Alfa Romeo 6C

In den 1930er und 40er Jahren gehörte der Alfa Romeo 6C zu den teuersten Sportwagen der Welt. Alles begann mit dem Rennsportwagen 6C 1500, von dem 1.075 Exemplare mit und ohne Kompressoraufladung entstanden sind. Zwei Jahre später folgte die Variante 6C 1750, die sich vor allem mit Zagato-Karosserie im Motorsport einen Namen machte. Weitere Hubraumvergrößerungen auf 1,9 und 2,5 Liter folgten 1933 und 1934 erstmals mit Zylinderköpfen aus Leichtmetall und weiteren Verbesserungen des genialen Motorentechnikers Vittorio Jano. 1937 fuhren zwei 6C 2300 einen doppelten Klassensieg bei der Mille Miglia und einen Dreifachsieg bei der Targa Abruzzo in Pescara ein.

Neben den Rennfahrzeugen gab es immer wieder Fahrgestelle, die auf Kundenwunsch an externe Karosseriebauer geliefert wurden, wo sagenhafte Sportwagen-Aufbauten entstanden sind. Ein solches Fahrzeug auf Basis eines späten 2300B-Chassis rollte 1938 aus den Hallen von Graber in der Schweiz. Insgesamt baute Graber nur vier 6C Cabriolets auf, von denen nur dieses Exemplar Fahrwerk und Motor nach Mille-Miglia-Spezifikationen erhielt. Erstbesitzer war Martin Müller, der damals Chef der größten Weizenmühle der Schweiz, der Bruggmühle Goldach, war. 2014 erfolgte eine umfangreiche Restaurierung, die den Wagen wieder in den Auslieferungszustand versetzte.

1939 präsentierte Alfa Romeo letztmalig eine Weiterentwicklung des 6C, nun als 2500 mit 2,5 Litern Hubraum und 102 PS. Nach der Kriegsunterbrechung nahm man zwischen 1946 und 1953 die Produktion des 6C 2500 noch einmal auf und erhöhte damit die Gesamtanzahl dieser Variante auf 1.830 Exemplare. Vier davon erhielten eine ‚Supergioiello‘ (Superjuwel) Karosserie von Ghia. Drei davon basierten auf unveränderten Alfa Romeo Fahrwerken, während das von uns gezeigte Auto einen Zusatzrohrrahmen von Gilco erhielt. Gilco ist eine Firma, die auch Fahrgestelle für Lancia, Maserati und die allerersten Ferraris herstellte. Dieses Leichtbauchassis aus dem Jahr 1950 hatte viele Vorzüge im Vergleich zu den Stahlfahrgestellen ab Werk. Interessanterweise datieren Motor, Getriebe und Fahrwerkskomponenten dieses Autos von 1948. Ausliefernder Händler war SIRCA in Mailand, der damals eine Ghia-Vertretung hatte. 1959 wechselte das Auto nach Großbritannien und fand dann nach einigen Jahren über Österreich und die Niederlande seinen Weg 2016 in die USA. Dort fand eine zweieinhalbjährige Restaurierung statt, bei der unter anderem die Spuren einer vorherigen Restaurierung wieder beseitigt wurden. Das Auto präsentiert sich nun wieder im Auslieferungszustand.

Beide Alfa Romeo 6C, sowohl der 2300 B mit Graber Cabrio-Aufbau als auch der 2500 Ghia Supergioiello, sollen beim Concours of Elegance am Hampton Court Palace gezeigt werden. Allerdings gilt an dieser Stelle vorsichtigen Optimismus walten zu lassen, denn noch kann niemand absehen, ob die Corona-Pandemie bis zum geplanten Termin vom 4. bis 6. September beendet ist und damit auch in Großbritannien wieder Großveranstaltungen stattfinden können.

Bilder: Concours of Elegance