Borgward Hansa RS 1500

Borgward stand in den 1950er Jahren auf einer Stufe mit Mercedes-Benz. Die Limousinen und Coupés waren komfortabel und gut ausgestattet. Dass die Marke aus Bremen darüber hinaus auch im Rennsport unterwegs war, ist heutzutage weniger bekannt. Als Basismodell nutzte man dabei den Hansa 1500, der bereits seit März 1949 erhältlich war. Die Zahl hinter der Modellbezeichnung deutet auf den Hubraum von rund 1,5 Litern hin. Daraus schöpfte man zu Produktionsbeginn 35 kW/48 PS. Ende 1950 stieg die Leistung auf 38 kW/52 PS. Neben der klassischen Limousine mit zwei oder vier Türen entstanden bei Hebmüller ein viersitziges Cabriolet und ein Sport-Cabriolet mit 20 Zentimeter geringerem Radstand. Dieses erhielt einen auf 49 kW/66 PS leistungsgesteigerten Motor. 1951 ergänzte eine 80 PS starke Rennversion mit radikal offener Karosserie das Programm. Dieser Aufbau ähnelte stark dem sogenannten INKA-Rekordauto (Ingenieurs-Konstruktions-Arbeitsgemeinschaft) der 1950 zwölf internationale Rekorde einfuhr.

Offener Roadster sehr erfolgreich

Diesen Rennwagen entwickelte Borgward bis 1958 fortwährend weiter. Bei internationalen Rennen wie der Carrera Panamericana, dem Großen Preis für Sportwagen in Buenos Aires oder dem ADAC-Eifel-Rennen auf dem Nürburgring ging die Werksmannschaft an den Start. Neben Fritz Jüttner, Adolf Brudes, Hans-Hugo Hartmann oder Karl-Günter Bechem drehte auch Hans Herrmann am Steuer des Bremer Roadsters. Drei Gesamtsiege, ein Klassensieg und einige Podestplatzierungen waren ein schöner Lohn für den Aufwand. Schnell stand jedoch auch fest, dass der offene Aufbau für das berühmteste Langstreckenrennen der Welt einen entscheidenden Nachteil hatte: Kein Dach. Bei den 24 Stunden von Le Mans kommt es nicht selten zu schweren Regenschauern, was beim Borgward RS schnell sehr ungemütlich geworden wäre. Daher entwickelte die Rennabteilung für 1953 ein zweitüriges Sport-Coupé mit flacherem Aufbau als bei den Hansa 1500 Limousinen. Hiervon entstanden nur drei Exemplare.

Drei Sport-Coupés

Durch neueste aerodynamische Erkenntnisse stattete Borgward das Sport-Coupé mit einer rundlichen Leichtmetallkarosserie und strömungsgünstigem Heck aus. Zudem erreichte man mittels klassischem Tuning eine Leistungssteigerung auf 90 PS. Das Auto debütierte auf der IAA im März 1953 in Frankfurt. Dort zeigte Borgward alle drei in Handarbeit erstellten Exemplare. Ursprünglich planten die Bremer eine Kleinserie. Allerdings konnten die Entscheider bereits an den Reaktionen potenzieller Kunden während der IAA ablesen, dass es hierfür keinen Markt geben würde. Der Porsche 356 bot eine ähnliche Leistung zu einem günstigeren Preis. Einer der drei Prototypen wurde zeitweise mit einem 1,8 Liter großen Vierzylindermotor ausgestattet und errang in Montlhéry zwei neue Rekorde. Über 5.000 Kilometer lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 130,7 km/h und über 48 Stunden Fahrtzeit legte das Sport-Coupé 5.929 Kilometer zurück. Für die 24 Stunden von Le Mans baute man den 1,5-Liter-Motor wieder ein.

Kein Erfolg in Le Mans

Für das Rennen erhielten die Wagen die Startnummern 41, 42 und 43. Das letztgenannte Fahrzeug mit der Fahrerpaarung Karl-Heinz Schäufele und Max Nathan verunfallte bereits im Training und konnte nicht starten. Für Hugo Hartmann und Adolf Brudes endete die Teilnahme nach 29 Runden, als ihr Auto (#42) ohne Treibstoff ausrollte. Die Franzosen Jacques Poch und Edmond Mouche lagen in der Klasse bis 1,5 Liter Hubraum gut im Rennen. Eine Stunde vor Rennende, nach 228 zurückgelegten Runden, legte ein Motorschaden den Wagen lahm. Anschließend verkaufte Borgward die drei Sport-Coupés. Auf dem Genfer Salon 1954 standen zwei neue Sport-Coupé Prototypen. Diese verfügten über eine Stahlkarosserie mit diversen Modifikationen und sollten letztmalig das Kundeninteresse testen. Letztlich entschied sich Borgward gegen eine Kleinserie. Von den Le-Mans-Autos ist heute nur noch #41 bekannt. Es gehört seit 1974 der Familie Larsson aus Schweden und ist in unserer Bildergalerie zu sehen.

Bilder: Matthias Kierse