Ford Torino Talladega Prototyp

NASCAR-Rennen erfreuen sich diesseits des Atlantiks eher geringerer Beliebtheit. In den USA sieht das bekanntlich ganz anders aus. Dort feiern die Fans ihre Fahrer und die dazu gehörenden Autos wie Helden. Zu den erfolgreichsten Marken gehört neben Chevrolet und Dodge auch Ford. In den 1960er Jahren verlor man jedoch zunehmend an Boden, da man mit viel Aufwand das Sportwagen-Projekt rund um den GT40 vorantrieb, um Ferrari in Le Mans und in der Sportwagen-WM zu schlagen. Um diesem Trend entgegenzuwirken entwickelte Ford in der intern als ‚X-Garage‘ bezeichneten, von außen unbeschrifteten Halle der Entwicklungsabteilung eine sportlichere Version des Fairlane Torino. Diese Mittelklassebaureihe erschien 1968 und entstand allein im ersten Modelljahr 172.083-mal.

Diverse optische Veränderungen

Um die neue Sportversion entwickeln zu können, erhielt die X-Garage zwei Fastback Coupés direkt vom Fertigungsband in Lorain, Ohio. Diese Fahrzeuge kamen im September 1968 an und wurden umgehend umgebaut. Sie erhielten Ram-Air-Lufteinlässe in der Motorhaube, ein Interieur mit Sportsitzen in schwarzem Vinyl und eine Mittelkonsole dazwischen. Hinzu kamen eine Klimaanlage, eigenständige Schweller, Chromfelgen, C-förmige Dekoraufkleber an den Flanken und spezielle Aluminium-T-Logos. Als Ergebnis der Bemühungen entstand der limitierte Torino Talladega. Der Zusatzname bezog sich auf den damals noch im Bau befindliche Oval-Rennkurs von Talladega, der 1969 durch Bill France eröffnet wurde. In der Serienumsetzung wichen die Sportsitze interessanterweise einer durchgehenden Bank. Zudem erhielten die Serienautos horizontal angeordnete Standleuchten in den vorderen Kotflügeln und Schnellverschlüsse an der Motorhaube. Als Lackfarben standen nur ‚Royal Maroon‘ (rot), ‚Presidential Blue‘ (blau) und ‚Wimbledon White‘ (weiß) zur Auswahl.

Dank der Feinarbeit der Entwicklungsingenieure entstand ein sportliches Coupé mit gutem Fahrwerk. Ford gab schnell grünes Licht für die Produktion. Pünktlich zum dritten Rennen der NASCAR-Saison 1969 liefen erste Exemplare vom Band. Dank der Großserienfertigung entstanden zwischen dem 21. Januar und dem 28. Februar liefen 750 Stück vom Band. Damit übertraf man die für die Rennhomologation benötigten 500 Exemplare. Dies erlaubte es Ford den Torino Talladega offiziell einzusetzen. Unter der Haube steckte ein 335 PS starkes V8-Triebwerk, das seine Kraft über ein manuelles Viergang-Getriebe auf die Hinterräder übertrug. Für den Sprint auf 60 mph (96 km/h) vergingen lediglich 5,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit betrug 130 mph (209 km/h). Damit baute Ford quasi eine Pistole für den Messerkampf in der NASCAR.

Ehemaliges Presseauto bei RM Sotheby’s

Beide Prototypen blieben bis 1971 im Besitz von Ford. Das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 9H42Q111881 diente dabei als Testwagen für interessierte Journalisten. So tauchten Bilder dieses Ford Torino Talladega in diversen Automagazinen auf. 1971 kaufte Edwin ‚Banjo‘ Matthews beide Wagen. Matthews war ein legendärer Fahrwerksentwickler, Konstrukteur und Rennfahrer, der in die NASCAR Hall of Fame aufgenommen wurde. Er ließ die Prototypen in seiner Werkstatt in North Carolina fast unberührt zweieinhalb Jahrzehnte stehen. Nach seinem Tod 1996 wechselte das ehemalige Pressetestfahrzeug in den Besitz von Jason Thompson. Nun bietet RM Sotheby’s den Ford über die Private Sales Sektion der hauseigenen Webseite an. Zum Auto gehören dabei der originale Title, die Bill of Sales, alle Zulassungspapiere und die originale Rechnung des Verkaufs vom Ford Special Vehicles Office an Edwin ‚Banjo‘ Matthews. Des weiteren sind diverse Werkstattrechnungen und ein Zertifikat der Talladega Registry mit dabei. Der aufgerufene Verkaufspreis beträgt US$ 75.000.

Bilder: RM Sotheby’s