Delage D8-120 Cabriolet
Im Januar 1905 gründeten Louis Delâge und Augustin Legros das Unternehmen Automobiles Delage. Nachdem man drei Jahre lang zugekaufte Chassis und Motoren mit eigenständigen Karosserien ausstattete, folgte ab 1908 auch die Produktion eigener Triebwerke. Durch Erfolge im Motorsport, unter anderem 1914 beim Indy 500 in den USA, fanden sich diverse wohlhabende Kunden für die französischen Sportwagen. Nach der kriegsbedingten Fertigung von Nutzfahrzeugen zwischen 1914 und 1918 kehrte man zu Luxusautomobilen zurück und entwickelte in der Folgezeit einen eigenen Designstil für die ‚Goldenen 20er‘. Neben den Werkskarosserien gab es wie bei vielen Herstellern dieser Zeit die Möglichkeit, nackte Chassis zum Karosseriebauer nach Wahl zu bringen und dort einkleiden zu lassen.
1935 geriet die Marke in finanzielle Schwierigkeiten und wurde an den Konkurrenten Delahaye verkauft, der bis 1953 Fahrzeuge unter diesem Markennamen vertrieb. Dazu zählte anfänglich auch der bereits 1933 eingeführte D8 mit seinem vier Liter großen Reihenachtzylinder unter der Motorhaube. In seiner finalen Ausbaustufe, dem vier Jahre nach dem Debüt eingeführten D8-120, leistete dieses Aggregat 120 PS. Lediglich 66 Exemplare diesen Typs konnten vor dem Zweiten Weltkrieg produziert werden, danach baute Delage nur noch Sechszylinder-Fahrzeuge.
Eines dieser 66 Fahrzeuge mit der Chassisnummer 51760 ging 1939 als Chassis zum Karosseriebauer Henri Chapron und erhielt dort eine viersitzige Cabriolet-Karosserie mit einem Drei-Positionen-Dach. Dieses kann ganz oder nur über den vorderen Passagieren geöffnet werden. Erstbesitzer war ein französischer General aus der damaligen Regierung in Vichy, der mit dem Dritten Reich kollaborierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg schickte er das unbeschädigte Fahrzeug nach Kalifornien, konnte jedoch für sich selbst kein Visum bekommen. Stattdessen wanderte er nach Argentinien aus und verkaufte den Wagen an die RKO Filmstudios in Hollywood, die genau diesen Wagen 1951 im Kinofilm ‚Ein Amerikaner in Paris‘ mit Nina Foch und Gene Kelly für eine wichtige Nebenrolle nutzten. Dafür erhielt der Delage modifizierte Rückleuchten und eine Neulackierung in zwei Grün-Farbtönen von Chapron.
Viele Jahre später, um exakt zu sein 1987, entdeckte der US-Autosammler Peter Mullin den D8-120 auf einer Auktion und ließ ihn im Anschluss in die Auslieferungskonfiguration zurück restaurieren. Seither zeigte Mullin ihn auf diversen Concours-Veranstaltungen in den USA, wo er nie eine schlechtere Platzierung als Rang 2 in der jeweiligen Klasse abräumte. Zudem ist der Delage als Ausstellungsstück im Mullin Automotive Museum in Oxnard/Kalifornien. Vom 30. Juni bis 1. Juli gibt das Cabriolet ein britisches Gastspiel beim Heveningham Hall Concours. Zuvor zeigte Mullin ihn bereits beim ’21 Gun Salute Concours‘ in Indien und in einigen Tagen zudem beim Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este in Italien.
Bilder: Mullin Automotive Museum