Chevrolet Apache 10 von Honda

Manchmal schreibt der Zufall die besten Geschichten. Einer dieser Zufälle führte einige Mitarbeiter der American Honda Motor Co. Inc. (AHM) Anfang der 1960er Jahre in den Showroom eines Chevrolet-Händlers. Dort bestellten sie eine Flotte von Pickups vom Typ Apache C10. Was aus heutiger Sicht merkwürdig anmuten mag, war damals für die noch kleine Marke Honda unumgänglich, um die neuesten Motorräder und Motorroller im Süden Kaliforniens ausliefern zu können. Bei Chevrolet wird man indes nicht einmal geahnt haben, dass man mit diesen Fahrzeugen einen Mitbewerber unterstützte, der Jahre später die eigenen Verkaufszahlen torpedieren sollte. AHM eröffnete im Jahr 1959 ein erstes US-Büro am 4077 Pico Boulevard in Los Angeles. 1961 entstand genau vor dieser Zentrale ein Schwarz-Weiß-Foto mit einem der Chevrolets.

Heute existiert vermutlich keines der Fahrzeuge aus der Honda-Flotte mehr. Dennoch wollte der japanische Hersteller anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der US-Bemühungen wieder einen solchen Pickup präsentieren. Man machte sich auf die Suche und fand schließlich ein taugliches Restaurierungsobjekt. Um die Ausstattung und die Lackierung so authentisch wie möglich zu gestalten, kramte man alte Aufnahmen aus dem US-Werksarchiv hervor und sprach zudem mit Mitarbeitern der ersten Stunde. Die auflackierten Logos und Schriftzüge wurden von angestellten Firmenvertriebsleuten verwendet, die auf der Ladefläche Motorräder mitführten und sie in Kommission an die Händler verkauften. Bereits 1965 war Honda zur meistverkauften Motorradmarke mit einem Marktanteil von fast 72 Prozent aufgestiegen.

Das restaurierte Fahrzeug erhielt eine technische Aufarbeitung sowie neuen weißen Lack mit von Hand aufgemalten Logos nach historischem Vorbild. Zudem platzierte man für die Feierlichkeiten zu 60 Jahren Honda in den USA zwei zeittypische Zweiräder auf der Ladefläche, eine Honda 50 und eine Honda CB160. In der nächsten Zeit wird der frisch fertiggestellte Pickup den Eingangsbereich der Honda USA-Zentrale im kalifornischen Torrance schmücken. Zudem will Honda den Wagen auf Oldtimer-Events im Süden Kaliforniens, auf weiteren landesweiten Veranstaltungen und auf der SEMA in Las Vegas zeigen. Anschließend darf der Wagen in die American Honda Collection Hall in Torrance einziehen, wo er vor einem Nachbau des ersten Büros in Los Angeles ausgestellt wird.

Vom Apache C10 Halbtonnen-Truck stellte Chevrolet einige tausend Exemplare her. Unter der Motorhaube des Honda-Fahrzeugs steckt ein V8-Triebwerk mit 283 Cubic-Inch Hubraum (rund 4,6 Liter) und etwa 160 PS. Diese Leistung gelangt über ein manuelles Dreigang-Getriebe auf die Hinterachse. Die rote Honda 50 auf der Ladefläche verfügt über einen 49 Kubikzentimeter großen Schubstangenmotor mit einem Zylinder und ein semi-automatisches Dreigang-Getriebe mit Zentrifugalkupplung. Neben diesem Motorroller steht eines der ersten Sportmotorräder mit kleinem Hubraum in der Markengeschichte. Die CB160 holt 16,5 PS aus 161 Kubikzentimetern und zwei Zylindern. Neben dem manuellen Viergang-Getriebe verfügt das Zweirad auch über einen elektrischen Starter und einen Stahlrohrrahmen anstelle eines gepressten Stahl-Monocoques.

Bilder: Honda USA