Citroën 2CV

Citroën feiert 2019 das 100-jährige Firmenjubiläum und erinnert aus diesem Grund an besondere Klassiker aus der Markengeschichte. In den zurückliegenden Monaten konnten wir daher an dieser Stelle bereits die Modelle Typ A 10 HP, 5 HP, Rosalie und Traction Avant vorstellen. Diesmal fällt das Scheinwerferlicht auf einen der weltweit bekanntesten Kleinwagen, den 2CV – in Deutschland besser als ‚Ente‘ bekannt. Während die Produktion dieser Modellreihe 1948 begann, reicht die Entwicklung bis in die 1930er Jahre zurück. Als preiswertes Auto für das Volk, speziell für die französischen Bauern auf dem Weg zum Markt stellte man sich diesen Citroën vor. Hierfür schrieb man im Lastenheft fest: „Ein Fahrzeug für zwei Bauern in Stiefeln, einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein. Mindestens 60 km/h schnell. Verbrauch von drei Litern auf 100 Kilometer. Bestmögliche Federung, sodass ein Korb mit Eiern Fahrten über holprige Feldwege übersteht.“ Chefkonstrukteur André Lefèbvre und seine Mannschaft machten sich ans Werk. Dabei wurden auch aus heutiger Sicht abwegige Ideen verfolgt, die, wenn sie funktioniert hätten, die Produktionskosten hätten senken können. So überlegte man ernsthaft, ob man durch den Auftrag von zerstossenen Glühwürmchen auf die Kotflügel möglicherweise genügend Leuchtkraft erzielen könnte, um auf Lampen zu verzichten. Vom ‚TPV‘ (Toute Petite Voiture) genannten Fahrzeug entstanden 1939 laut internen Unterlagen 250 Prototypen, die durch den ausbrechenden Zweiten Weltkrieg entweder zerstört oder auf abgelegenen Bauernhöfen versteckt wurden. Einige Exemplare fand man schließlich in den 1980er und 90er Jahren wieder.

Obwohl im Werk kein Vorkriegsprototyp mehr vorhanden war, arbeitete man in den Jahren nach Kriegsende mit den verbliebenen Plänen und Dokumenten sowie dem Wissen der beteiligten Ingenieure, um aus dem TPV schließlich den serienreifen 2CV zu entwickeln. Dieser debütierte am 7. Oktober 1948 auf dem Pariser Autosalon. Neben den oben genannten Attributen brachte der Kompaktwagen einige technische Details mit, die ihn weltweit beliebt machten – und das über viele Jahre. So schnatterte unter der vorderen Haube ein Zweizylinder-Boxermotor, der die Vorderräder antrieb. Durch die besondere Federungsgeometrie lehnt sich der 2CV zwar weit in die Kurven hinein, ist aber als ’narrensicher‘ zu bezeichnen und federt auch auf schlechtesten Straßen ganz famos. Seinen speziell im deutschsprachigen Raum weit verbreiteten Spitznamen ‚Ente‘ erhielt das Auto vermutlich durch die Aussage eines niederländischen Journalisten, der es bei seinem Erstkontakt direkt als „hässliches Entlein“ betitelte. Dennoch kam Citroën anfänglich vor allem durch die Rohstoffknappheit mit der Produktion nicht der großen Nachfrage hinterher. Zeitweise mussten sich Kunden auf eine rund sechs Jahre lange Wartezeit einlassen, um einen neuen 2CV zu erhalten.

Durch die Wartungsfreundlichkeit, die niedrigen Unterhaltskosten und den geringen Verbrauch entwickelte sich der Citroën 2CV in einigen Ländern, darunter Deutschland, alsbald zum Liebling der Studenten. In der Zeit der Revolten der späten 1960er Jahre avancierte der 2CV zudem zu einem ganz eigenen Ausdruck einer konsumkritischen und nonkonformistischen Lebensweise. Neben dem viertürigen Standardaufbau mit Rollverdeck aus Vinyl gab es bereits ab Anfang 1951 auch die ‚Kastenente‘, einen Lieferwagen, bei dem hinter den vorderen Türen ein kastenartiger Aufbau für Ladegut verbaut war. Die vorderen Türen waren anfangs an der B-Säule aufgehängt und wurden schließlich 1963 aus Sicherheitsüberlegungen heraus neu konstruiert und vorn angeschlagen.

Das Zweizylinder-Boxertriebwerk hatte anfangs 375 Kubikzentimeter Hubraum mit 6,6 kW/9 PS, die über ein manuelles Viergang-Getriebe auf die Vorderräder gelangten. Im Laufe der Jahre wuchsen die Triebwerke ein wenig und damit stieg auch die Leistung an. Ab 1970 bot man den 2CV6 mit 602 Kubikzentimetern und 21 kW/28 PS als Topmotorisierung an, wobei die Leistung zuletzt noch auf 29 PS angehoben wurde. Damit waren bis zu 113 km/h Höchstgeschwindigkeit möglich, während die allerersten 2CV lediglich 70 km/h erreichten. Bis zum letzten Exemplar, das am 27. Juli 1990 im portugiesischen Mangualde vom Band lief, ließen sich die Motoren über eine mitgelieferte Kurbel anwerfen, sofern der Starter mal nicht funktionierte. Insgesamt entstanden mehr als 5,1 Millionen Exemplare in verschiedenen Ländern, wenn man die Lieferwagen mit einrechnet. Heute genießt die ‚Ente‘ absoluten Kultstatus. Besonders beliebt bei Sammlern ist heute ein Ableger, der zwischen 1960 und 1968 gerade einmal 693 Abnehmer fand: der 2CV 4×4 Sahara, später 2CV Bimoteur genannt. Er bekam eine zusätzliche Motor-Getriebe-Einheit an der Hinterachse, die wahlweise einzeln oder in Kombination mit dem vorderen Triebwerk betrieben werden konnte. Von außen ist der Sahara am Ersatzrad auf der Motorhaube erkennbar. Heute erzielen gut erhaltene 2CV 4×4 Sahara über 100.000 Euro.

Bilder: Citroën