Ferrari 250 GTO Serie 2

Der Ferrari 250 GTO ist eine weltweite automobile Legende. Erst kürzlich wechselte privat ein besonders gut erhaltenes Exemplar mit hervorragender Historie den Besitzer (wir berichteten). Nun kündigte RM Sotheby’s ein weiteres Fahrzeug aus dieser Kleinserie für die Autoauktion im Rahmen der Monterey Car Week im August an. Ferrari baute von 1962 bis ’64 lediglich 39 GTO, wovon drei einen größeren Motor erhielten und daher im offiziellen Sprachgebrauch als 330 GTO laufen. Von den verbliebenen 36 entstanden 33 als Erstserienfahrzeuge mit der bekannten Karosserieform mit langer Haube und schön geschwungener Passagierkabine mit fließend zum Heck hin auslaufendem Dach. Anschließend entwickelten die Italiener eine Serie 2 mit veränderter Karosserieform, deren Dach knapp hinter den Passagieren endet und darunter eine senkrechte, zurückversetzte Heckscheibe aufweist. Darunter findet sich ein klassisches Stufenheck. In dieser Form entstanden drei Autos ab Werk. Zudem rüstete Scaglietti im Werksauftrag vier Autos der ersten Serie um.

Aufgrund der geringen Produktionszahl und der mit diesen Fahrzeugen errungenen Motorsporterfolge (mehr als 300 Klassen- und Gesamtsiege insgesamt), wobei der GTO wohl das letzte Rennfahrzeug mit Straßenzulassung war, mit dem man auf Achse nach Le Mans anreisen konnte und dort Gesamtsiegchancen hatte, gilt der Ferrari 250 GTO unter wohlhabenden Markenfans als ‚heiliger Gral‘, der unbedingt in der eigenen Sammlung vorkommen muss. So erklären sich zu einem gewissen Teil die inzwischen erreichten Preise, zu denen mit Sicherheit auch der Ferrari-Mythos beiträgt. RM Sotheby’s erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich von 45 Millionen US-Dollar für dieses Fahrzeug, das sind nach aktuellem Umrechnungskurs etwa 38,9 Millionen Euro. Wenn diese Summe erreicht würde, wäre dies ein neuer Weltrekord für das teuerste öffentlich versteigerte Automobil der Welt.

Chassisnummer 3413GT ist der dritte jemals gefertigte Ferrari 250 GTO und verließ im April 1962 die Werkshallen in Maranello. Anschließend diente er dem Werksrennteam als Testwagen und wurde dabei unter anderem von Phil Hill während des Trainings bei der Targa Florio gefahren. Im Anschluss verkaufte die Scuderia den GTO an Edoardo Lualdi-Gabardi, einen damaligen Stammkunden und Privatrennfahrer, der mit dem Wagen allein 1962 an zehn Rennen teilnahm. Davon gewann er neun und landete einmal auf dem zweiten Platz, wodurch er unangefochten nationaler italienischer GT-Meister wurde.

Im Folgejahr kaufte Lualdi-Gabardi einen neuen 250 GTO und verkaufte 3413GT an seinen Rennfahrerkollegen Gianni Bulgari, der später die berühmte Schmuckmarke Bulgari leitete. Er und der nachfolgende Besitzer Corrado Ferlaino gewannen die GT-Klasse bei der Targa Florio 1963 und 1964. Sie fügten weitere 20 Renneinsätze zur umfangreichen Historie dieses GTO hinzu. Zudem ließ Corrado Ferlaino das Fahrzeug 1964 bei Scaglietti mit einer Serie-2-Karosserie ausstatten, wobei jedoch der originale Motor und das originale Getriebe erhalten blieben. Es folgten diverse Ferrari-Sammler, die diesen GTO in ihre Garage stellten, bevor er im Jahr 2000 an den heutigen Besitzer Greg Whitten verkauft wurde. Im aktuellen Jahrtausend ist dies erst der dritte GTO-Verkauf, der öffentlich ablaufen wird.

Bilder: RM Sotheby’s, Patrick Ernzen, The Klemantaski Collection