Dodge Firearrow II by Ghia
In den 1950er Jahren zog bei amerikanischen Autoherstellern das Jet-Age-Design ein. Düsenflugzeuge dienten bei Serienautos, noch mehr jedoch bei wilden Konzeptstudien als optische Inspirationen. So entstanden Heckflossen und düsenförmige Elemente. Die bis heute gängige Praxis, mittels eines Konzeptfahrzeugs neue Designideen zu verbreiten, kam erstmalig 1938 in den USA auf. Damals war es Buick, die mit dem Y-Job ein solches reines Showauto auf die Räder stellten. Andere Hersteller zogen bald nach. In den Nachkriegsjahren arbeitete Virgil Exner bei Chrysler an entsprechenden Entwürfen. Besondere Berühmtheit erlangten dabei die vier aufeinander folgenden Firearrow Versionen von Dodge, deren Karosserien bei Ghia in Turin von Hand gefertigt wurden. Exner legte dabei großen Wert auf funktionale Formgebung ohne überflüssige Deko-Elemente und zuviel Chrom.
Firearrow II sollte funktionstüchtig sein
Bei den Firearrow Konzeptfahrzeugen stammten große Teile des Designs statt von Exner von Ghia. Dort nahm man sich die Grundsätze von Virgil Exner jedoch zu Herzen. 1953 debütierte der Dodge Firearrow I in leuchtendem Rot und sorgte auf allen Automessen, auf denen er gezeigt wurde, für Menschenmassen am Messestand. Allerdings war diese erste Version ein nicht funktionales Showfahrzeug ohne Motor. Für die geplante zweite Variante entschied man sich für ein voll funktionstüchtiges Konzeptauto, mit dem man auch Fahraufnahmen erstellen könnte. Erneut entstand mit dem Firearrow II ein zweisitziger Roadster mit Jet-Age-Design und rahmenloser Windschutzscheibe. Neue Details waren zwei große runde Scheinwerfer anstelle von vier kleineren, ebenfalls runde Rücklichter, ein neue gestalteter Kühlergrill und verchromte Speichenräder. Auf Türgriffe verzichtete Ghia aus optischen Gründen. Anstelle des roten Lacks des Firearrow I erhielt Nummer II eine Lackierung in hellem Gelb.
Firearrow III und Firearrow IV folgten
Als Basis diente ein damals aktuelles Dodge-Fahrgestell mit 3,02 Metern Radstand. Unter der langen Motorhaube verbarg sich ein 3,9 Liter großes Hemi-V8-Triebwerk mit rund 150 PS. Ein Gyro-Torque-Vierstufen-Automatikgetriebe übertrug die Kraft auf die Hinterräder. Angaben zu Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit machte Dodge verständlicherweise nicht, da niemand die Absicht hatte, dieses einzigartige Konzeptfahrzeug jemals schnell zu bewegen. Stattdessen sollte es ab 1954 durch sein Aussehen begeistern und stand in dieser Disziplin seinem Vorgänger in nichts nach. Ebenso verhielt es sich anschließend mit den Nachfolgemodellen Firearrow III (einem Coupé) und Firearrow IV (einem weiteren Roadster). Letzterer war mit Türgriffen, Außenspiegeln und Stoffverdeck bereits sehr nah an einer möglichen (Klein-)Serienfertigung. Obwohl es großes Publikumsinteresse gab, konnte sich der Chrysler-Konzern jedoch nicht dazu hinreißen lassen, da man um die hohen Produktionskosten pro Auto wusste. Dafür nutzt die Firma Dual mit dem Dual-Ghia einige Formen und Details für ihr Kleinserienfahrzeug.
Firearrow II bei RM Sotheby’s in Monterey
Während viele andere frühe Konzeptfahrzeuge entweder in Museen oder dunklen Herstellersammlungen stehen oder sogar nach ihrer Karriere auf Automessen zerstört wurden, verkaufte Dodge den Firearrow II. Ab Anfang der 1990er Jahre tauchte er in der Konzeptautosammlung von Joe Bortz auf. Dort erhielt der Wagen eine umfangreiche Restaurierung, bei der auf korrekte Materialien und Farbgebung Wert gelegt wurde. So blieb nicht nur die hellgelbe Lackfarbe erhalten, sondern auch das Nardi-Holzlenkrad und die Ghia-Logos. RM Sotheby’s bietet das Einzelstück Mitte August im Rahmen der Monterey Car Week an. Zum erwarteten Zuschlagspreis machte man noch keine Angaben.
Bilder: RM Sotheby’s, Patrick Ernzen