Aston Martin DB2/4 Bertone Coupé

1953 ersetzte Aston Martin den DB2 durch den deutlich weiterentwickelten DB2/4, der aus heutiger Sicht nach korrekter Zählweise besser DB3 hätte heißen müssen – denn 1959 ersetzte ihn der DB4. Im Vergleich zum Vorgängermodell erhielt er in allen Karosserieformen 2+2 Sitze, also zwei vollwertige Plätze in der ersten Reihe und Notsitze im Fond, die sich oftmals besser als zusätzlicher Gepäckraum denn als Sitzgelegenheiten eignen. Für Einkäufe und kleinere Reisetaschen bot der Sportwagen jedoch auch erstmals eine ins Heck integrierte Klappe. Insgesamt fertigte Aston Martin 1.315 Exemplare in drei Bauserien sowie als Coupé oder Cabriolet. Wobei, nicht ganz. Denn insgesamt neun Chassis (sechs der ersten und drei der zweiten Bauserie) erhielten keine Werkskarosserie. Stattdessen bauten Touring und Bertone elegante Spider aus ihnen, während Bertone ein Chassis für den amerikanischen Unternehmer und Auto-Importeur Stanley H. ‚Wacky‘ Arnolt zurückhielt und schließlich mit einer eigenständigen Coupé-Karosserie versah.

‚Wacky‘ Arnolt war durch diverse Patente zu Geld gekommen, die er in den 1930er Jahren günstig erworben und im Zweiten Weltkrieg teuer verkauft hatte. Ab 1950 verkaufte er in Chicago vor allem britische Fahrzeuge von Aston Martin, Bentley, MG, Morris, Riley und Rolls-Royce. Ein Jahr später sicherte er Nuccio Bertone vertraglich die Abname von 100 Exemplaren eines Bertone-MG als Coupé und Cabrio zu, der auf dem Turiner Autosalon debütiert hatte. 1953 bestellte er bei Bertone die oben erwähnten Spider auf Basis des Aston Martin DB2/4. Schließlich folgte Chassisnummer LML/765, das letzte Chassis, das von Aston Martin an Mr Arnolt verkauft wurde, da man ihn dort inzwischen eher für einen Konkurrenten als für einen Kunden und Geschäftspartner hielt. Der Grund dafür waren die Bertone Spider, die er für ordentliche Aufpreise verkaufen konnte. Das finale Fahrzeug erhielt schließlich als einziges eine Coupé-Karosserie, wobei heute nicht mehr sicher gesagt werden kann, welcher der Bertone-Designer hier hauptsächlich am Werk war. Einige Details sprechen für Franco Scaglione.

Die Umgestaltung betraf nicht nur die elegante, scharf gezeichnete Karosserie mit ihrer schnell abfallenden Dachlinie und der langen Motorhaube, sondern auch das Interieur. Im Vergleich zum normalen Aston Martin DB2/4 erhielt das Bertone Coupé ein eigenständiges, schmaleres Armaturenbrett. Es wurde ein derartig guter Entwurf, dass Bertone das ursprünglich weiß lackierte Fahrzeug auf dem Turiner Autosalon 1957 präsentierte und gemeinsam mit Arnolt eine Kleinserie plante, zu der es aufgrund des Zerwürfnisses zwischen Arnolt und Aston Martin jedoch nie kam.

Kurz nach der Automesse in Turin übernahm der französische Autofan Henry Pagezy aus Paris den Wagen und behielt ihn fast 20 Jahre lang. Rund um 1976 erfolgte ein Verkauf an John G. Gyann in Chicago. Weitere 19 Jahre später wechselte der DB2/4 Bertone in die Sammlung von Lawrence Hoyt in San Leandro/Kalifornien und schließlich in die Hände des heutigen Besitzers. Im Laufe der Zeit erfolgte eine umfangreiche Restaurierung nebst Umlackierung der Karosserie auf klassisch-italienisches Rot. Diese liegt jedoch einige Jahre zurück, weshalb eine erneute technische Überarbeitung durchaus nötig sein könnte. Gooding & Company bietet das Einzelstück am kommenden Wochenende in Scottsdale an und erwartet einen Zuschlagspreis zwischen 600.000 und 800.000 US$.

Bilder: Gooding & Company