BMW M1 Art Car

Fahrzeuge und Kunst zu vereinen ist eigentlich kein neuer Gedanke. Bereits im Mittelalter wurden Gemälde angefertigt, auf denen Kutschen oder landwirtschaftliche Geräte zu sehen sind. Später fertigten begabte Künstler auch Zeichnungen, Aquarelle oder Ölgemälde von Zügen, Flugzeugen und Automobilen an. Jedoch auf einem Auto ein Kunstwerk zu erschaffen, diese Idee durfte 1975 als revolutionär gelten. Hervé Poulain, ein französischer Auktionator und Hobbyrennfahrer, schaffte es den US-amerikanischen Künstler Alexander Calder zu überzeugen, einen BMW 3.0 CSL farblich zu gestalten. Hierzu bemalte Calder ein maßstabsgetreu verkleinertes Modell, dessen Farbflächen anschließend vom begabten Lackierer Walter Maurer auf das Originalfahrzeug übertragen wurden. Ähnlich lief es auch beim zweiten BMW Art Car, das ein Jahr später erneut auf Basis eines 3.0 CSL durch Frank Stella erstellt wurde. Auch Roy Lichtenstein, der als drittes Art Car einen BMW 320i Turbo Gruppe 5 gestalten durfte, übergab Maurer ein bemaltes Modellauto und überließ ihm die Übertragung per Lackpistole.

Doch dann kam BMW mit dem bis heute wohl berühmtesten Künstler, der je ein Art Car gestaltete, überein: Andy Warhol. Der US-amerikanische Pop-Art-Künstler bestand nach missglückten Versuchen an Modellautos darauf, das Original – einen M1 Gruppe 4 – direkt zu bemalen. Hierfür hatte Walter Maurer eigens nach entsprechendem Farbmaterial gesucht, das auf dem Blech hält, nicht direkt verläuft und sich anschließend mit Klarlack schützen ließ. Immerhin sollte der M1 ebenso wie die drei Art Cars zuvor im Rennsport eingesetzt werden. Nach nur rund 26 Minuten legte der Meister den Pinsel (oder besser die Bürste) bereits wieder ab, begutachtete sein Werk und war mit sich und der Leistung zufrieden: „Ich habe versucht, Geschwindigkeit bildlich darzustellen. Wenn ein Auto wirklich schnell fährt, verschwimmen alle Linien und Farben. Ich liebe dieses Auto. Es ist besser gelungen als das Kunstwerk.“

Obwohl man wohl bereits damals absehen konnte, wie wertvoll dieses Art Car einmal sein würde, meldete BMW den M1 für die 24 Stunden von Le Mans 1979 an. Dort nahm der Wagen mit der Startnummer 76 und den Fahrern Hervé Poulain, Marcel Mignot und Manfred Winkelhock teil und lief letztlich auf dem sechsten Gesamtrang im Ziel ein. In der Klasse der Gruppe-4-Fahrzeuge belegte man sogar Platz zwei. Anschließend besserte Walter Maurer geschickt und für den Laien unsichtbar einige Stellen aus, die im Rennbetrieb durch Steinschläge beschädigt worden waren. Heute ist der Warhol-M1 ohne Zweifel der wohl wertvollste BMW der Welt, wird jedoch niemals zum Verkauf angeboten. Stattdessen gehört er zum Tafelsilber der Marke und wird sowohl im hauseigenen Museum als auch international gern gezeigt.

Im vergangenen Jahr luden BMW Group Classic, BMW Culture, BMW Motorsport, die BMW M GmbH und weitere Tochtergesellschaften von BMW fünf Automobilfotografen über die Social-Media-Plattform Instagram zum sogenannten ‚Shootout 2018‘ ein. Aus diesem Wettstreit ging letztlich der 29-jährige Stephan Bauer als Sieger hervor. Er durfte sich als Belohnung ein Fahrzeug aus dem Bestand von BMW Classic für ein exklusives Fotoshooting aussuchen. Seine Wahl fiel ohne lange Bedenkzeit auf das Art Car von Andy Warhol. In einer Industrie-Ruine in Köln setzte er den M1 gekonnt in Szene und erzeugt mit seinen Bildern einen ganz neuen Blick auf dieses automobile Kunstwerk. Neben den von uns gezeigten Fotos entstanden weitere Aufnahmen, die auf der Facebook Seite ‚BMW Group Classic‘ sowie auf dem Instagram-Account @bmwclassic veröffentlicht werden.

Bilder: BMW, Stephan Bauer