BMW 502 Autenrieth Sport-Cabriolet

Durch den Zweiten Weltkrieg verlor BMW für viele Jahre die Möglichkeit Automobile zu bauen. Das einstige Werk in Eisenach lag nun in der sowjetisch besetzten Zone. Dort dienten sie der neuen Marke EMW als Fertigungsstätte. Ein Auto konnte sich in den späten 1940ern sowieso kaum jemand in Europa leisten. Also hielt sich die Firman mit Motorrädern und diversen Entwicklungsaufträgen über Wasser. Hinter den Kulissen begannen jedoch bereits 1948 die Vorbereitungen für eine neue PKW-Produktion. Diese verlagerte man in neue Hallen am Stammsitz in München.

Erster Nachkriegs-BMW

In der Entwicklungsabteilung entstanden derweil parallel drei unterschiedliche Fahrzeugkonzepte, mit denen die Nachkriegsproduktion in Gang gebracht werden sollte. Das Kleinwagenprojekt 331 (in manchen Quellen auch 531 genannt) und eine von Pinin Farina relativ modern eingekleidete Limousine verwarf man jedoch jeweils im Prototypenstadium aus finanziellen Gründen. Stattdessen verfolgte man das Projekt einer Oberklasselimousine weiter, deren Grundbasis anfänglich der 326 aus Vorkriegstagen bildete. Entworfen wurden Rahmen und Karosserie durch Peter Szymanowski, der zuvor Betriebsleiter in Eisenach war. Die endgültige Gestaltung erhielt der Kastenrahmen mit Drehstabfederung durch den Motorradentwickler Alfred Böning. Im April 1951 kündigte BMW für die IAA des gleichen Jahres die Weltpremiere der Limousine 501 an und gab erste Broschüren heraus. Zu den Händlern rollte das Oberklassefahrzeug allerdings erst ab November 1952.

Während im 501 eine Weiterentwicklung des 2,6 Liter großen Reihensechszylindermotors aus dem 326 arbeitete, erschien 1955 ersatzweise der 502 mit einem neuen V8-Triebwerk. Dieses hatte erst 120, ab 1957 dann 140 und ab 1961 im 3200 S schließlich 160 PS. Neben den viertürigen Limousinen mit nach hinten öffnenden hinteren Türen gab es bald von externen Karosseriebauern wie Baur in Stuttgart und Autenrieth aus Darmstadt auch zweitürige Coupés und Cabriolets sowie Sonderaufbauten. Allerdings waren bereits die im Volksmund als ‚Barockengel‘ verunglimpften Limousinen für die Nachkriegszeit viel zu teuer. Sonderkarosserien machten die Fahrzeuge nochmals teurer, weshalb insgesamt lediglich rund 280 von knapp über 23.000 gebauten Exemplaren des 501/502/3200 S entsprechend umgebaut wurden. Entsprechend selten findet man diese Autos heute auf dem Markt. Beim Oldtimerhändler Thiesen in Hamburg steht aktuell ein Sport-Cabriolet aus dem Hause Autenrieth zum Verkauf. Diese Version kostete 1955 soviel wie ein Mercedes-Benz 300 SL.

Kurzgeschichte von Autenrieth

Georg Autenrieth begründete seine Stellmacherei ursprünglich 1921 in Weinsberg bei Heilbronn und zog mit der Firma 1925 nach Darmstadt um. Als ‚Erste Darmstädter Karosseriewerke Georg Autenrieth‘ kümmerte man sich um Einzelanfertigungen von Limousinen, Cabriolets, Coupés und weiteren Spezialaufträgen. Dabei war die zugrundeliegende Basis vor dem Krieg egal. Opel, Horch, Adler, Röhr, NSU, Mercedes-Benz, Audi oder Maybach durchliefen seine Hallen. Ebenso einige BMW und eine Kleinserie von Prototypen für den offenen KdF-Wagen (später Volkswagen). Nach dem Tod des Firmengründers 1950 lief die Firma noch einige Zeit weiter und entwickelte für die damals noch nicht selbsttragend gestalteten Autos von Citroën (DS), Borgward (Isabella), Opel (Olympia, Kapitän und Rekord) und eben BMW Coupé- und Cabrio-Karosserien. Zudem hatte man Kombis und Bestattungsfahrzeuge ins Programm aufgenommen. Durch den Wandel hin zu selbsttragenden Autokarosserien gingen die Aufträge zurück, was 1964 zur Schließung von Autenrieth führte.

Restauriertes Auto bei Thiesen

Das von Thiesen angebotene BMW 502 Autenrieth Sport-Cabriolet wurde am 15.11.1955 fertiggestellt. Während die Cabriolets von Baur vorn vollkommen dem 502 entsprachen, verlegte Autenrieth die Scheinwerfer nach außen in die Kotflügel. Über einen Händler in Baden-Baden gelangte es nach Nordrhein Westfalen. Der zweite Besitzer hatte ein Haus am Chiemsee und parkte den noblen offenen Viersitzer dort. Vor einiger Zeit erfolgte in seinem Auftrag eine umfangreiche Restaurierung, für die man die Karosserie vom Rahmen trennte. Wann genau der Wagen ein stärkeres Triebwerk aus dem 3200 S erhielt ist leider nicht bekannt. Thiesen bietet diese Rarität für 275.000 € an.

Bilder: Thiesen – Automobile Raritäten