Aston Martin Virage Vacances

Haben Sie schon einmal einen Kombi von Aston Martin gesehen? Tatsächlich gab es einige wenige Exemplare im Laufe der Jahrzehnte. Die allermeisten davon waren dreitürige Shooting Brakes. Auf der Basis des Virage gab es ab 1993 jedoch auch einen klassisch-fünftürigen Kombi in einer Auflage von lediglich sieben Stück. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Aston Martin in einer schwierigen Lage. Der luxuriöse Grand Tourer namens Virage war technisch veraltet. Zudem befanden ihn viele Kunden als zu groß und zu schwer im Vergleich zu anderen Sportcoupés. Immerhin hatte die Entwicklung dieses Wagens bereits 1986. Um Kosten zu sparen, nutzte man dabei das verkürzte Fahrgestell des Lagonda Series II. Für den klassischen V8-Motor entstand gemeinsam mit Callaway Cars in den USA ein neuer Vierventilzylinderkopf. Dieser half auch dabei das Triebwerk auf die damals gültigen Abgasvorschriften anzupassen.

Virage-Verkauf floppte ab 1992

Vor der Weltpremiere der neuen Modellreihe, die den seit 1972 gebauten Aston Martin V8 ersetzen sollte, fand ein Namensfindungswettbewerb statt. Letztlich setzte sich dabei der damalige Firmenchef Victor Gauntlett mit dem Wort „Virage“ durch, das im französischen „Kurve“ bedeutet. Im Oktober 1988 zeigte man das fertige Auto erstmals auf der Birmingham Motor Show. Erste Kundenfahrzeuge rollten jedoch erst ab Januar 1990 zu den Händlern. Anfänglich erfreute sich der Virage durchaus ordentlicher Nachfrage. So entstanden bis 1991 insgesamt 346 Exemplare. Zum Vergleich: Vom indirekten Vorgängermodell DBS V8 baute man 402 Stück zwischen 1970 und 1972. Allerdings brach die Nachfrage nach dem Virage ab 1992 komplett ein. Mit jeweils weniger als zehn Fahrzeugen pro Jahr konnte sich die Marke nicht über Wasser halten. Auch die Einführung der Werksleistungssteigerung durch einen von 5,3 auf 6,3 Liter Hubraum erweiterten Motor hatte nur mäßigen Erfolg – insgesamt 31 Fahrzeuge liefen vom Band.

Optische Weiterentwicklung durch den Vantage

Bedingt durch die geringen Verkaufszahlen ging es der gesamten Marke Aston Martin finanziell nicht gut. Geld für ein neues Modell war nicht vorhanden. Weiterentwicklungen waren ebenfalls nur in begrenztem Maße möglich. 1993 erschien der Virage Vantage mit modernisierter Optik und kompressoraufgeladenem V8-Triebwerk. Scheinwerfer und Rückleuchten unterschieden sich vom Urmodell des Virage. Diese optische Basis diente ab 1996 als Grundlage für den neuen Aston Martin V8, der den Virage ersetzte. Der V8 kam mit einem modifizierten Achtzylinder-Saugmotor und der neuen Karosserie in den Handel. Dabei blieb die Option einer Leistungssteigerung mittels Hubraumvergrößerung erhalten. Darüber rangierte der V8 Vantage, von dem es in den Folgejahren die Sondermodelle V550, V600 und Le Mans mit Leistungssteigerungen gab. Sowohl den Virage als auch den V8 und den Vantage bot Aston Martin neben der Coupé-Form auch als offenen Volante an.

21 Sonderkarosserien ab Werk

Sehr selten blieben hingegen Sonderkarosserien vom Aston Martin Service Department. Heute kennt man diese Abteilung als Klassikerabteilung Aston Martin Works. Hier baute das Werk 21 Virage Coupés in dreitürige Shooting Brakes (fünf Exemplare), viertürige Limousinen (neun Exemplare) und fünftürige Kombis namens Vacances (französisch für „Ferien“, sieben Exemplare) um. Vom Vacances hätte es ursprünglich nur ein Unikat für den deutschen Autosammler Dr. Roland Müller geben sollen. Allerdings erblickte Prinz Jeffry, der Brudes des Sultans von Brunei diesen Wagen im Rahmen eines Werksbesuches und bestellte seinerseits gleich sechs Stück. Chassisnummer 50005 ist das ursprüngliche Auto und erhielt eigentlich die damals angebotene Dreigang-Automatik. Später tauschte Aston Martin Works diese gegen ein manuelles Fünfgang-Getriebe aus. Im Kofferraum wurde eine klappbare zusätzliche Sitzbank verbaut. Bonhams versteigert den Vacances in Paris im Februar. Dabei erhofft man sich einen Zuschlagspreis zwischen 150.000 und 250.000 €.

Bilder: Bonhams