Citroën Visa 1000 Pistes
Die Ära der Gruppe B in der Rallye-Weltmeisterschaft hat viele interessante Fahrzeuge hervorgebracht. Aber Hand auf’s Herz: Hätten Sie gewusst, dass Citroën mit mehr als einem Modell beteiligt war? Wenn Sie sich für Rallyesport interessieren, kennen Sie vermutlich den glücklosen BX 4TC. Allerdings gab es bereits zwei Jahre zuvor einen ersten Versuch in die kleinere Hubraumklasse der Gruppe B einzusteigen. Diese Kategorie ist weniger gut bekannt, da sie nicht für Gesamtsiege in Frage kam. Stattdessen richtete sie sich an Privatfahrer und Autohändler, die mit Rallye-Einsätzen zusätzliche Werbung machen wollten. Somit ist auch der Citroën Visa 1000 Pistes ein eher unbekanntes Auto. Wie bei allen Gruppe-B-Konstruktionen entstanden 200 Exemplare mit Straßenzulassung zur Homologation. Verglichen mit einigen Mitbewerbern zeigt sich dieser Kompaktwagen optisch eng an den normalen Serienbrüdern.
Homologationsmodell für die Gruppe B
Bereits 1981 entstanden 200 Exemplare des Visa Trophée für die Zulassung in der Gruppe B. Allerdings hatte dieser Wagen nur 100 PS und Vorderradantrieb. Ein Jahr später folgte der ähnlich konzipierte Visa Chrono. Der Visa 1000 Pistes ging technisch deutlich tiefer. Um überhaupt ein Rallye-Fahrzeug aus dem Visa machen zu können, musste Citroën den seit Mitte 1978 angebotenen Kleinwagen umfangreich modifizieren. Diese Veränderungen betrafen hauptsächlich Bereich unterhalb der Karosserie und kamen allen Modellversionen ab einem Facelift im Frühjahr 1984 zuteil. Hauptgrund hierfür war die Einführung der neuen XU-Motorengeneration aus der Zusammenarbeit mit Peugeot. Sie waren größer als die zuvor verwendeten Vierzylindertriebwerke und benötigten neue Aufhängungspunkte. Entsprechend musste Citroën den Vorderwagen inklusive Radaufhängung umbauen. Dadurch konnten nun jedoch auch die leistungsstarken Versionen der XU-Motorenfamilie eingesetzt werden. Aus dem 80 PS starken Visa GT wurde so der 105 PS starke GTi. Der Hubraum stieg dabei von 1.360 auf 1.580 Kubikzentimeter.
Benannt nach der Rallye Milles Pistes
Durch die Dominanz von Audi mit dem allradangetriebenen quattro war allen anderen beteiligten Automarken schnell klar, wohin der Weg in der Rallye-Weltmeisterschaft führen würde. Entsprechend machte man sich auch in der Motorsportabteilung von Citroën daran, dem Visa einen Allradantrieb zu spendieren. 1983 ließ man einen entsprechend ausgestatteten Prototypen in der Experimentalklasse bei der Rallye Milles Pistes starten. Diese Klasse gewann er problemlos. Daraus ergab sich schließlich auch der Modellname für die neue Variante. An die 3,72 Meter lange Rohkarosserie nietete Citroën Kotflügelverbreiterungen für eine Gesamtbreite von 1,53 Meter. Dank einer leichten Tieferlegung kam der Wagen auf nur 1,41 Meter Höhe. Der 1,6 Liter große Vierzylindermotor unter der Haube leistete dank zwei Weber-Doppelvergasern in der Straßenversion 112 PS und 131 Newtonmeter Drehmoment. Für Rallye-Wettbewerbe entstand gemeinsam mit Denis Mathiot eine Evolution-Version mit 140 PS aus 1,4 Litern Hubraum.
Doppelwinkel x Doppelwinkel
Um den Visa 1000 Pistes optisch von den gewöhnlichen Versionen unterscheiden zu können, lackierte Citroën ihn in jungfräuliches Weiß. Hinzu kamen rote und blaue Zierstreifen und runde Doppelscheinwerfer. Anstelle eines normalen Logos trug der Wagen einen Doppelwinkel, dann ein X und dann einen weiteren Doppelwinkel in Anlehnung an das von anderen Herstellern genutzte Kürzel 4×4 für den Allradantrieb. Der 1000 Pistes war ganz nebenbei das erste französische Serienfahrzeug, bei dem alle vier Räder angetrieben wurden. Allerdings verkaufte Citroën diese Version auch nur innerhalb Frankreichs und setzte dem Modell hauseigene Konkurrenz vor die Räder. Auf dem Pariser Autosalon 1984 debütierte der Visa 1.6 GTi mit 115 PS, aber ohne Verbreiterungen.
Visa 1000 Pistes bei Artcurial
Artcurial bietet am 19. Juli in Monaco einen von nur 200 gebauten Citroën Visa 1000 Pistes. Erstmals zugelassen wurde dieser Wagen am 12. April 1985. Seither gab es vermutlich nur drei Besitzer, von denen der zweite vor über 20 Jahren die Karosserie in Südfrankreich austauschen ließ. Anschließend lagerte er das Auto für zehn Jahre ein. Damit lässt sich auch die Laufleistung von weniger als 3.500 Kilometern erklären. Um den Visa 1000 Pistes straßentauglich zu machen, müssen die Originalreifen gegen neue getauscht und einige Service-Arbeiten durchgeführt werden. Als Estimate kündigte das Pariser Auktionshaus zwischen 30.000 und 40.000 € an. Allerdings kommt der Citroën ohne Mindestpreis unter den Hammer, wodurch der Höchstbieter automatisch neuer Besitzer dieses Gruppe-B-Homologationsautos wird.
Bilder: Artcurial, Citroën, Citroën Origins