Bentley Continental SC

Als Rolls-Royce und Bentley 1998 von der Volkswagen Group übernommen wurden, stand es um die Firma nicht gerade rosig. Die Modellreihen waren bereits einige Jahre alt und Nachfolger nicht in Sicht. Nachdem rechtlich geklärt worden war, dass Volkswagen zwar die Firma, nicht jedoch die Namensrechte an Rolls-Royce gekauft hatte und damit eine 1931 geschlossene Partnerschaft quasi über Nacht auseinandergerissen wurde, ging es für Bentley anschließend unter dem Dach von VW weiter – relativ gut, wie man heute weiß. Wenn man nur das finale Modell der alten Continental-Baureihe betrachtet, war das nicht unbedingt absehbar.

1991 hatte man mit dem Continental R erstmals 1955 wieder ein eigenständiges Modell präsentiert, das nicht auf einem baugleichen Rolls-Royce basierte. Die Vorarbeiten gingen bei der Premiere bereits volle sechs Jahre zurück. Man wollte Bentley als sportlich-luxuriöse Marke für Herrenfahrer wiederbeleben und aus dem Schatten als reine Schwestermarke von Rolls-Royce lösen. Bereits in der Basisversion R leistete der 6,75 Liter große V8-Turbomotor 325 PS, die über ein Automatikgetriebe mit anfangs drei und später vier Vorwärtsfahrstufen auf die Hinterräder gelangten. Drei Jahre später folgten 37 Exemplare des Continental S mit Ladeluftkühlung und 385 PS. Ab 1996 bot Bentley parallel den Continental T mit einem um zehn Zentimeter verkürzten Radstand und einer Leistung von anfänglich 400 PS an, die ein Jahr später auf 420 und 1999 sogar auf 426 PS gesteigert wurde. Auf dieser Basis präsentierte Bentley 1998 auf dem Pariser Autosalon den Continental SC, um den es hier gehen soll.

Namentlich orientierte man sich am Bentley 4 1/4 Liter Sedanca Coupé, wofür nun also die Abkürzung stand. Auch bei der Karosserieform nahm man diese Sondervariante aus den 1930er bis 50er Jahren als Vorbild auf. Als Sedanca Coupé verfügten die damaligen Fahrzeuge über einen festen Dachaufbau über den Fondpassagieren und ein zumeist aus Stoff bestehendes Verdeck über Fahrer und Beifahrer. Beim neuen Continental SC übertrug man dies durch ein zweigeteiltes, abnehmbares Glasdach in die Moderne. Dahinter schließt sich über dem Fond ein weiteres Glasdach an, so dass auch im geschlossenen Fahrzeug viel natürliches Licht ankommt. Neben der Grundversion mit 406 PS und 825 Newtonmetern boten die Briten ab 1999 auch den Continental SC Mulliner mit der Leistungsstufe des Continental T an.

Nach insgesamt 79 Exemplaren stellte Bentley die Produktion des halboffenen Coupés im März 2000 ein. Entsprechend selten werden Fahrzeuge dieses Typs heute angeboten. Die allermeisten gingen in die USA und von dort stammt auch das von uns in unserer Bildergalerie gezeigte Exemplar. Dort, genauer in Texas, hatte der Wagen zwei Besitzer, bevor er 2011 in eine Privatsammlung in der Schweiz gelangte. Nun kam er zusammen mit einer umfangreichen Dokumentation bei Artcurial im Rahmen des Le Mans Classic 2018 unter den Hammer.

Bilder: Artcurial, Dirk de Jager