Bentley S3 Continental Two-Door Saloon
Im Herbst 1962 präsentierte Bentley auf dem Pariser Autosalon mit dem S3 eine Weiterentwicklung des seit 1959 gebauten S2, der wiederum auf dem S1 von 1955 basierte. Als staatstragende Limousine trug der Wagen Doppelscheinwerfer und läutete damit einen Designwechsel bei Bentley ein. Unter der langen Motorhaube werkelt ein 6,2 Liter großer V8-Saugmotor, dessen Leistung stets nur mit „angemessen“ angegeben wurde. Im Vergleich zum Vorgängermodell konnte sie jedoch durch eine erhöhte Verdichtung und größere Vergaser um rund sieben Prozent angehoben werden. Gleichzeitig entfiel die Option eines manuellen Getriebes, während die Servolenkung zur Serienausstattung aufstieg.
Weiterhin gab es mit dem S3 Continental eine sportlichere Variante, die vom Werk aus nur als nacktes Chassis angeboten wurde. Alle Aufbauten entstanden dann je nach Kundenwunsch bei H.J. Mulliner, Park Ward (die in dieser Zeit zusammengelegt wurden) oder James Young. Neben viertürigen Sportlimousinen mit dem Beinamen Flying Spur gab es auch wunderschöne Cabriolets, häufig als Drophead Coupés bezeichnet. Ihr Design stammte aus der Feder des Norwegers Vilhelm Koren und zeigte vorne eine Scheinwerfergestaltung, die als ‚Chinese Eyes‘ in Fankreisen bekannt wurden, obgleich Bentley selbst diese Bezeichnung nie benutzte.
1964 bestellte R.G. McLeod, ein in Australien geborener Autofan einen Bentley S3 Continental mit einzigartiger Karosserie von Park Ward. Er bevorzugte optisch verkürzte Fahrzeuge mit geringen Überhängen auf den normal langen Fahrgestellen. Somit sieht dieser Bentley außergewöhnlich und ungewohnt aus. In den originalen Unterlagen wird Chassisnummer BC38XC wie folgt beschrieben: „Continental 2dr Saloon with special modified body to drawing no. 2035/F“ (Continental Zweitürer Limousine mit speziell modifizierter Karosserie nach Zeichnung Nr. 2035/F). Ein weiteres typisches Designmerkmal der McLeod-Autos ist ein zweites Auspuffendrohr ohne Funktion, das rein dem optischen Ausgleich dient. Zum Lieferumfang zählten elektrische Fensterheber mit zusätzlichen manuellen Kurbeln, ein Glasschiebedach und verschiebbare Sitze mit spezieller Kipptechnik von Reutter. Die Batterien befinden sich zentral unter dem Kofferraumboden.
Die genaue Frühgeschichte wurde von Bonhams nicht bekannt gegeben. Klar ist jedoch, dass Southan Morris den Wagen im Mai 1979 an Arnold George Dorsey verkaufte. Dieser trat in den frühen 1950er Jahren unter dem Namen Gerry Dorsey auf, wechselte dann jedoch auf den Rat seines Managers auf den Künstlernamen Engelbert Humperdinck, angelehnt am deutschen Komponisten gleichen Namens, der im 19. Jahrhundert aktiv war. Dieser Namenswechsel zahlte sich für ihn aus. 1967 erreichte sein Song ‚Release Me‘ Topplatzierungen in den Charts, gefolgt von ‚There Goes My Everything‘ und ‚The Last Waltz‘. Zuletzt vertrat er 2012 Großbritannien beim Eurovision Song Contest mit dem Lied ‚Love Will Set You Free‘. 2011 ließ er den Bentley umfangreich bei Colbrook of Stilton in Peterborough restaurieren, wobei jedoch weder das inzwischen verbaute Sonnendach über die volle Dachlänge zurückgerüstet wurde, noch die Lackfarbe zurück zum Originalfarbton gewechselt wurde. Nun steht der besondere Bentley bei Bonhams während des Goodwood Festival of Speed zur Versteigerung bereit und soll laut dem Auktionshaus zwischen 80.000 und 90.000 GBP einbringen (rund 91.400,- bis 102.825,- €). Insgesamt baute Bentley übrigens lediglich 311 Exemplare des S3 Continental.
Bilder: Bonhams