Allard P2 Safari

Über die Automarke Allard, die 1946 durch den britischen Rennfahrer Sydney Allard im Londoner Stadtteil Clapham begründet wurde, ist vielen Autofans nur wenig bekannt. Sie gehört zu diversen Herstellern, die als Traumverwirklichungen ihrer jeweiligen Gründer an den Kundenwünschen vorbeientwickelten und daher nach nur wenigen gebauten Autos ihre Tore schließen musste. Allard existierte immerhin 20 Jahre lang und produzierte in dieser Zeit knapp über 1.800 Fahrzeuge in dreizehn unterschiedlichen Modellreihen, die teils nochmal in verschiedene Varianten unterteilt waren. Die Vorgeschichte der Firma begann bereits 1936, als Sydney Allard großvolumige V8-Triebwerke in britische Rahmen verbaute und damit renntüchtige Specials erschuf. Insgesamt sollen bis zum Kriegsbeginn 12 Stück entstanden sein. Nach Kriegsende übernahm die nun offiziell begründete Firma Allard die Räumlichkeiten des pleite gegangenen Karosseriebauers Southern Motor Company und präsentierte kurz darauf den Rennroadster J1, den es wahlweise mit 3,6 oder 3,9 Litern Hubraum gab. Parallel dazu gab es den komfortableren Straßensportwagen K1 und die seltenen Viersitzer L und M.

Beide Modellvarianten J und K wurden 1949 und 1950 deutlich überarbeitet und erhielten dadurch die Namen J2 und K2. Vom J2 erschien zudem 1951 die nochmals kräftigere J2X-Version mit 4,4 Litern Hubraum und rund 150 PS. Der zweisitzige Sportwagen K2 wurde 1952 zum K3 weiterentwickelt. Für Fahrer mit etwas größerer Familie erschien 1949 der P1 als zweitürige Limousine mit fünf Sitzplätzen. Bereits drei Jahre später erfolgte eine Modellpflegemaßnahme zum P2, durch die beispielsweise die Hauptscheinwerfer aus den Kotflügeln in den Zwischenraum zwischen Kotflügeln und Motorhaube wanderten. Zudem reduzierte Allard die Größe des Kühlergrills und verbaute auf Wunsch Zusatzscheinwerfer auf der verchromten Stoßstange. Seitlich integrierte man die auslaufenden Kotflügellinien nahtlos in die Karosserie und auch die Heckpartie erhielt ein paar Modifikationen. Mit dem P1 gelang vor der Umstellung im Januar 1952 der wohl größte Motorsporterfolg der Markengeschichte. Sydney Allard gewann mit seinem Beifahrer George Warburton die Rallye Monte Carlo. Zuvor hatte es mit anderen Allard-Modellen bereits Erfolge bei Bergrennen und kleineren Rallyes gegeben. Selbst bei den 24 Stunden von Le Mans nahm die Marke mehrfach teil, erreichte 1950 den dritten Gesamtrang und lag 1953 sogar kurzzeitig in Führung.

Die Einsätze im Motorsport brachten Allard allerdings nur beim J2 und J2X größere Verkaufserfolge ein, die sich nicht auf die restliche Modellpalette ausdehnen ließen. So entstanden vom P2 beispielsweise lediglich elf Exemplare in fünf Produktionsjahren. Für das Modelljahr 1953 führte Allard im Sommer 1952 die Karosserievariante Safari, einen zweitürigen Kombi im Shooting-Brake-Stil mit fünf Sitzplätzen ein. Angetrieben wurde er wie die Limousine vom 3,6 Liter großen V8-Triebwerk aus dem Ford Pilot mit rund 85 PS. Auf Sonderwunsch gab es alternativ einen 5,4-Liter-V8-Motor von Cadillac. Bei gleichem Radstand von 2.845 Millimetern bot dieser Wagen dank 152 Millimetern mehr Länge im Heckbereich deutlich mehr Stauraum. Wie bei vielen Kombis der damaligen Zeit machte man den strukturellen Holzrahmen von außen sichtbar und verlegte die Aluminiumbeplankung darunter. In den USA nannten man entsprechende Fahrzeuge liebevoll ‚Woodie‘. Trotz der durchaus ansprechenden Optik konnte Allard bis Mitte 1953 nur zehn Exemplare absetzen, von denen aktuell noch vier bekannt sind. Eines davon mit dem seltenen Cadillac-Motor steht nun bei Silverstone Auctions bereit, um über eine Onlineversteigerung am 31. Juli einen neuen Besitzer zu finden. Als Estimate erwartet man dabei einen Zuschlagspreis zwischen £ 45.000 und £ 55.000 (rund 49.500 bis 60.500 €).

Aufgrund der eher geringen Verkaufszahlen der großen Modell wandte sich Allard ab 1953 dem damals boomenden Markt der Kleinstwagen zu und brachte den Clipper heraus. Nach lediglich rund 20 Exemplaren ließ man das Projekt jedoch mangels Nachfrage fallen und konzentrierte sich stattdessen bis 1959 auf den 1952 präsentierten Palm Beach. Dieser zweisitzige Roadster mit wahlweise 1,5 oder 2,6 Liter großem Ford-Triebwerk konnte trotz seiner recht modernen Optik nicht überzeugen und verkaufte sich wohl nur 44-mal. Bis 1966 verkaufte man Ersatzteile für die bestehenden Kundenfahrzeuge, dann schloss sich das ursprüngliche Kapitel Allard mit dem Tod des Firmengründers. Seither gab es diverse Wiederbelebungsversuche, von denen heute nur noch die Allard Motor Works LLC in Montreal, Kanada, existiert, wo eine modernisierte Variante des J2X entsteht.

Bilder: Silverstone Auctions