anhöre oder einem Kunden die Ergebnisse eines Fotoshootings präsentiere. Und dann gibt es die besonderen Tage, wenn ich allein mit meiner Kamera, meinen Leuchten und einem Auto im Dunkeln sitze und arbeite. Hier entstehen dann die Lichtskulpturen, wenn ich mit den Leuchten die Linien der Autos nachzeichne. Dabei versuche ich immer wieder auf andere Weise die Kanten, Rundungen und Wölbungen zu betonen. Wayne Carini (Oldtimerhändler in den USA) sagt immer wieder: ”Alle deine Bilder bringen Formen der Autos hervor, die ich vorher nie gesehen habe.”


SC: “Wieviele Foto-Shootings machen Sie im Jahr?”
BP: “Mein Durchschnitt liegt bei ungefähr 55 Autos pro Jahr.”
SC: “Gab es dabei irgendein Auto-Shooting, das Ihnen besonders gefallen hat?”
BP: “Das ist eine schwierige Frage. Ich liebe den kreativen Prozess und finde bei jedem Auto Bilder, die vorher völlig unerwartet waren. Das ist es, was mich begeistert, immer wieder gespannt zu sein, welche Formen ich wohl diesmal finden werde.”


SC: “Gibt es irgendein Auto auf der Welt, von dem Sie gerne einmal Bilder machen würden?”
BP: “Ich würde gerne einmal eine Fotoserie mit den von Franco Scaglione gestalteten Alfa Romeo BAT (Berlina Aerodinamica Tecnica) Prototypen mit den Nummern 5, 7 und 9 machen. Ihr Design und ihre Linienführungen sind so einzigartig. Ich glaube, das würde einige fantastische Bilder ergeben.”
SC: “Wenn Sie sich eine Sache wünschen dürften, an welchem Projekt würden Sie gerne arbeiten?”
BP: “Ein Projekt wäre die Installation von Automobilkunst, ausgestellt in Gallerien und Kunstmuseen. Sowas wie ein ‚bewegliches kreatives Fest‘ der Automobilkunst mit Bildern, die die Linien der Designer interpretieren, wenn man so will.”


SC: “Haben Sie weitere Ziele und Projekte für die Zukunft? Sie haben uns beispielsweise von Ihrer Idee erzählt, auf Secret Classics eine ‚Automotive Art Section‘ ins Leben zu rufen. Können Sie das ein wenig näher erklären?”
BP: “Mit diesem ‚Automotive Art‘-Bereich möchte ich jeweils ein wenig die Hintergrundgeschichten eines Designers erzählen und dann durch meine Bilder emotional den visuellen Part unterstreichen. Auf diese Weise entsteht ein sichtbares Essay, das dem Betrachter gestattet, die Formen des Autos und die Gedankengänge des Designer auf einem neuen Level zu verstehen und zu würdigen sowie erfahrener zu werden. Es ist nicht das einfache Ansehen einer Autofotografie, sondern das Erleben von Emotionen. Dadurch ergibt sich eine tiefere Anerkennung für die Künste und Fertigkeiten des Designers und Fahrzeugbauers, die diese Kunstwerke in die greifbare Realität brachten.“
SC: “Wann könnte diese ‚Automotive Art Section‘ starten?”
BP: “Ich habe bereits einige Fotoserien zurechtgelegt, um loszulegen.”


SC: “Sie haben kürzlich die Arbeit an Ihrem ersten Buch beendet, was dürfen wir erwarten?”
BP: “Dieses Projekt freut uns sehr. Es startete als Promotion-Buch für mich selbst, um mein Portfolio vorzeigen zu können. Ich besuche viele Concours d’Elegance Veranstaltungen im ganzen Land. Jedes Mal, wenn ich dort mein Buch vorzeigte, versammelten sich Gruppen von Menschen um mich und fragten, wo sie eine Ausgabe erwerben könnten. Das brachte den Designprozess für eine Verkaufsausgabe ins Laufen. Aktuell läuft eine Kickstarter-Kampagne, um das erste Buch der Automobilen Künste von V12 Enterprises (also mir) zu veröffentlichen. Es dürfte die erste von vielen Ausgaben sein.
Lionel Fierreira kreierte ein fantastisches Layout für das Buch. Er hat zudem für eine hochwertige Haptik durch spezielle Oberflächen gesorgt, was ich sehr mag. Für mich ergibt sich ein gutes Buch nicht nur durch grafisches Design, sondern auch auch dadurch, wie es sich in der Hand anfühlt. Welche Empfindungen hat jemand, wenn er sich das Buch ansieht? Welche Sinne werden angesprochen? Lionel hat etwas Besonderes erstellt, das experimentell und, nach meiner Meinung, perfekt ist.
Die Kickstarte-Kampagne läuft für insgesamt 25 Tage. Sie soll Leute einladen, ein Teil des Kunstprojektes zu werden. Man kauft nicht einfach ein Buch, sondern hat eine Rolle bei dessen Erstellung. Sie soll eine Gemeinschaft zusammenzubringen, um etwas zu produzieren, das vorher nicht existierte. Natürlich lade ich auch die Leser von Secret Classics ein, Teil des Prozesses zu werden.”


SC: “Lieber Bill, es war uns eine Freude und eine große Ehre, dass wir die Gelegenheit hatten, dieses Interview zu führen. Besonders faszinierend war es, all diese Informationen über Ihre Person und Ihre Arbeit zu erhalten sowie ein wenig hinter die Kulissen blicken zu dürfen. Bevor wir das Interview beenden hätten wir noch eine finale Frage. Was mögen Sie besonders an Secret Classics und unserem Ansatz?”
BP: “Ich denke, das Team von Secret Classics teilt mit mir meine Passion für klassische Fahrzeuge und hat die gleiche Ambition, diese mit der ganzen Szene und darüber hinaus zu teilen. Daneben mag ich kreative und innovative Leute, die danach streben etwas weiterzuentwickeln. Secret Classics und das ganze Konzept dahinter, um klassische Autos in einem hochemotionalen und passionierten Stil zu promoten und sie hochqualitativ anzubieten um bestmögliche Qualität für die Kunden zu gewährleisten sowie das einzigartige Portfolio exklusiver und herausragender Produkte, Dienstleistungen und Informationen für Oldtimer-Liebhaber ist definitiv der richtige Weg und ein bisher ‚fehlendes Bindeglied‘ in der gesamten Szene. Daher passt die Bezeichnung ‚digitaler Showroom für Oldtimer und den dazugehörenden automobilen Lifestyle‘ perfekt und drückt präzise aus, was Secret Classics in den kommenden Monaten erreichen möchte. Natürlich liegt dafür noch ein harter Weg vor dem Team, aber ich bin mir absolut sicher, dass sie es schaffen werden. Und ich bin froh, ein Teil davon zu sein.“
SC: “Bill, vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns schon darauf, mehr von Ihrer Arbeit zu lesen und zukünftige Projekte wie die Automotive Art Section zu bewundern.“


Wie bereits oben beschrieben startet in den kommenden Wochen die ‚Automotive Art Section‘ von Bill Pack hier auf Secret Classics. Zudem werden wir sein neues Buch natürlich im Detail vorstellen, sobald es vorliegt. Weitere Geschichten von und mit Bill Pack könnten folgen, beispielsweise mal ein ‚Blick hinter die Kulissen‘ bei einem seiner Shootings.
Bilder: Bill Pack