Interview mit Fotograf Vince Perraud

Secret Classics als exklusiver Marktplatz und digitaler Showroom sucht immer nach besonderen Themen und Objekten, Personen und Geschichten aus der Oldtimer-Szene. Nach unserem ersten Interview mit dem Fotokünstler Bill Pack, möchten wir Ihnen nun den Lifestyle- und Automobil-Fotograf Vince Perraud aus Frankreich näher vorstellen. Mit ihm hatten wir eine kurzweilige und interessante Unterhaltung. Nun können wir an dieser Stelle ihn und seine Arbeit näher beleuchten.

Secret Classics: „Vincent, wir freuen uns sehr, Dich interviewen zu dürfen. Bitte erzähle uns und unseren Lesern kurz, wer Du bist und was Deine Arbeit ausmacht.“

Vince Perraud: „Hey, guten Tag! Ich komme aus Frankreich und bin Fotograf. Mit dem Fotografieren habe ich bei Extremsportarten begonnen. Dort habe ich rund zehn Jahre lang BMX-Fahrer und Skater geknipst, mich dann aber in die Bereiche Lifestyle und Autos weiterentwickelt. Ich versuche einfach jeden Tag Spaß zu haben. Jetzt komme ich gerade von einer Rundreise durch’s ganze Land zurück, auf der ich diverse Messen und Ausstellungen besucht habe und meine erste Liebe, BMX, mit meinem Freund und Kollegen Matthias Dandois fotografiert habe. Er ist der beste bei den BMX-Flatland-Fahrern. Aber ich arbeite eigentlich immer an vielen Projekten gleichzeitig, da bleibt keine Zeit zum Ausruhen.“

SC: „Erzähle uns von Deinen Fotografie-Anfängen. Wann hat das alles angefangen?“

VP: „Ich habe vor rund 15 Jahren mit dem Fotografieren begonnen. Damals war ich passionierter BMX-Fahrer, aber selbst nicht besonders gut im Vergleich zu anderen. Bei einem Unfall rissen meine Kniebänder und so war ich für ein Jahr nicht in der Lage zu fahren. So musste ich mir etwas anderes suchen, um weiterhin in Kontakt mit den Jungs auf der Straße zu bleiben. Ich schnappte mir meine Analogkamera und legte los. Dabei wollte ich eigentlich nie Fotograf werden und kann es heute immer noch kaum glauben. Es wirkt unwirklich und fühlt sich so an, als würde ich meinen Traum leben.“

SC: „Als wir durch Deine Instagram-Beiträge geschaut haben, konnten wir schnell Deinen speziellen Bildstil feststellen. Er kombiniert Passion, Sehnsucht und Emotionalität für einen spezifischen Lebensweg. Wie würdest Du Deinen eigenen Fotografie-Stil selbst beschreiben? Welche Inspirationen nutzt Du?“

VP: „Oh, danke sehr! Ich suche ständig nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten für meinen Stil und nehme dafür unmögliche Projekte ebenso an wie die reine Dokumentation meines Lebens. So entsteht ein guter Mix aus Arbeit und Lifestyle. Als Inspirationsquellen möchte ich meine super kreativen und talentierten Freunde nennen, die ich zum Glück habe. Von ihnen lerne ich eine Menge, aber bei der reinen Fotografie lasse ich mich von allem beeinflussen, sei es Kunst, Sport, Architektur, Mode… Natürlich sehe ich mir auch die Bilder von anderen Fotografen an. Egal ob diese gut oder schlecht sind, es gibt immer etwas, was man für sich selbst mitnehmen kann.“

SC: „Wo wir schon davon sprechen, welche Rolle spielt Instagram für Dich? Ist es eher Fluch oder Segen?“

VP: „Ich denke, ich habe eine Hassliebe mit Instagram. In der Zeit, als ich angefangen habe, gab es noch keine Social-Media-Kanäle (allenfalls Myspace) und man musste wirklich gut sein, um eigene Bilder in Magazinen veröffentlichen zu dürfen. Heute interessieren sich Kinder und Jugendliche nicht mehr für Magazine. Es geht nur noch um YouTube, Instagram und so weiter. Aber ich denke, Instagram ist eine gute Plattform um Bilder zu zeigen und sich mit interessierten Leuten zu verbinden, seien es einfache Betrachter, Kunden oder andere Interessenten. Es ist verrückt, wieviele Inspirationen man allein dort täglich sammeln kann, allerdings denkt heute auch offenbar jeder, er/sie wäre ein Fotograf.“

„Es ist verrückt, wieviele Inspirationen man täglich sammeln kann, allerdings denkt heute auch offenbar jeder, er/sie wäre Fotograf.

SC: „Lass uns über Autos reden. Es scheint so, als hättest du eine große Passion für alte Porsche. Welche Geschichte verbindet Dich mit Porsche? Was machen diese Sportwagen so speziell für Dich?“

VP: „Ja, stimmt, es scheint so, als ob ich Porsche besonders mag, ich weiß aber nicht warum. Schau sie dir an, sie sind schön und sexy! Wenn du einen auf der Straße siehst, weißt du sofort, dass da ein richtiger Sportwagen anrollt und er noch besser zu fahren ist, als er es optisch versprechen kann. Oftmals ist es einfach nur purer Genuss. Anfänglich wollte ich eigentlich nur eine Fotoserie mit einem Model und einem Auto machen. Aber plötzlich meldeten sich viele Leute, sagten mir, wie cool sie meine Bilder fanden und boten mir ihre Fahrzeuge für Shootings und Ausfahrten an! Für mich ist es seither einfach klasse, immer wieder neue Leute zu treffen.“

SC: „Wo kommt Deine Leidenschaft für klassische Fahrzeuge her und wie passt diese mit Deinem Lifestyle aus Surfen, BMX-fahren und Skateboarding zusammen?“

VP: „Ich lasse mich einfach von dem beeinflussen, was mich umgibt, beispielsweise von meinen Freunden. So kam es ganz natürlich dazu, dass ich bei Auto gelandet bin. Manche meiner Freunde starteten wie ich mit Skateboards und BMX-Fahrrädern, aber wenn man älter wird gleitet man schnell zu Motorrädern oder Autos ab. Das war nie wirklich geplant, aber ich probiere halt immer Spaß zu haben.“

SC: „Wenn Du irgendein Auto und irgendeinen Ort auf der Welt für ein Fotoshooting wählen dürftest, welches und wo wäre es?“

VP: „Das ist wirklich eine gute Frage! Vor zwei Jahren hatte ich das große Glück, ein Auto von Magnus Walker einige Tage lang ausleihen und in Los Angeles bewegen zu dürfen. Es war herrlich verrückt, mit einem Rennauto durch Kalifornien zu fahren! Aber aktuell würde ich sagen, dass ich gerne meinen eigenen Porsche 912 (aktuell im Restaurierungsprozess) nehmen würde, um den Südwesten Frankreichs zu erkunden und dabei Freunde zu besuchen. Ich kann es kaum abwarten, das bald wirklich zu tun.“

SC: „Du machst bis heute immer noch viele analoge Bilder. Warum? Was macht für dich den Unterschied zwischen analoger und digitaler Fotografie aus?“

VP: „Ich habe ‚old school‘ begonnen, erinnert Ihr Euch? Analoge Fotografie war mein Einstieg. Heute versuche ich diese Technik aufrecht zu erhalten, aber ich muss mir bei einem Shooting-Setup wirklich sicher sein, um analog zu knipsen. Mit modernen Digitalkameras ist es häufig einfacher und zudem machen heute viele Leute Schnappschüsse mit ihren Handys (deren Bilderqualität sich in den letzten Jahren massiv verbessert hat), ich versuche aber immer wieder, Dinge anders zu machen und damit meine künstlerische Art auszuleben.“

SC: „Wenn Du zu Deinem jüngeren Ich reden könntest, welche Tipps würdest Du ihm in Bezug auf die Fotografie geben?“

VP: „Oha, das ist hart. Ich habe im Laufe der Zeit viele Fehler in meinem Leben gemacht und kämpfe immer noch mit einigen Sachen, aber man lernt mehr von Fehlschlägen als aus purem Erfolg. Also wäre ich heute nicht hier ohne meine persönliche Geschichte. Ich hätte niemals soviele interessante Menschen, Freunde und so weiter getroffen. Also versuche ich auch weiterhin meinen Instinkten zu folgen, auch wenn ich erahne, dass die Sache schlecht ausgehen könnte. Ich würde mir selbst also sagen: Folge einfach Deinen Träumen, vertraue Deinen Instinkten und hab Spaß! Das ist es, was ich täglich versuche.“

SC: „Was steht bei dir als nächstes im Kalender? Sind schon weitere Reisen geplant?“

VP: „Ein paar Projekte köcheln gerade vor sich hin, aber das nächste Großereignis  ist mein Umzug nach Biarritz in der kommenden Woche, wo ich ein neues Leben beginne.“

SC: „Hab vielen Dank für Deine Zeit und Deinen Einsatz, Vince. Wir freuen uns jetzt schon auf weitere tolle Fotoprojekte von Dir. Bis dahin wünschen wir Dir frohe Weihnachten und einen guten Start in Biarritz.“

VP: „Dankeschön. Ich wünsche allen Lesern von Secret Classics ebenfalls frohe Weihnachten!“

Wenn Sie sich für mehr Bilder von Vince Perraud interessieren, können Sie dem Link am Ende des Artikels folgen oder gleich hier für seinen Instagram-Account @vinceperraud klicken.



Bilder: Vince Perraud